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Weber, David & Ringo, John: Die Marduk-Mission(Buch)

David Weber & John Ringo
Die Marduk-Mission
(March to the Sea)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Frauke Meier
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei-Lübbe, 2005, Taschenbuch, 718 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-404-23289-5

Von Carsten Kuhr

Prinz Roger MacClintock, dritter in der Thronfolge des galaktischen Kaiserreiches, ist zusammen mit seiner Leibgarde aus Marines auf einem unwirtlichen Planeten gestrandet. Ihre einzige Chance, Marduk wieder zu verlassen ist die Einnahme eines von Piraten unterhaltenen Raumhafens, dummerweise auf der anderen Seite der Welt. Kein einfaches Unterfangen, wenn das Klima der Atmosphäre in einem Dampfbad gleicht, und der Dschungel von wilden, riesigen Bestien bevölkert wird.

Im vorliegenden zweiten Band des Zyklus überwindet unsere Truppe das Gebirge und sucht nach einer Möglichkeit, das daran anschließende Meer zu überqueren.
Waren die aggressiven, vierarmige Eingeborene im ersten Band des Zyklus noch auf einer dem Mittelalter entsprechenden Zivilisationsstufe, so treffen unsere Gestrandeten an der Küste auf Einheimische, die große, befestigte Städte angelegt haben. Ihre Handelsschiffe verbinden die Metropolen, die Garden sind mit Vorderladern ausgestattet. Die Rettungs-Mission sollte sich demnach eigentlich einfacher gestalten, wenn nicht just bevor unsere Truppe das Gebiet erreicht Stämme blutrünstiger Nomaden die Handelsstädte überfallen und eingenommen hätten.
Einzig eine Metropole hält bislang den Angriffen statt, doch auch hier droht die Zivilisation den Barbaren weichen zu müssen. Eine Mission für unsere Marines, eine Aufgabe aber auch, die es erfordert, neue Waffen, ja neue Waffengattungen und Befehlsstrukturen auf Marduk einzuführen und den Krieg zu den Aggressoren zu tragen.


Gut 700 Seiten voll gewaltverherrlichender Kämpfe erwarten den Leser. Es wird gesprengt, getötet, gemordet und geschlachtet, dass das Blut sturzbachartig fließt.
Zehntausende von Nomandenkriegern greifen mit ihren Streitäxten die mit Gewehren, Revolvern, Kanonen und moderner Kriegstaktik ausgestatteten Küstenbewohner an. Das Ergebnis - ganze Täler voll Leichenteile - kann man sich vorstellen. Eine Reflektion in welcher Hinsicht auch immer über den Sinn von Gewalt zur Durchsetzung eines Zieles, über zigtausendfaches Morden findet nicht statt. Stattdessen liest sich der Roman an vielen Stellen wie eine Aneinanderreihung von Kriegsberichterstattungen mit dem Schwerpunkt auf der Schilderung der blutigen Kämpfe.

Daneben aber, das muss ich den beiden Autoren zugute halten, entwerfen sie in den wenigen Passagen, in denen es nicht "zur Sache" geht, ein überzeugendes Bild einer Kultur, die sich am Beginn des industriellen Zeitalters befindet. Erste maschinelle Fertigungstechniken halten Einzug, die Rolle der Frau in der Gesellschaft verändert sich, unser Stadtstaat wird von einem Quasi-demokratischen gewählten Senat regiert. Geschickt gelingt des den Autoren uns diese Beschreibungen versteckt in der Handlung mitzugeben.

Warum aber habe ich das Buch nicht einfach nach ein paar Dutzend Seiten aus der Hand gelegt - schlussendlich ist die Schilderung tumber Gemetzel eigentlich nicht so mein Fall?

Ganz einfach, weil die Autoren - Gerüchte wollen wissen, dass David "Honor" Weber nur das Grundkonzept vorgab, die Romane selbst im wesentlichen von John Ringo verfasst werden - verteufelt gute Erzähler sind.
So abstoßend grundsätzlich die beschriebenen, martialischen Kämpfe sind, die beteiligten Personen sind um so faszinierender. Nicht etwa nur Prinz Roger, der eingebildete Schnösel, der sich von Saulus zum Paulus wandelt und zu einer echten Führungspersönlichkeit gereift ist, auch seine Marines sind voller Leben und Tiefe gezeichnet. Wir leiden mit den Kämpfern, wir freuen uns mit ihnen, tauchen förmlich in die Handlung ein. Jeder der beschrieben Söldner hat seine liebevollen Eigenheiten, offenbart im Lauf der Handlung Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, die ich ihr oder ihm nicht zugetraut hätte.

Daneben gelingt es dem Autorengespann aber auch, uns eine fremde Gesellschaft überzeugend zu schildern. So ähnlich die Bewohner Marduks den Menschen auch sind, und wir erkennen immer wieder augenzwinkernd Parallelen zu typisch menschlichen Verhaltensweisen, so bleiben sie dennoch ein wenig anders, ein wenig fremd und damit mysteriös und interessant. Dies gelingt nicht eben vielen Autoren, und macht die Lektüre, den Tonnen von Blut und Leichenteilen zum Trotz interessant und lohnenswert.

hinzugefügt: November 27th 2005
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Lübbe
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