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Kilpatrick, Nancy: Kind der Nacht (Buch)

Nancy Kilpatrick
Kind der Nacht
(Child of the Night)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Alexander Amberg
Titelillustration: BabbaRammDass
Festa Verlag, 2006, Paperback, 288 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 3-86522-026-5

Von Carsten Kuhr

Carol Robins scheint auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Sie studiert Jura, und hat eine hoch dotierte Stelle als Rechtsanwältin in Philadelphia in Aussicht. In ihrer Freizeit spielt sie Laientheater, und einen begehrenswerten, vermögenden Ehemann hat sie sich auch geangelt. Doch dann ist die Glückssträhne vorbei. Ihr Mann betrügt sie mit seinem Freund und steckt sie anschließend auch noch mit HIV an. Innerlich tot bricht sie alle Brücken hinter sich ab, reist, ohne die Sprache zu beherrschen, ins französische Bordeaux. In einem Cafe spricht sie ein gut aussehender Fremder an. Trotz ihrer Ablehnung lässt der arrogante André sich nicht abweisen. Als sie entnervt flieht verfolgt er Carol und bedroht sie. Mit Unglauben muss Carol erkennen, dass sich André für einen Vampir hält und offensichtlich zu einer Sekte gehört, die derselben Irrmeinung anhängt. Doch dann muss sie feststellen, dass der scheinbare Wahnsinn Realität ist. Um ihr Leben zu retten bietet sie dem Vampir an, sich ihm für zwei Wochen hinzugeben, wenn sie danach frei gehen kann. André erweist sie als fähiger Liebhaber, aber auch als Psychopath, der sie erniedrigt und sadistisch foltert. Doch dann geschieht etwas, das keiner der Beteiligten erwartet hat: Carol ist schwanger, das Kind ihrer Vereinigung wird ihr vorenthalten, ihr Gedächtnis manipuliert. Nach einer jahrelangen Psychotherapie kommt sie den vergessenen Erinnerungen auf die Spur, und macht sich auf, ihren Sohn zu suchen ...

Nancy Kilpatrick hat mich mit ihrem ersten, im Festa Verlag erschienen Roman („Todessehnsucht“) positiv überrascht. Voller Drive und Erotik zeichnete sie ein ungewöhnlich intensives Bild einer Vampir-Gesellschaft, die sich von den gängigen Vorbildern a la Anne Rice oder C. Q. Yarbro wohltuend abhob.
Vorliegender Roman hat zwar Verbindung zur Handlung von „Todessehnsucht“, bemüht sich jedoch erfolgreich eine eigenständige Handlung zu präsentieren. Im Mittelpunkt steht, für einen Vampir-Roman ungewöhnlich, vornehmlich die menschliche Carol. Einfühlsam portraitiert die Autorin uns eine vereinsamte, vom Schicksal gebeutelte Frau. Überzeugend stellt Kilpatrick dar, wie diese, angesichts der Schläge, die sie hat einstecken müssen innerlich wie abgestorben wirkt, wie sie zunächst die Realität der Vampire leugnet und versucht, sich mittels vorgeschobenen Begründungen vor Erkenntnis, dass alles was ihr widerfährt wirklich wahr ist zu schützen. Ihr Martyrium als Sexsklavin Andrés ist deutlich, aber nie pornografisch dargestellt, tritt angesichts des Seelenzustands von Carol aber fast ein wenig in den Hintergrund. Auch die Leugnung und spätere Ablehnung der ungewollten Mutterrolle sowie die Suche nach ihrem Sohn sind sorgfältig aufbereitet.

Dennoch vermochte es der Roman nicht, mich ganz so an die Seiten zu fesseln, wie der erste Titel. Bei aller Sympathie und Mitleid mit Carol blieb sie mir zu letztlich zu passiv. Zwar sucht sie in ganz Europa nach den Vampiren und ihrem Sohn, bricht erneut alle Brücken hinter sich ab und findet letztlich die von ihr insgeheim erhoffte Familie und wahre Liebe, doch als Protagonistin eines Vampir-Romans bleibt sie mir zu lange als Nicht-Vampir außen vor. Während die im ersten Band auftretende Zero voller Kraft und Elan agierte, die Handlung zudem durch die Jagd nach den Vampiren zusätzlich Spannung gewann, bietet vorliegender Roman eher eine zwar in sich sehr überzeugende Charakterstudie, die aber ein wenig die ganz großen Spannungsmomente vermissen ließ.

hinzugefügt: May 12th 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Festa Verlag
Hits: 3166
Sprache: german

  

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