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  Interview: Im Gespräch mit: Aileen P. Roberts
Geschrieben am Sunday, 14.June. @ 08:38:45 CEST von Guido
 
 
  Interview Aileen P. Roberts wurde 1975 in Düsseldorf geboren. Kürzlich erschien von ihr mit "Die Zeit der Sieben" bei Goldmann der Auftakt zu dem Fantasy-Zweiteiler "Thondras Kinder", der im Winter mit "Am Ende der Macht" abgeschlossen wird. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat sich mit der Autorin unterhalten.


Hallo Aileen, wenn ich mir den kurzen Abriss Deines Werdegangs vor Augen halte, dann scheinst Du Deine Ausbildung aber auch die Hobbies sehr bewusst in Richtung Fantasy ausgerichtet zu haben. Pferde, Schwerter, die Highlands - würdest Du lieber in archaischen Highlands leben?

Ja, das stimmt, obwohl ich erst seit etwa vier Jahren schreibe. Im Prinzip hat sich alles - ob bewusst oder unbewusst - in Richtung Fantasy/Schottland entwickelt. Mit Kompromissen bin ich bisher eher gescheitert, eine angefangene Banklehre mit 16 habe ich nach einem halben Jahr geschmissen - das war nichts für mich. Auch eine Vielzahl anderer „normaler“ Angestelltenjobs war eher von kurzer Dauer :-) Irgendwann hat ein potenzieller neuer Arbeitgeber in einem Vorstellungsgespräch mal gesagt: „Bei dem, was Sie alles schon gemacht haben, müssten Sie mindestens 50 sein!“ :-) und damals war ich erst Mitte zwanzig und habe noch nicht mal geschrieben! Also, in Schottland leben - eindeutig JA! Archaisch muss nicht sein, dafür habe ich zu wenig Zeit, mit dem Schwert zu trainieren ;-) Nein, mal im Ernst, ich befürchte, da würde ich dann doch die eine oder andere kleine Annehmlichkeit vermissen - nicht zuletzt meinen Computer!

„Die Zeit der Sieben“ überraschte mich zunächst, da Du ganz entgegen meinen Erwartungen nicht etwa bewusst eine weibliche Protagonistin gewählt hast, sondern Deine Geschichte aus der Sicht eines Steppenjungen und einer Bauerntochter erzählst. Warum hast Du Deine Heldin nicht mehr in den Mittelpunkt gerückt?

Da es ja um mehrere Hauptpersonen geht, habe ich eigentlich bewusst nicht nur aus der Sicht der Heldin erzählt. Außerdem ist Rijana - als die Jüngste - ja zunächst das vermeintlich schwächste Mitglied der Geschichte. Ich wollte keine „Überheldin“, die von Anfang an die Beste und Tollste ist und unrealistisch gut kämpft. Sie sollte sich erst im Laufe der Geschichte entwickeln.

Von den geweissagten Sieben sind ja nur zwei Frauen - warum?

Hmm, das hat eigentlich keinen speziellen Grund, ich dachte nur, bei mehr als zwei Frauen gibt es vielleicht zuviel Zickenterror :-) Ursprünglich hatte ich sogar nur sieben Söhne Thondras im Kopf, aber dann habe ich gedacht, zumindest zwei Frauen machen das Ganze interessanter.

Ich fand insbesondere den Steppenjungen Ariac einen sehr interessanten Charakter. Hast Du Dich hier von den Indianervölkern Nordamerikas inspirieren lassen?

Ja, doch ein wenig schon. Das Steppenvolk kann man vielleicht ein wenig als eine Mischung aus Indianern und den Nomaden/Reitervölkern der Mongolei sehen, wobei mein Steppenvolk doch noch eine eigene Kultur hat.

Du benutzt bekannte Fantasy-Versatzstücke - die Prophezeiung, magische Waffen, eine Gruppe jugendlicher Helden, böse Herrscher, Elfen und Zwerge - warum hast Du Deine Geschichte an den Vorbildern angelehnt, und wer sind für Dich literarisch Deine Vorbilder?

Vielleicht, weil ich selbst Geschichten mit Elfen Zwergen Und so weiter mag. Ich habe auch schon mal ein Fantasybuch ohne diese Völker geschrieben, aber ich finde, bei „Thondras Kinder“ haben sie einfach gut ins Geschehen hineingepasst. Sicher hätte ich auch ganz andere Völker erfinden können, aber ich finde, das hätte von der eigentlichen Story abgelenkt - die Entwicklung und der Kampf der Sieben - da hätten ausführliche Erklärungen zu anderen Völkern und ihren Strukturen vielleicht nur gestört. Bei Elfen, Zwergen Orks etc. weiß der Fantasyleser einfach mehr oder weniger wo er dran ist, man kann sich auf die Story konzentrieren. Wobei ich immer ganz gern zumindest als „Nebendarsteller“ Eigenkreationen erschaffe, z.B. die Finstergnome (ich bitte im Voraus um Verzeihung, falls es die doch schon irgendwo in einem mir unbekannten Werk geben sollte), die Waldgeister, oder in einem meiner anderen Bücher z.B. die Fiiljas.
Die magischen Schwerter fand ich einfach sinnvoll, da man ja etwas braucht, um „Die Sieben“ zu kennzeichnen - und was ist für einen Krieger besser geeignet als ein Schwert. Außerdem hilft es meiner Meinung nach, Rijana und Saliah realistischer zu wirken. Mit einem magischen Schwert haben sie eine reelle Chance gegen größere, kräftigere Männer, Orks und Trolle.
Zu meinen literarischen Vorbildern - ich selbst mag z.B. die „Shannara“-Bücher von Terry Brooks sehr, „Der Drachenbeinthron“ von Tad Williams, Salvatore mit seiner „Dunkelelfen“-Reihe, auch Michael Ende - und natürlich Tolkien. Diana Gabaldon - weil ich Schottlandstorys mag - oder auch Jules Watson. Die Reihe ist lang, es gibt viele Bücher die ich mag. Ich lese auch hin und wieder gerne englische Bücher, die ich von meinen Schottlandreisen mitbringe, das sind oft eher unbekannte Autoren aus der jeweiligen Region.

Zunächst zeichnest Du Deine Figuren recht eindeutig schwarz und weiß. Der böse Despot Scur, die guten Magier - später relativiert sich Manches, drehst Du Figuren, ja ganze Gruppen - ist das etwas, das Du gerne machst, den Leser zunächst auf eine vermeintlich vertrauten Fährte locken, und dann überraschen?

Ertappt ;-) Viele Fantasybücher sind schwarz-weiß gezeichnet. Manche Leser mögen oder erwarten das, andere stören sich daran. Das ist Geschmacksache, aber ich glaube, dass man auch in einer Fantasywelt zeigen kann, dass sich manchmal auch vermeintlich gute Wesen durch Gier, Macht, Eifersucht oder was auch immer, zu Taten hinreißen lassen können, die ihnen einen Vorteil verschaffen.

Bislang hast Du vornehmlich in Deinem eigenen Verlag publiziert. Wie war hier die Reaktion auf Deine Bücher? Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, von den Lesern überhaupt wahrgenommen zu werden. Wie hast Du es geschafft, dass Pferdefans wie Fantasyfreunde überhaupt erfahren haben, dass es Deine Bücher gibt?

Oh ja, das war am Anfang wirklich schwierig! Wenn man in Foren und anderswo liest, ist doch meist die einstimmige Meinung: „Eigenverlag - vergiss es, du verkaufst vielleicht 20 Bücher im Freundeskreis und das war’s“. Tja, nachdem ich aber nicht immer unbedingt was darauf gebe, was andere Leute sagen, habe ich’s trotzdem probiert. Sicher war das zu Anfang auch teilweise frustrierend. Mit den Pferde- und Schottlandromanen war es noch etwas einfacher. Ich bin - und mache das auch noch immer - teilweise mit meinem Pferd (als „Das Pony zum Buch“) auf Reitsportveranstaltungen gegangen, habe meine Bücher und Highlandponies vorgestellt. Außerdem gibt es eine Menge Pferdezeitschriften, wo man werben kann. Und ganz plötzlich ist es angelaufen. Ich denke, da ist auch viel Mund-zu-Mund-Propaganda dabei und vielleicht habe ich mit „Rhiann“ auch ein bisschen eine Marktlücke erwischt - ein Buch, das mehr auf ältere Jugendliche zugeschnitten ist, das aber auch erwachsene Pferde- und Schottlandfans gut lesen können. Fantasy fand ich da fast noch schwieriger. Sicher, ich habe überall Links reingesetzt, hier und da hat mal ein Internetportal eine Rezension gemacht. Als „Dionarah - Das Geheimnis der Kelten“ rausgekommen ist, habe ich auf einmal deutlich mehr Bestellungen gehabt, aus ganz Deutschland, letztes Jahr sogar aus Kanada und von den Azoren :-) Woran es liegt kann immer schwer sagen. Auf jeden Fall laufen die Bücher deutlich besser,, als ich zu Anfang erhofft habe. Reich bin ich noch nicht :-) und es steckt verdammt viel Arbeit dahinter, aber es macht mir Spaß.

Wie kam es dann zu dem Kontakt mit Goldmann?

Ich habe natürlich Manuskripte zu großen Verlagen geschickt, auch schon am Anfang, aber nachdem Geduld nicht unbedingt zu meinen größten Tugenden gehört, habe ich dann einfach selbst veröffentlicht und Manuskripte der Bücher an Verlage geschickt, die neu waren und die ich im Moment noch nicht selbst veröffentlichen wollte oder konnte. Und „Thondras Kinder“ war eben eines dieser Manuskripte, das ich fertig hatte und verschickt habe. Als dann der Goldmann Verlag angerufen hat und meinte, ihnen gefällt die Leseprobe und ich soll doch mal das ganze Buch schicken, habe ich es kaum glauben können. Gelegentlich muss ich mich immer noch kneifen, um zu glauben, dass es jetzt veröffentlicht ist.

Musstest Du mit dem Lektor viel in Klausur gehen?

Nein, erfreulicherweise nicht. Man hört ja immer wieder Horrorgeschichten, dass manche Autoren mehr oder weniger die ganze Geschichte oder Charaktere umschreiben müssen. Sicher haben wir hier und da etwas geändert, aber im Prinzip ist alles so, wie ich es mir gewünscht habe. Meine Lektorin hat bei Teil 1 hier und da einige eher unwichtige Passagen gekürzt, was aber auch ganz gut so war, im Kürzen bin ich nicht sehr gut. Bei Teil 2 musste ich ein paar Dinge ändern, aber nichts ganz Wesentliches und im Prinzip gefällt es mir jetzt auch besser. Die Story blieb erhalten, wurde nur etwas verbessert - so soll es ja auch sein. Überhaupt finde ich das ganze Goldmann-Team, das ich bisher kenne durfte, sehr nett!

Nun legst Du, ganz anders als sonst üblich, nur einen Zweiteiler vor - wie weit ist der anschließende Band gediehen, gibt es Anknüpfungsmöglichkeiten für weitere Titel aus derselben Welt, oder ist die Geschichte erzählt?

Im Prinzip ist „Thondras Kinder“ eine einzige Geschichte, aber das wäre als ein Buch zu dick geworden. Ich hatte eben gedacht, es würde sich als Zweiteiler anbieten und der Goldmann Verlag war einverstanden. Mit Band 2 ist die Geschichte zu Ende. Ich persönlich bin kein Fan von ewigen Fortsetzungen. Okay, es kann gut gehen und spannend bleiben, oft aber auch eben nicht. „Thondras Kinder“ ist mit „Am Ende der Zeit“ fertig erzählt - da schreibe ich lieber ein neues Buch in einer neuen Welt.

Inwieweit hattest Du Einfluss auf die Gestaltung des Buchs?

Erfreulicherweise bin ich gefragt worden, wie ich mir das Cover vorstelle. Bei diesem Buch hatte ich eigentlich - anders als bei den anderen Büchern - keine genauen Vorstellungen, wie es aussehen soll. Ich hatte etwas mit Schwertern, Gestalten in Umhängen, eventuell Pferde im Sinn. Als ich das Cover gesehen habe, war ich zuerst überrascht - aber ich finde es richtig toll und denke, es passt auch gut zur Story. Es hat mich auch gefreut, dass mein Titel „Thondras Kinder“ geblieben ist. „Die Zeit der Sieben“ kam vom Verlag, „Am Ende der Zeit“ war einer meiner Vorschläge.

Wie die meisten Autoren nutzt auch Du den allwissenden Erzählstil. Warum keinen Ich-Erzähler?

Besonders in diesem Buch, mit den vielen Hauptcharakteren, erschien mir dieser Erzählstil sinnvoller. Ehrlich gesagt habe ich bisher immer den allwissenden Erzähler benutzt. Ich finde, man kann so besser auf die Gefühle und Gedanken der Akteure eingehen, obwohl ich mir grundsätzlich schon vorstellen könnte auch mal im „Ich-Stil“ zu schreiben, wenn es denn zum Buch passt.

Hast Du aus Deinen Büchern schon einmal öffentlich gelesen? Wie war das für Dich, die direkte Rückmeldung zu bekommen?

Vor meiner ersten offiziellen Lesung war ich unglaublich aufgeregt, und ich habe es auch noch nicht allzu oft getan. Aber ich muss sagen, nachdem ich mich überwunden habe, hat es mir Spaß gemacht und ich habe mich über die Fragen und das Interesse gefreut.

Wie kommst Du sonst mit Deinen Lesern in Kontakt? Du hast ja einen sehr liebevoll aufgemachten Internetauftritt.

Vielen Dank! Wie weiter oben geschrieben, ich gehe gelegentlich auf Reiterfeste, und war erst letztes Wochenende während der Kulturtage auf einem Reiterhof in Hitzacker. Ansonsten habe ich schon eine Menge sehr netter Emails von Lesern bekommen, worüber ich mich immer sehr freue! Ich habe ja eine Kontaktmail auf der „Über die Autorin“-Seite. Manche haben sich auch im Gästebuch verewigt. Zurzeit begleite ich außerdem eine Leserunde bei www.lies-und-lausch.de und werde demnächst eine Buchvorstellung an einer Schule machen.

Vielen Dank, dass Du Dir für unsere Leser Zeit genommen hast. Wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute!

Gern geschehen, es hat mir Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten und ebenfalls vielen Dank für euer Interesse!


Carsten Kuhrs Rezension zu Aileen P. Roberts’ „Die Zeit der Sieben - Thondras Kinder 1“ ist hier zu finden.
 
 
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