Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Schwindt, Peter: Flüsternde Schatten - Libri Mortis 1 (Buch)

Peter Schwindt
Flüsternde Schatten
Libri Mortis 1
Titelillustration: Mauritius
Loewe Verlag, 2006, Hardcover, 396 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 3-7855-5875-9

Von Carsten Kuhr

Die 16-jährige Rosalie steht im Mittelpunkt der neusten Trilogie Peter Schwindts. Rosalie hat es nicht einfach. Ihr Valter, ein angesehener Psychiater einer Pariser Klinik hat bedingt durch seine Arbeit wenig Zeit für sie, die Großmutter leidet an Blutkrebs im Endstadium, und ihre Mutter liegt seit ihrer Geburt im Koma. Ihre Leistungen in der Schule lassen zu wünschen übrig, die Versetzung ist akut gefährdet. Dann bekommt sie zu ihrem Geburtstag neben der alljährlichen Auseinandersetzung zwischen ihrem Vater und ihrer Oma über die Abschaltung der Maschinen, die ihre Mutter künstlich am Leben halten, einen alten Anhänger ihrer Mutter geschenkt. Als sie ihn anlegt blickt ihr in dem alten Spiegel an der Wand eine Fremde entgegen. Das gibt es doch nicht. Dann beginnt sie in der Schule einen Mann zu sehen, den sonst niemand anders wahrzunehmen scheint. Stimmen flüstern aus dem Ablauf, dem Kamin und dem Keller. Als sie den Hausmeister zur Ableistung einer Strafarbeit im Keller sucht, stößt sie auf einer Tür, auf der seit der Besetzung durch die Wehrmacht »Zutritt verboten« prangt. Ihre Neugier ist geweckt, was und wer verbirgt sich hinter der Tür, führt diese nur in die unterirdischen Katakomben der französischen Metropole? Zusammen mit einem Freund bricht sie in die Schule ein. Wieder begegnet ihr der mysteriöse Fremde, den ihr Freund zwar nicht sehen kann, dessen Anwesenheit er aber spürt. Als sie ein Portrait des Unheimlichen zeichnet erkennt eine Sekretärin den seit 16 Jahren verschwundenen, von der Polizei gesuchten früheren Hausmeister. Versteckt dieser sich seitdem in den Katakomben, oder steckt noch mehr hinter den Vorkommnissen?


Peter Schwindt hat zuerst mit der fünf-bändigen Reihe um »Justin Time« (Loewe Verlag) auf sich aufmerksam gemacht. Hier bot er spannende, in sich nicht immer ganz logische Zeitreisegeschichten für ein jugendliches Publikum. Im Frühjahr startete im Ravensburger Verlag dann seine »Gwydion«-Trilogie, die bislang gewohnte Fantasy-Kost ohne besondere Highlights bot. Mit vorliegendem Band startet er wiederum eine phantastisch angehauchte Jugendbuchreihe. Nach der SF und Fantasy ist diesmal Mystery angesagt. Seine Handlung hat er in Paris angesiedelt. Wer nun aber meint, dass das Buch vom besonderen Flair der Seine-Stadt geprägt ist, der sieht sich getäuscht. Schwindt berichtet uns in vielen kleinen Details in sich überzeugend vom Leben einer Jugendlichen in der französischen Hauptstadt. Dabei thematisiert er die nicht erst seit den Unruhen explosive Situation der Immigranten, der Zwei- ja Dreiklassengesellschaft, die zu den sozialen Aufständen führt. Die nordafrikanischen Einwanderer haben kaum eine Chance auf Ausbildung oder einen Beruf, das Abgleiten in die Kriminalität scheint unabwendbar. Hier lässt Schwindt viel Realität, viel Tagespolitik in seine Handlung einfließen. In diesem realistischen Umfeld führt er seine, vom Schicksal arg gebeutelte Protagonistin ein. Ein introvertiertes Mädchen an der Schwelle zur Frau, die unter diversen Traumata leidet. Ich konnte ihre Verzweiflung gut nachvollziehen - die Mutter seit ihrer Geburt im Koma, der Vater der sie für den Verlust unbewusst verantwortlich macht, die Großmutter, die sie benutzt um ihre Auseinandersetzung mit ihren Schwiegersohn voranzutreiben, keine echten Freunde - ein verlorenes Wesen begegnet uns hier. Als es dann zu der Wahrnehmung der ersten Erscheinungen kommt fragte ich mich unwillkürlich, ob sie sich die Begegnungen nur einbildet. In dieser Hinsicht legt Peter Schwindt das bislang Überzeugendste seiner Veröffentlichungen vor.

Die eigentlich faszinierende unterirdische Welt der Stadt der Liebe bleibt dagegen hinter ihren Möglichkeiten zurück. Zu wenig macht der Autor für meinen Geschmack aus den Katakomben, den ehemaligen Friedhöfen und Kalkgruben. Diese Welt in der nie Tageslicht herrscht hätte sich mit ihrer düsteren, ja morbiden Atmosphäre dafür angeboten, hier viel intensiver die mystischen Elemente hervortreten zu lassen. Vielleicht halten die beiden restlichen Romane hier noch entsprechendes für uns bereit.
Stilistisch ansprechend, ohne allerdings mit großen Feinheiten aufzuwarten fesselt mich die Geschichte um die Vorgänge unter dem Erdboden, über den geheimnisvollen Gegenspieler unserer Heldin dennoch. Schwindt macht mich neugierig darauf, was Rosalie weiter zustoßen wird, und warum unsere Heldin überhaupt in die Geschehnisse verwickelt wird.

hinzugefügt: July 15th 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Loewe Verlag
Hits: 2984
Sprache: german

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]