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Keyes, Daniel: Blumen für Algernon

Daniel Keyes
Blumen für Algernon
(Flowers for Algernon)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Eva-Maria Burgerer Titelillustration: Dietrich Ebert
Klett-Cotta, 2006, Hardcover, 298 Seiten, 19,50 EUR, ISBN 3-608-93782-X

Von Carsten Kuhr

Die Maus Algernon, deren IQ mittels einer Gehirn-Operation erfolgreich erhöht wurde, diente als Beispiel, jetzt wollen die Wissenschaftler den Versuch auf einen Menschen übertragen. Charlie Gordon, dessen IQ nur 68 beträgt, wird als geeigneter Kandidat ausgewählt. Zunächst scheint das Experiment von Erfolg gekrönt zu sein. Charlie entwickelt sich zu einem geistigen Genie, muss dann aber selbst feststellen, dass seine neue Intelligenz nicht von Dauer sein wird. Nur zu bald wird er seine Verstandeskräfte wieder verlieren. In einem Tagebuch, das die gesamte Zeit des Experiments dokumentiert, hält er seine Eindrücke und die Entwicklung minutiös fest.
Durch seine Eintragungen erleben wir, zusammen mit ihm die Entdeckung einer Welt mit, die ihm bis dahin mangels geistiger Fähigkeiten verschlossen war. Die Palette reicht von den plumpen Witzen, die seine Mitarbeiter in der Fabrik auf seine Kosten reißen, und die er erst gar nicht mitbekommt, über die Aufarbeitung scheinbar unmotivierter sadistischer Handlungen seiner eigenen Schwester, und die Entdeckung seiner Sexualität hin bis zu philosophischen Betrachtungen seiner Situation.


Zunächst als Novelle veröffentlicht, und mit einem Nebula Award ausgezeichnet hat der Autor seine Geschichte später auf mit einem Hugo bedachte Romanlänge ausgeweitet. Die Hollywood Verfilmung „Charly“ wurde dann 1968 auch noch mit einem Oscar bedacht - ein Werk, das also aus dem sonstigen SF-Allerlei weit herausragt. Nicht von ungefähr gab es von diesem Buch bereits einige deutschsprachige Ausgaben (Nymphenburger, Heyne, DTV und Ernst Klett Verlag). Der Erfolg des Buches ist eng mit der Art und Weise berbunden, in der Keyes uns seine ergreifende, ja aufwühlende Geschichte erzählt. Über die Aufzeichnungen der Hauptperson erleben wir hautnah mit, wie sich dessen Zustand verändert. Die anfangs grammatikalisch einfachsten Sätze wandeln sich mit steigender Intelligenz zu geschliffenen Betrachtungen, die verwandte Wortwahl dokumentiert das geistige Erwachen gleichfalls.

Charlie selbst ist als Protagonist unwiderstehlich. Seine Verletzlichkeit, seine Ehrlichkeit rühren den Leser, sein Bestreben sich einzupassen, dazu zu gehören ist doch jedem Leser aus seinem eigenen Leben bekannt und nachvollziehbar. Ähnlich wie uns allen im Alter der Verlust an geistiger Leistungsfähigkeit auch im Zuge von Alzheimer bevorstehen könnte erkennt er den drohenden, unaufhaltsamen Verfall, und muss sich mit seinem Schicksal auseinandersetzen und es letztlich akzeptieren.
Das Buch widmet sich nicht etwa den technischen Aspekten einer künstlich herbeigeführten Intelligenzerhöhung. Statt dessen beleuchtet der Autor die Art und Weise, wie die Personen rund um Charlie auf diesen und seine Veränderungen reagieren. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht immer der Mensch und seine Umwelt, seine Gefühle, die Gefühlskälte ja Grausamkeit mit der die Menschen untereinander agieren.
Insoweit ist dieses Buch eines der wahren Meisterwerke nicht nur der SF sondern der Literatur im Allgemeinen. Den Leser erwartet ein Werk, das ihn aufrütteln wird, ein Buch das ihn betroffen macht, das keinen Leser unberührt zurück lässt.

hinzugefügt: March 4th 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Klett-Cotta Verlag
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