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Tillmanns, Andrea: Der dritte Armreif (Buch)

Andrea Tillmanns
Der dritte Armreif
Titelillustration von Christel Scheja
Crago-Verlag, 2005, A6, 72 Seiten, 3,00 EUR, ISBN 3-937440-26-7

Von Irene Salzmann

Der Crago-Verlag publiziert nicht nur den „Herold“, Comic-Hefte („Windkönig“) und Essays („Super- und andere Helden“), sondern im Rahmen der Edition Heikamp kleine Bändchen mit Kurzgeschichten. Die 10. Ausgabe präsentiert 7 phantastische Erzählungen der promovierten Physikerin Andrea Tillmanns.

Allen Geschichten ist gemein, dass sie im Bereich der märchenhaften Fantasy angesiedelt sind:
Nur „Das Einhorn“ kann einem unglücklichen Mädchen, das seinen Verlobten verloren hat, von seinem Kummer erlösen – aber auf andere Weise, als alle annehmen. „Wenn das Tier erwacht“, droht jenen, die nicht an die alten Erzählungen glauben und die Regeln einhalten, große Gefahr, wie ein Hoferbe sehr schnell feststellen muss. „Die Inseln der Delphine“ waren ein Paradies, bis die Menschen kamen und ohne Rücksicht auf ihre Freunde im Ozean auf die Jagd gingen, um ihre Familien zu versorgen. „Der dritte Armreif“ erweist sich als ein segenreiches Geschenk, durch das eine Geschichte erst wahr wird. Auf einer fernen Welt entdecken einige mutige Menschen den sagenhaften „Ursprung des Windes“. „Ein letzter Wunsch“ soll einer sterbenden Frau erfüllt werden, doch ist es gar nicht so leicht, etwas zu finden, was die freundliche Fee in der noch verbleibenden Zeit realisieren kann. „Der Tanz“ durch Raum und Zeit kann vor der Apokalypse retten, wenn man ihn richtig zu tanzen weiß.

Die Erzählungen sind kurz und beschränken sich auf das Wesentliche. Zwar werden weitgehend traditionelle Themen aufgegriffen (das unbekannte Monster, das ein Dorf ängstigt, ein rettendes Geschenk, drohender Untergang) und Archetypen des Genres eingebunden (Einhorn, Fee, Zauberin), doch die Geschichten folgen nicht den gewohnten Bahnen. Die Märchen werden praktisch entzaubert, denn es gibt für die Protagonisten kein wirkliches Happy-End. An die Stelle von glücklichen Fügungen treten menschliche Schwächen, die Märchenhelden nicht kennen, wie Eigensucht, Überheblichkeit, Skrupellosigkeit. Wer nur an sich selbst denkt, Ratschläge ablehnt und die Hilfe anderer missbraucht, trägt die Konsequenzen. Diejenigen, die sich korrekt verhalten, werden in gewisser Weise belohnt, nicht sofort, nicht direkt, auch nicht so, wie es ihnen am liebsten wäre, aber auch ihre Taten haben letztlich Folgen. Nicht andere sind schuld am eigenen Glück oder Unglück – jeder trägt für sich und seine Entscheidungen selbst die Verantwortung.

Andrea Tillmanns will nicht nur unterhalten mit ihren schnörkellos erzählten, symbolreichen Geschichten. Die Lektüre stimmt nachdenklich und bleibt längere Zeit in Erinnerung, denn man sympathisiert mit einigen der Figuren und kann sich in ihr Denken hinein versetzen, ihre Enttäuschung oder Erleichterung nachvollziehen. Zwischen all der seichten Hausfrauen-Fantasy und den endlosen Nacherzählungen des „Herrn der Ringe“ sind solche ungewöhnlichen Kurzgeschichten eine angenehme Abwechslung und beweisen, dass die Kleinverlags-Szene weit mehr Beachtung verdient, als sie bisher erfuhr.

hinzugefügt: February 4th 2006
Tester: Irene Salzmann
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