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Schloss des Grauens (DVD)

Schloss des Grauens
DVD
I/F/D 1975, Regie: Antonio Margheriti, mit Rossana Podestà, Georges Rivière, Christopher Lee u.a.

Von Thomas Harbach

Antonio Margheriti gehört sicherlich zu den vielseitigsten und zuverlässigen Handwerkern des italienischen Films. Gleich zu Beginn seiner Karriere arbeitet er an einigen der wenigen Spaghetti- Science Fiction Filmen mit. Es folgten Ausritte zum Western – insbesondere seine ersten, dunklen mit Klaus Kinski gedrehten Italo- Western wie „Satan der Rache“ lassen sich noch heute sehr gut nicht zuletzt dank seiner effektiven und atmosphärisch gelungenen Inszenierung sehen – und zum Kriegsfilm in den 80er Jahren. Seine Name wird aber auch immer wieder mit den beiden Andy Warhol Horror/ Splatterfilmen „Blood for Dracula“ und „Flesh for Frankenstein“ in Verbindung gebracht. Diverse Interviews mit Mitgliedern des Teams vor und hinter den Kulissen lassen aber kein abschließendes Urteil über den wahren Regisseur zu. Margheriti selbst konnte schon vorher beweisen, dass er stimmungsvolle Filme drehen konnte. Trotz der späteren Kontroverse oder vielleicht als ausschlagsgebendes Argument für seine Beteiligung gehören seine knapp ein Jahrzehnt früher entstandenen gotischen Horror Filme immer noch zu dem Besten, was Italien in diesem Genre neben Mario Bava und Riccardo Freda auf die Beine gestellt hat. Jahre vor Dario Argento. Die Koch Media legt jetzt mit „Schloss des Grauens“ aka „La Vergine di Noremberga“ aus dem Jahr 1963 einen dieser Filme zum ersten Mal ungekürzt wieder auf. Nicht nur in Deutschland wegen der Nazi-Bezüge wurde der Film drastisch geschnitten, sondern auch bei der Kinoauswertung in den Vereinigten Staaten erfolgten Veränderungen in erster Linie aus kommerziellen Gründen. Das typische Drive-In Publikum wollte keine politischen Diskussionen, sondern in erster Linie Sex – mehr angedeutet als vollzogen in den 60er Jahren – und Gewalt – aus heutiger Sicht immer noch zaghaft, aber deutlich expressiv – sehen.

Wie auch an diesem Film deutlich erkennbar ist, haben die Italiener den Ball von Roger Corman aufgenommen und dessen stimmige Edgar Allen Poe Verfilmungen nicht einfach kopiert, sondern thematisch modernisiert und einige interessante Veränderungen insbesondere auch im Bezug auf die angesprochenen Themen vorgenommen – so geht Ricardo Freda in seinem Meisterwerk „The Horrible Dr. Hichcock“ die Liebe zu den Toten deutlich offener und sehr viel erotisch-perverser an, als die Andeutungen bei Roger Corman vermuten lassen – aber auch die weiblichen Charaktere. Stellvertretend für diesen Trend, der schließlich in der Ikone Barbara Steele gipfelte, sei Rossana Posteda in diesem Film erwähnt. Sie reagiert nicht mit lauten Schreien auf die unheilvolle Umgebung, sondern agiert und sucht die Geheimnisse des Schlosses aktiv zu ergründen.
Vom äußeren Ambiente ausgehend ist es trotzdem überraschend, wie sowohl Roger Corman in den USA als auch Mario Bava, Riccardo Freda oder eben Antonio Margheriti mit den minimalen Budgets diese in erster Linie optisch überzeugenden gotischen Horrorfilme schaffen konnten. Alleine vor dieser Leistung kann und muss man noch heute im Computertrickzeitalter den Hut ziehen.

Das Ausgangsszenario ist klassisch: ein altes Schloss – in der Nähe von Nürnberg und nicht wie in der ursprünglichen deutschen Fassung nach England zwangsversetzt -, in dem die frisch vermählte Frau des Schlossbesitzers um ihren wohlverdienten Schlaf gebracht wird. Es kommt zu einigen Todesfällen und eine unheimliche, schattenhafte Gestalt schleicht durch die schier endlosen Gänge. Hinzu kommt ein schweigsamer Diener mit einem vernarbten Gesicht. Je mehr die junge Frau über die Vorgänge in Erfahrung bringen möchte, desto größer wird die Mauer des Schweigens. Auch ihr Ehemann beginnt sich seltsam zu verhalten.

Was zusammenfassend auf den ersten Blick lächerlich und klischeehaft daher kommt, gewinnt dank der stimmigen Inszenierung des Regisseurs an unheimlicher Substanz – ein Widerspruch zu scheinbaren Geistererscheinungen, aber hier irgendwie treffend. Dabei wird das Repertoire komplett ausgeschöpft: wehende Vorhänge, eine Krypta mit einem steinernen Sakrophag und schließlich die Folterkammer, in der das Geheimnis der Vorgänge nicht mit einer verhängnisvollen Erbschaft, oder einem Familiengeheimnis, sondern einem handfesten und bodenständigen Bezug zur Nachkriegsgegenwart in Deutschland zu erklären versucht wird. Insbesondere das Schloss wirkt dank der oft verwandten Froschperspektive bedrohlich und morbid. Der richtige äußere Rahmen für die Darstellung des inneren Zerfalls einzelner Protagonisten. Das Schloss verfügt natürlich über eine eigene Geschichte. Nach den ersten Leichenfunden – alle auf grausame Weise gefoltert worden - geht die Legende vom „Punisher“ in der unmittelbaren Umgebung wieder um. Er scheint aus seinem jahrhundertealten Versteck oder Grab auferstanden, um sein blutiges Handwerk wieder aufzunehmen.

Die Bezüge zu dem Folterknecht im roten Strampelanzug – eine der wenigen farblichen Entgleisungen in einer ansonsten sehr konguenten Inszenierung – dienen als Ablenkung. Trotzdem schlachtet die Inszenierung das Thema Voyeurismus in allen Facetten sehr plakativ aus. Damit nimmt Margheriti ähnliche Filmexzesse insbesondere Dario Argentos – der Höhepunkt dürfte in diesem Fall „Opera“ sein, in dem ein junges Mädchen mit Stecknadeln die Augen offen gehalten werden, damit es einer wahren Tötungsorgie als Augenzeuge beiwohnt – um fast eine Generation vorweg. Insbesondere eine Folterszene, die die junge Gräfin hilflos mit beobachtet, dringt auch heute noch unter die Haut. Im Gegensatz zu Roger Cormans eher sittsam reinen Edgar Allan Poe Verfilmungen zeigt der Regisseur – obwohl im richtigen Leben auf keinen Fall frauenfeindlich oder sadistisch veranlagt – das zensurtechnische Mögliche. Insbesondere diese Passage gehört zu den ersten Opfern der Schere.

Diese Szene ist der erste fragwürdige Höhepunkt der insgesamt sehr stimmigen Inszenierung. Bis dahin werden in erster Linie die endlosen Wanderschaften durch kaum beleuchtete Gänge beim Betrachter eher gepflegte Langeweile als wirklich Bedrohung hervorgerufen haben. Das ändert sich aber spätestens nach dem ersten Drittel des Films. Insbesondere die gelungene Mischung aus Handlung und Musikuntermalung erzeugt beim Zuschauer auch nach so langer Zeit einen wohligen Schauer. Zusammen mit seinem Kameramann Riccardo Pallottini sowie dem Komponisten Riz Ortolani funktioniert diese auf dem ersten Blick bizarre Mischung aus gotischem Hintergrund, einem jazzigen Soundtrack und einer modernen, den Folgen des Zweiten Weltkriegs folgenden Auflösung. Da Rossana Podesta auf ihren nächtlichen Streifzügen durch das Schloss einige Überraschungen erlebt, werden diese tontechnisch ruhigen Passagen dank der effektiven Nutzung der Musik zu einer Achterbahnfahrt. Jeder noch so harmlose Augenblick wird durch die stetige Untermalung zu einer bedrohlichen Situation. So hält der Regisseur die Aufmerksamkeit seiner Zuschauer effektiv gefangen und lockt sie in eine Reihe von fatalen Fehlurteilen. Im Gegensatz zu einer Reihe von Comicverfilmungen, die bombastische Soundtracks zur Untermalung überdimensionaler Actionszenen nutzen, wird hier Musik pointiert und sehr intelligent als Stilmittel eingesetzt.

Das Team vor der Kamera – die schöne und gut spielende Rossana Podesta, der eher durch sein Charisma als die Tiefe seiner Rolle überzeugende Christopher Lee auf dem Höhepunkt seines Hammer-Ruhms und der bodenständige oft in Margheritis Filmen spielende Franzose Georges Riviere – liefert eine solide Leistung ab. Mit Christopher Lee in einer kleinen Rolle hat man sich geschickt den überseeischen Markt erschlossen.

Oft müssen sie allerdings mit holprigen Dialogen und in einigen Szenen gegen das wirre Verhalten ihrer Charaktere ankämpfen. Erst mit der für die 60er Jahre modernen Auflösung der Handlung lassen sich einige der „Fehlverhalten“ zwar ein wenig - in Bezug auf Kontinuität und Logik konstruiert - erklären. Andere Stellen machen aus heutiger Sicht einfach Freude und man verzeiht den Drehbuchautoren den ungewollten Spaßfaktor wie man die Darsteller bedauert, einige dieser Szenen voller Inbrunst und mit ernster Miene spielen zu müssen. Dabei war die eigentliche Intention vielleicht eine ganz andere. Auf der einen Seite in farbenprächtigen Eastmancolour brutale Foltermethoden – eine bizarre Mischung aus historischen Instrumenten und nazistischer Argumentation -, auf der anderen Seite insbesondere - in scheinbar unbedeutenden Nebensätzen verpackt - eine überraschend ehrliche Kriegsmüdigkeit. So bittet der Graf seine Frau, sich ihren kriegsvernarbten Diener als schönen Mann vor diesem unsäglichen Krieg vorzustellen und das jeder, der an einem Krieg teilnehmen muss, ihn nur hassen kann.

Leider übertreiben es die Drehbuchautoren bei der Entlarvung des Täters als Opfer der eigenen Vergangenheit. Dieser ist kein übernatürliches Wesen, sondern ein deutscher Wehrmachtsoffizier, der am Aufstand des 20. Juni teilgenommen hat. Nach seiner Entlarvung haben ihn die Nazis nicht gehängt, sondern er musste sich chirurgischen Experimenten unterwerfen, die ihn innerlich wie äußerlich verstümmelten. Dem Wahnsinn Anheim gefallen identifizierte er sich mit seinen Folterknechten und nahm die Rolle des „Punisher“ – einer historischen Figur, die vor Jahrhunderten auf dem Schloss und in dessen Folterkammer ihr Unwesen getrieben hat – an. Etwas zu brachial und wenig differenziert versuchen die Drehbuchautoren eine direkte Verbindung zwischen den nationalsozialistischen Gräultaten und dieser ein wenig klischeehaften angelegten Bösewichtsfarce herzustellen. Das überraschende Element ist, dass es sich in diesem Fall nicht um ein unschuldiges Opfer der braunen Terrorherrschaft handelt, sondern um einen ehrenhaften Soldaten, der für seine gut gemeinte Tat bestraft worden ist. Körperlich entstellt und geistig gebrochen.

Vordergründig könnte man insbesondere im Kontext des offenkundigen Sadismus gegenüber hübschen Frauen sowohl diese Dialoge als auch den Ursprung des Täters als vordergründige und auf der Welle der Antikriegsfilme reitende Farce bezeichnen. Eine endgültige Beurteilung ist aus heutiger Sicht schwer, doch insbesondere in den 60er Jahren und einem sich langsam von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erholenden Europas könnten sie zumindest einen authentischen Nachhall haben.

Trotz oder wegen dieser Kontraste ist „Schloss des Grauens“ auch heute noch – im Gegensatz zu einer Reihe amerikanischer Horrorfilme der 60er und 70er Jahre – ein unterhaltsamer Film. Optisch interessant und wunderschön in Szene gesetzt, inhaltlich ein wenig starr und insbesondere zu Beginn langatmig. Ein opulenter Bilderrausch ohne wirklich ernsthafte tiefer gehende Botschaft. Handlungstechnisch schwankt der Film zwischen ernsthaftem Gruselschocker und – im Gegensatz zu den Filmen anderer italienischer Regisseure dieser Zeit und dieses Genres – ungewollter, aber nicht klamaukartiger Komödie. Wie viele andere italienische gotische Horrorfilme dieser Zeit lohnt sich aber eine Wiederentdeckung oder eine neue Begegnung mit diesem stilistisch einwandfreien und traditionsreichen Film. Er gehört zusammen mit Mario Bavas „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ und den beiden Dr. Hichcock Filmen von Riccardo Freda zu den Glanzlichtern dieser Epoche.

Technisch ist die Neuveröffentlichung des Films unter seinem alten Verleihtitel sehr gut. Neben der ungekürzten Wiedergabe – traditionell sind die eingefügten Szenen im Originalton mit deutschen Untertiteln, was insbesondere in der letzten Hälfte des Films ein wenig chaotisch wirkt – findet sich ein wenig mehr Bildinformation an den Rändern als in der amerikanischen Veröffentlichung. Das Bild ist zusätzlich deutlich kontrastreicher und farbenprächtiger. Neben der deutschen Fassung findet sich die italienische Tonspur – allerdings sind Schauspieler wie Christopher Lee hier ebenfalls synchronisiert worden, allerdings ins italienische. Der Originaltrailer – es ist immer wieder erstaunlich, in welch gutem Zustand das Werbematerial im Großen und Ganzen auch heute noch ist – dazu eine Bildergalerie mit den farbenprächtigen und Aufmerksamkeit erregenden Postermotiven. Diese stammen allerdings nicht alle vom vorgestellten Film. So findet der im italienischen Original ähnlich klingende „Il Plenilunio delle Vergini“ hier ebenfalls eine neue Heimat. Das Booklet aus der Feder von Uwe Huber mit schönen Fotos versehen ist informativ und sachlich geschrieben worden, gibt einen guten Überblick über die Macher vor und hinter der Kamera. Der hübsche Digipack im Pappschuber gehört inzwischen zum Standard der Koch Media DVDs.


DVD-Facts:
Bild: 16:9 (1.85:1) anamorph
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, italienisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch, englisch

DVD-Extras:
Trailer, Fotogalerie, Booklet

hinzugefügt: June 4th 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 2636
Sprache:

  

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