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Stache, Rainer: Perry Rhodan – Überlegungen zum Wandel einer Heftromanserie (Buch)

Rainer Stache
Perry Rhodan – Überlegungen zum Wandel einer Heftromanserie
Titelgestaltung von Ronald Hoppe
Shayol Verlag, 2002, Paperback, 302 Seiten, 18,90 EUR, ISBN 3-926126-19-1

Von Christel Scheja

Die seit 1961 kontinuierlich erscheinende „Perry Rhodan“-Serie kann man wohl zu Recht als die langlebigste Space-Opera bezeichnen. Nur wenige andere Heftromanserien anderer Genres sind älter und haben es auf mehr Bände gebracht wie z. B. „Jerry Cotton“.
Im Laufe der Jahre blieb es nicht aus, dass „Perry Rhodan“ immer wieder harscher Kritik ausgesetzt war. „Faschistisch“ und „militaristisch“ waren und sind nur zwei der beliebten Schlagworte. Bereits in den 70ger Jahren erschienen Analysen, die den literarischen Unwert der so genannten „Trivialliteratur“ nachweisen wollten.

Rainer Stache ging in seiner Analyse „Perry Rhodan – Überlegungen zum Wandel einer Heftromanserie“, die bereits 1986 erschien, einen anderen Weg. Es geht ihm vor allem darum die Veränderungen in der Serie im Laufe ihrer langen Geschichte darzustellen. Neben politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen waren auch neue Autoren dafür verantwortlich, dass „Perry Rhodan“ nicht stehen blieb und irgendwann eingemottet wurde. Wie das vonstatten ging, ist im Folgenden zu lesen.
Der Autor betrachtet die Serie nicht aus dem Blickwinkel eines literarisch ausgesichteten Germanisten, sondern aus dem Kontext, in den sie eingebettet ist. Das zeigt sich schon im ersten Teil des Exkurses, in dem er den wertungsfreien Begriff Paraliteratur def
iniert, den er im Folgenden anstatt von „Trivial- oder Schundliteratur“ oder gar „Heftchen“ benutzt. Danach stellt er das Umfeld der Serie vor. Welchen Stellenwert hat Paraliteratur in Deutschland? In welchen Genres und welchen Auflagen erscheinen Heftromane? Welchen Anspruch erhebt man gegenüber Paraliteratur?
Erst dann geht er näher auf die Serie selbst ein. Wie ist sie entstanden, und welche Konzepte hat man später verworfen, welchen Regeln mussten die Autoren folgen? Welche Autoren prägten sie, und welchen Einfluss hatte der Verlag aufgrund von kaufmännischen Überlegungen und Merchandise? Welchen Einfluss hatten Veränderungen in Politik und Gesellschaft auf „Perry Rhodan“? Grob stellt Rainer Stache dann die Entwicklung der Serie bis in die 80er Jahre vor, ehe er zur Feinanalyse übergeht. Er geht genauer auf die in „Perry Rhodan“ verwendete Sprache ein, betrachtet die behandelten Themen, die große Teile der Wissenschaft außer der Technik oder den Alltag und die Gesellschaftsstruktur der Menschen nur anreißen, und eine ganz eigene Auffassung von Idealen und Moralvorstellungen besitzen. Auch die formalen Aspekte des Textes werden nicht ausgelassen. Schließlich geht er genauer auf drei Autoren ein, die beispielhaft für die Strömungen in der „Perry Rhodan“-Serie stehen: Karl Herbert Scheer, dem Vertreter der militaristischen SF, für den die Expansion der Menschheit im Kosmos das antreibende Element war und für den vor allem die Action im Vordergrund stand. William Voltz war sein genaues Gegenteil und konzentrierte sich mehr auf die Menschen, die nicht mehr nur handelten, sondern auch ihre Handlungen reflektierten und die moralische Verantwortung für ihr Tun wesentlich ernster nahmen. Da beide Autoren lange Jahre durch Exposés die Serie verfassten, prägten sie ihre Entwicklung maßgeblich. Wie, das zeigt Stache durch die gezielte vergleichende Analyse anhand einzelner Punkte genauer auf. Klaus Mahn steht für die Mitarbeiter, die sich den Veränderungen zwar anpassten, aber trotzdem nicht in dem Maße verfolgten wie William Voltz.
Im fünften Teil betrachtet er das Verhalten der Leser. Aus welchen Gesellschaftsschichten stammen sie, und wann wurde das festgestellt? Wie äußern sie sich, und wie beeinflussen sie durch ihre Reaktionen die Serie im Laufe der Zeit? Und welche Wirkung hat die Serie, hat Paraliteratur im Allgemeinen auf ihre Leser?

In der anschließenden Bewertung erklärt Rainer Stache noch einmal, welche Aspekte ihm in seiner Betrachtung wichtig waren und was er mit diesem Buch warum nicht leisten möchte und kann. Anders als viele andere Kritiker der Serie hat er nicht nur einige wenige Hefte gelesen, ganz offensichtlich verfolgt er die Serie regelmäßig, wie auch aus seinen Nachworten der Jahre 1986, 1994 und 2002 erkennbar ist. In diesen ergänzt er seine Betrachtung um die weiterführenden Entwicklungen bis in die Hefte um 2100 - 2200.

Wohlwollend aber durchaus kritisch analysiert der Autor die „Perry Rhodan“-Serie. Man merkt, dass er William Voltz schätzt, dennoch bleibt die Betrachtung sehr sachlich und fair und bietet vor allem dem „Perry Rhodan“-Fan, aber auch dem SF-Leser, tiefere Einblicke in die Mechanismen und Entwicklung der Serie. Durch seinen flüssigen und allgemeinverständlichen Stil benötigt man auch keine Germanistik-Kenntnisse, um das Buch zu verstehen, so dass es rundum empfehlenswert ist.

hinzugefügt: July 10th 2006
Tester: Christel Scheja
Punkte:
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