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Totentanz der Vampire (DVD)

Totentanz der Vampire
USA 1970, Regie: Peter Duffell, mit Peter Cushing, Christopher Lee, u.a.

Von Thomas Harbach

Wenn heute britischer Horror genannt wird, fällt fast immer der Name Hammer zuerst. Wenn man vom vorprogrammierten Boxoffice-Tod des Anthologiefilms spricht, wird vergessen, dass über ein Jahrzehnt das britische Studio Amicus mit diesen Filmen gutes Geld verdient hat. Dabei konnten die beiden Studiogründer – der geschäftstüchtige Milton Subotsky und der künstlerisch ambitionierte Rosenberg - in ihrer Ausrichtung nicht unterschiedlicher vom Inbegriff des britischen Hochhorroradels Hammer sein. Beide in New York geboren begannen sie ihre Filmproduzentenkarriere mit billigen Rock´n´Roll-Filmen, bevor mit „City of the Dead“ – einem auch heute noch empfehlenswerten Low Budget Horror Film – die Ägide des „Studios that dripped Blood“ die Erfolgssträhne seinen Anfang nahm. Es folgte eine erste Anthologie „Dr. Terror´s House of Horror“ – ebenfalls in der Koch Media Reihe als „Die Todeskarten des Doktor Schreck“ erschienen - , sowie die erste Kinoverfilmung der populären „Doctor Who“-Fernsehserie. Neben einem Schwarm von B-Pictures – oft wie ihre amerikanischen Gegenstücke mit furchterregenden, farbenprächtigen, aber mit dem Film in keinem Zusammenhang stehenden Postern ausgestattet – folgt die obligatorische „Doctor Who“-Fortsetzung und dann eine Reihe von Episodenfilmen, deren Stoffe auf Kurzgeschichten von etablierten Autoren wie Richard Matheson oder Robert Bloch basierten. Regisseur Peter Duffell – einer der Handwerker der Amicus-Gruppe – sollte kurze Zeit später eine Reihe von mittleren Budgetfilmen in anderen populären Genres übernehmen. Trotzdem sollte „The House that Dripped Blood“ trotz des von allen am Set bis auf die Produzenten gehassten Filmtitels einer seiner besten Arbeiten darstellen. Das Drehbuch verfasste Robert Bloch, basierend auf seinen eigenen Kurzgeschichten. In erster Linie ist er für die Rahmenhandlung – auch hier finden sich Motive aus seinen Texten – und die Veränderung einer Kurzgeschichte zuständig gewesen. Nur „The Cloak“ hat er gänzlich für diesen Film umgeschrieben. Sicherlich nicht zuletzt aufgrund der Notwendigkeit, dass einige der vorangestellten Geschichten in diesem letzten Text, der letzten Episode zu einem schaurig schönen Ende kumulierten sollten, während die ursprüngliche Story für sich alleine stehen konnte und immer noch kann. Robert Blochs unzählige Kurzgeschichten und Romane zeichnen sich durch einen pointierten, sehr prägnanten und in der Kürze präzisen Schreibstil aus. Mit bitterböser Ironie, oft am Rande des Zynismus zerlegt Bloch anscheinend eine perfekte Umgebung mit skalpellartiger Schärfe in ihre Einzelteile und setzt diese so geschickt wieder zusammen, dass sich plötzlich für den Betrachter ein Abgrund in den Wahnsinn auftut. Viele seiner Texte funktionieren in erster Linie als Erzählung und setzen sich im Verstand ihres Lesers zu einem erschreckenden Bild zusammen. Bei der Umarbeitung dieser Texte zu einem zusammenhängenden Drehbuch – wenn auch aus Episoden bestehend – hat der Drehbuchautor bei der Nutzung von dem Genre bekannten Schauspielern immer die Schwierigkeit, gegen eine vorgefertigte Meinung anzuschreiben und die Zuschauer trotz der manchmal klischeehaft eingeordneten Darsteller – Cushing, Lee oder Ingrid Pitt, den Inbegriff des verführerischen, weiblichen Vampirs im Hammerkino – zu überraschen.

Der Originaltitel „The House that Dripped Blood“ verbindet im Gegensatz zum deutlich weniger poetischen Titel die Tradition der Haunted House Geschichten mit dem Vampirmythos. Ist allerdings zu affektiert und verspricht das Gegenteil von der gepflegten, eher distanzierten britischen Unterhaltung als zum Beispiel die mehr actionorientierten Hammer-Filme. Darum eröffnet die Rahmenhandlung auch ein ungewöhnlich breites Spektrum an Möglichkeiten: Der Filmstar Paul Henderson – Der erste „Dr. Who“ Jon Pertwee in einer kurzen, aber prägnanten Rolle – mietet ein altes Landhaus und verschwindet kurze Zeit später. Der Inspektor Holloway vom Schottland Yard wird in den kleinen Ort des Geschehens gerufen, um das Verschwinden aufzuklären. Erste Informationen erhält er in Form von vier Geschichten auf der örtlichen Polizeistation.

De erste Geschichte „Method for Murder“ schlägt im Grunde einen Bogen zur Rahmenhandelung: Charles Hillyer ist ein populärer Autor von Horrorgeschichten, der sich für sein neues Werk in diesem Haus einmietet. Sein Buch handelt von einem manisch verrückten Inhaftierten namens Dominic, der aus dem Gefängnis/ Sanatorium entkommt. Hillyer kann bald nicht mehr zwischen der Realität – seine Existenz als Schriftsteller – und der Fiktion – seiner angeblichen Schöpfung, die eine verblüffende Dreidimensionalität annimmt - unterscheiden. Hillyers Frau schickt aus Besorgnis ihren Mann zu einem örtlichen Psychologen.

Im Gegensatz zu dem eher brachialen Ansatz der erste Geschichten ist „Waxworks“ eine Hommage an Klassiker wie „Mystery of the Wax Museum“. Ein in den Ruhestand getretener Broker Philip Grayson mietet das Haus und besucht ein lokales Wachsmuseum. Es immer gut, über mehr als eine Attraktion in greifbarer Nähe zu verfügen. Die Figur einer weiblichen historischen Figur überrascht ihn, hat sie doch Ähnlichkeit mit einer längst verflossenen Liebe. Der Besitzer des Museums hat diese Frau nach dem Vorbild seiner eigenen Ehegattin modelliert. Doch anscheinend gibt es noch einen Verehrer, der auch vor rabiaten Möglichkeiten nicht zurückschreckt.

In „Sweets to the Sweet“ ziehen Vater und Tochter in das Haus ein. Eine ebenfalls in das alte Gemäuer einziehende Gouvernante erkennt, wie einsam und abgeschottet das junge Mädchen ist bzw. gehalten wird. Ihr Vater glaubt, dass sie die Hexenkräfte ihrer verstorbenen Mutter geerbt hat und diese Vermutung scheint sich zu bewahrheiten.

Mit der letzten Geschichte „The Cloak“ wird der Bogen zum bis lang letzten Opfer dieses Hauses geschlossen. Holloway besucht den Hausmakler, der Henderson das Haus vermietet. Dieser hatte zu diesem Zeitpunkt für eine Billigfilmproduktion gearbeitet und auch Frust über die Arbeitsbedingungen sich für seine Rolle einen eigenen Vampirmantel gekauft. Anscheinend beginnt dieser ein Eigenleben zu führen.

Obwohl die Rahmenhandlung es immer wieder suggeriert, haben zumindest der Großteil der Geschichten nichts mit dem Haus an sich zu tun. Es ist für die Entwicklung Zufall, dass die Taten ausgerechnet in diesem Haus ihren Niederschlag finden – Sweets to the Sweet“ und vor allem „Method for Murder“ könnten überall geschehen. In einer weiteren Geschichte liegt die Wurzel des Übels beim Wachsfigurenkabinett im Ort. Mit Einschränkungen gehört vielleicht die letzte Story in den Bereich Vampir-Haunted House. Trotz oder gerade wegen dieser Ambivalenz gelingt die Umsetzung Robert Blochs Geschichten in das gotisch- düstere England sehr gut. In einem der anderen Episoden- Filme haben die Drehbuchautoren die einzelnen Episoden in Gestalt eines Wahrsagers verbunden. Haunted House könnte sich theoretisch als effektiver herausstellen, wenn das Haus nicht eine kleine, verwinkelte Wochenendvilla gewesen wäre. Die Innenausstattung sieht ein wenig Furchterregender aus. Einen unfreiwilligen Lacher haben die Macher des Films allerdings auf ihrer Seite. Der Hausmakler versucht insbesondere das Arbeitszimmer als potentielles gemütliches Kinderzimmer zu verkaufen. Einen kleinen Augenblick später sehen wir das Kind im gleichen Zimmer auf dem Sessel sitzen und ein Buch lesen. An diesen Stellen erkennt ein aufmerksamer Zuschauer das mit 500.000 Pfund für einen Amicus-Film durchschnittliche, für die Intention des Drehbuchs aber zu niedrige Budget. Wie so typisch für Robert Bloch düster- ironische Geschichten leben sie von dem Überraschungselement am Ende eines wenig verschachtelten Plots. Zumindest im ersten Text – in Bezug auf Gruselautoren und der letzten Geschichte – eine unterhaltsame Parodie auf die Low-Budget Filmszene, die Robert Bloch auch am eigenen Leib kennen gelernt hat. Wenn Paul Henderson seinen Gehstock schwingend und die sperrigen, aber wenig stabilen Kulissen demolierend den Niedergang des Horrorfilms beklagt, dann karikiert er mit einem herrlichen Augenzwinkern nicht nur den großen Konkurrenten Hammer – eben mit dem Anderen Christopher Lee in der Lugosi Rolle - ,sondern nimmt sich mit diesem Versuch des modernen Horrors selbst auf den Arm. In den USA beherrschten inzwischen Filme wie „Target“ oder natürlich Romero „Night of the living Dead“ die Kinos und wenn die Amicus-Filme vielleicht einen Hauch moderner als die Hammer-Filme daher kamen, fehlte ihnen eine gewisse Lockerheit und eine Beziehung zum Publikum. Im Gegensatz zu den brutaleren, modernen Horrorfilmen der amerikanischen Undergroundszene konnte es bei Hammer-Filmen – diese spielten ja überwiegend in der Vergangenheit – als auch bei Amicus-Werken – da traf es eine zumindest auf den zweiten Blick aussterbende Aristokratie.

Die ersten drei Folgen dagegen werden ohne besondere humorvolle Einlagen erzählt. Sehr geradlinig mit kühlen, ein wenig distanzierten, aber zu den einzelnen Charakteren gehörenden Darstellern präsentiert eine routinierte, aber selten überambitionierte Schauspielerriege das schaurige Geschehen. Peter Cushings Schwermut – während der Dreharbeiten lag seine Frau im Sterben - ist nicht nur schauspielerische Leistung gewesen. Jon Pertwee hat mit seiner Rolle zwar wenig Schwierigkeiten, auf der anderen Seite nimmt man ihm aber den routinierten Scottland Yard Inspektor mit deutlicher Arroganz gegenüber der „Landbevölkerung“ auch nicht ab. Ingrid Pitt natürlich in einer Vampirrolle ist das erotische Highlight der Sammlung, die heute ohne Probleme oder Kürzungen auch im Nachmittagsprogramm eines Nostalgiesenders laufen und für gute Unterhaltung sorgen könnte. Während der Regisseur – der verlässliche Handwerker Duffell noch am Anfang seiner Karriere – den Film „Death and the Maiden“ noch einem von Peter Cushing aufgelegten Musikstück nennen wollte, war das den Produzenten zu wenig Geschäfts unterstützend und sie griffen wie in Deutschland auch nach einem plakativen aber falschem Titel. Weder blutet das Haus, noch fließt expliziert der rote Stoff noch findet sich ein Totentanz der Vampire. Aber die Produzenten wollten eine möglichst hohe Freigabe, um das Horrorpublikum anzulocken.

Der Film lebt aber nicht nur von seiner auch heute noch bekannten Crew, sondern in erster Linie von der durchgängigen Abwechselung. Robert Bloch beginnt den Reigen der Geschichte mit einem Psychopathen und einem perfiden Plot, an das Geld eines unwissenden und unschuldigen Mannes zu kommen. Wer auf den ersten Blick an einen Psycho- Abklatsch denkt, wird insbesondere von der charakterlich sehr vielschichtigen Darstellung Denholm Elliotts überrascht, der zu Beginn subtil, dann immer offenkundiger die Grenzen zwischen seiner Arbeit als Horrorschriftsteller und dem Abgrund, aus dem ihn der Irrsinn anstarrt überschreitet. Dazu zwei oder drei Szenen, in denen unglaublich effektiv der Zuschauer genarrt wird. Dominick erscheint dem Schriftsteller als bedrohliche Vision, aus der Dunkelheit kommend oder in seinem Arbeitszimmer sitzend. Der Kameramann Ray Parslow hat mit dem wenigen Geld, das der Produktion zur Verfügung gestanden hat, wirklich erstaunliches geleistet. Während „Method for Murder“ eine schrille Inszenierung ist, muss sich die ruhigere, folgende Geschichte „Waxworks“ diese Ehre erst erkämpfen. Die Charaktere wirken wenig sympathisch, teilweise grell überzeichnet. Das Wachsfigurenkabinett mit der Abbildung der schönsten Frau der Welt Salome nicht überzeugend und die Mischung aus Romantik und Melodramatik falsch eingesetzt. Insbesondere im Original lebt die Geschichte aber von den sehr pointierten und effektiven Dialogen und zwei interessanten Traumsequenzen. Auch die Schnittfolge ist effektiv und originell in Szene gesetzt. Die dritte Folge lebt überraschenderweise von ihrer fast lyrischen Eleganz. Wie Nicole Kidmans „The Others“ verfolgt der Zuschauer das Geschehen mit einer morbiden Faszination und fällt vorschnell Urteile, die es immer wieder aufheben muss. Bloch charakterisiert sehr interessant die beiden Hauptprotagonisten: der anscheinend eiskalte, berechnende Vater und die unheimlich wirkende, aber offenbar unschuldige Chloe Frank in einer der besten Kinderrollen des britischen Horrorfilms. Kameratechnisch sind einige Szenen aus der Froschperspektive aufgenommen worden. Ganz bewusst auf Augenhöhe des Kindes. Die unheimliche Musik und die Andeutung des Voodoo- Zaubers entlassen den Zuschauer aus der unheimlichen Welt der Südseemagie in das feuchte England.
„The Cloak“ lebt in erster Linie vom vergnüglichen Spiel der beiden Darsteller und der Unzahl von In- Jokes über das Filmemachen unter einfachsten Bedingungen schlechthin. Die Folge leider allerdings unter Duffels unglücklichem Timing, in den Horrorsequenzen ein Meister des oft subtilen Schreckens kann er bei der abschließenden in eine Standardinszenierung mit fast starrer Kameraperspektive flüchten. Auf der anderen Seite ist insbesondere die Eröffnung ein Blickfang. Ein Abbild der Dekadenz Hollywoods, sehr gut untermalt mit fast fröhlich arroganter Musik aus den zwanziger Jahren beginnt die gelungene Hommage an Vincent Price.

Wenn dann der schmierige Makler von der Seele des Hauses spricht, das auf seine Mieter reagiert, durchbricht der Film die Distanz zum Zuschauer und lädt ihn ein, in sein eigenes, dunkles Herz zu schauen.

Trotz einiger Schwächen und einem irreführenden Titel gehört „The House that dripped Blood“ zu den besten Amicus-Produktionen. Zusammen mit „From Beyond the Grave“ – Regie Kevin Connor – wirkt die Episode auch heute noch farbenprächtig – nicht zuletzt dank der guten Bearbeitung der Koch Media mit nur wenigen weißen Punkten im Bild und keinen Spuren des Rollenwechsels. Die Schauspieler liefern alle zumindest eine solide Leistung ab, insbesondere das Team Pertwee/Pitt funktioniert sehr gut auf der großen wie kleinen Leinwand. Die Musik ist stellenweise ein wenig zu laut, ansonsten empfiehlt es sich, auf die englische Originalspur auszuweichen oder der deutschen Kinofassung zu lauschen. Die wenigen unbedeutenden Passagen, die für die Kinoaufführung gekürzt worden sind, finden sich untertitelt wieder an der richtigen Stelle. Das Bild ist im Format 1.78:1, allerdings in Bezug auf amorphe Projektion bearbeitet. In Kombination mit den satten, natürlichen Farben – insbesondere die Außenaufnahmen überzeugen – hat „Totentanz der Vampire“ wahrscheinlich nicht einmal bei seiner Uraufführung so gut ausgesehen.

Das beste Extra ist allerdings der Audiokommentar des Regisseurs. Von der amerikanischen Pressung übernommen führt Jonathan Rigby – Autor eines Sekundärwerkes über den britischen, gotischen Horrorfilm „English Gothic“ – den rüstigen Duffel durch den Film. Es gibt kaum Pausen, nur wenige leitende Fragen. Während Rigby in erster Linie den theoretischen und damit trockenen Hintergrund liefert, unterhält Duffel mit einer Reihe von unbekannten Episoden über die Dreharbeiten.

Leider fehlt ein kurzes Feature mit aktuellen Interviews der Beteiligten zu den Dreharbeiten, dieses hätte die sehr gute Präsentation eines unterhaltsamen Films befriedigend abgerundet. Das kleine Booklet wirkt informativ, aber mit wenig Herz geschrieben. Uwe Huber kann es sicherlich besser.


DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9 Widescreen anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Audiokommentar von Peter Duffell

hinzugefügt: June 21st 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
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