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Trugenberger, Luca: Damlo und der Weg zum Glück (Buch)

Luca Trugenberger
Damlo und der Weg zum Glück
(La Spina del Drago (Il Resvegilio dell´ Ombra Teil 1))(2002)
Aus dem Italienischen von Biggy Winter
Piper, Hardcover, 352 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 3-492-70101-9

Von Gunther Barnewald


Luca Trugenberger ist Sohn eines Schweizers (daher der deutsche Name) und einer Italienerin und lebt als Psychotherapeut in Rom. Mit dem Dreiteiler "Il Resvegilio dell´ Ombra" hatte er in Italien großen Erfolg und, beurteilt man die Geschichte um den 14jährigen Rotschopf Damlo nach den hier vorliegenden Auftaktband, dann völlig zu recht. Zwar ist der erste Band der Abenteuer des jungen Damlo inhaltlich konventionelle Fantasy, wie der Autor die durchaus anrührende und vor allem sehr spannende Story umsetzt, ist jedoch absolut professionell und meisterhaft.

Damlo wächst in einem idyllischen Dorf mitten im Wald auf. Gewaltige Bäume sind von den Dorfbewohnern zu Häusern umgebaut worden. Überall verschönern Schnitzereien die Umgebung und der Legende nach sind ein Mensch und ein in einen Menschen verwandelter weiblicher Drache die Gründer der Gemeinschaft.
Damlo wächst bei Tante und Onkel auf, welche die örtliche Herberge betreiben. Bedingt durch seine feuerroten Haare und die epileptischen Anfälle, die den Jungen ab und zu heimsuchen, ist Damlo ein absoluter Außenseiter und wird von den anderen gehänselt, getriezt und verprügelt.
Damlo gleicht dies aus durch große Phantasie, kann er sich doch wunderbar in seinem Geist in bunte Abenteuerwelten stürzen. Zudem ist er flink und entkommt den Verfolgern oft durch Flucht.
Eines Tages stößt er jedoch ernsthaft mit einer Bande von Jungen zusammen und macht diese so wütend, dass einer mit der Steinschleuder auf ihn schießt. Der Stein trifft Damlo am Kopf und sorgt dafür, dass der Junge sich völlig konfus und benebelt fühlt. Schwer verletzt kriecht er in geistiger Umnachtung in einen vor der Herberge seiner Familie geparkten Wagen und versteckt sich dort instinktiv, bevor er ohnmächtig wird.
Als er Tage später erwacht ist er meilenweit weg von zu Hause und reist in Begleitung zweier kriegserfahrenen Zwergen, von denen einer sich als junger Thronfolger des Königs der Zwerge herausstellt, denen der Wagen gehört, in den Damlo verletzt gekrochen war.
Damlo versucht zwar alleine nach Hause zurück zu reisen, ein Rudel Wölfe lässt ihn jedoch zu den beiden Reisenden zurückeilen. Hier entbrennt ein furchtbarer Kampf, als immer mehr Wölfe erscheinen. Es gelingt den dreien mit Mühe und Not zu entkommen. Sie müssen jedoch erkennen, dass auf dem Weg zum Ziel der Zwerge große Gefahren lauern, denn nicht nur ihr Mission ist gefährlich, sondern auch die Feinde dieser Mission sind auf die beiden Zwerge aufmerksam geworden und setzen alles daran, diese zu töten.
Damlo wird bald trotz allen Heimwehs klar, dass dies das Abenteuer seines Lebens ist.
Aber ist er ihm gewachsen? Und woher rühren die seltsamen Halluzinationen, denen er seit dem Kopftreffer durch den geschleuderten Stein ausgesetzt ist? Wird er verrückt oder steht ihm gar der Tod durch seine epileptische Erkrankung bevor? Und wieso gelingt es ihm manchmal einen gefundenen Stachel wie ein scharfes Schwert zu schwingen, während in anderen Situationen die Waffe stumpf zu sein scheint?
Während Damlo innerlich und äußerlich zwischen Heldentum und Feigheit schwankt, nimmt das große Abenteuer seinen Lauf...

"Damlo und der Weg zum Glück" ist ein wunderbares, phantasiereiches Abenteuerbuch und besticht durch den brillanten Stil des Autors, die geschickte Verteilung der Spannung im Buch und vor allem durch den sympathischen Protagonisten, der weit entfernt ist von den üblichen Superhelden. Immer wieder mal ist der Junge überfordert von schwierigen Situationen, fühlt sich im Kampf wie gelähmt oder fängt an zu Schreien, wenn er eigentlich kämpfen sollte. Nur manchmal ist er tapfer und wächst über sich hinaus, doch dies kauft man dem Autor dann auch ab.

Die farbigen Details der hier erzähltem Mär machen das Lesen zum puren Vergnügen und erinnern manchmal an Trugenbergers Landsmann Dino Buzzati, der 1935 mit "Il Segreto del Bosco Veccio" (dt. als "Das Geheimnis des alten Waldes") ein absolutes Meisterwerk der Fantasyliteratur geschaffen hatte oder an den bekannten us-amerikanischen SF- und Fantasyautor Jack Vance.
Negativ am vorliegenden Roman fällt leider auf, dass die hier verwendeten Fantasyklischees (Orks, Zwerge etc.) zu der wunderbaren Geschichte manchmal nicht zu passen scheinen. Hier hätte der Autor mit mehr Eigeninitiative sicherlich eigene Begriffe prägen können, die nicht an Tolkien erinnern. Dies hätte die packende Geschichte noch weiter aufgewertet.
Ebenfalls bedenklich ist die Grundkonstruktion der Erzählung, wonach die Feinde der Zwerge die Stellvertreter eines dunklen Herrschers des Bösen sind. Hier wird möglicherweise wieder einmal das Märchenprinzip des Kampfes der Guten gegen die Bösen aufgegriffen. Dieses Schwarz-Weiss-Denken ist dem Niveau der Geschichte abträglich, was enorm schade ist, denn das vorliegende Buch hätte ohne diese bedauerlichen dümmlichen Klischees das Zeug zu einem Meisterwerk der Unterhaltungsliteratur gehabt.

So bleibt der Eindruck eines herrlich spannenden Buchs, leicht und vergnüglich zu lesen, mit liebevoll und glaubhaft gezeichneten Charakteren, nahezu rundum empfehlenswert, jedoch leider nicht so gut, wie dies das Potenzial des Autors erwarten lassen würde. Bedenkt man, dass es sich um eine Erstlingswerk handelt, ist dies um so erstaunlicher.

Auf die nächsten beiden Bände der Trilogie darf man trotzdem sehr gespannt sein und sich freuen als Leser. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Geschichte nicht in die fantasytypische Endschlacht zwischen Gut und Böse auflöst, denn dies wäre der wunderbaren Erzählung wahrlich unwürdig!

hinzugefügt: October 31st 2005
Tester: Gunther Barnewald
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