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Sacred - Die Chronik von Ancaria 2: Sternental, Steve Whitton (Buch)

Sacred - Die Chronik von Ancaria 2
Steve Whitton
Sternental
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Panini/Dino, Taschenbuch, 283 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-8332-1276-4

Von Frank Drehmel

Kaum haben die drei Helden - Zara, die Vampirin mit Seele, Jael, die engelsgleiche Seraphim, und der Gauner Falk - erfahren, dass Sakkara-Kultisten die Tore zur Dimension der Dämonen öffnen wollen (vgl. Band 1, „Engelsblut“), machen sie sich auf den Weg, die Welt zu retten. Ihr Ziel ist Burg Sternental, eine Enklave der in Ancaria verhassten Magier und vermeintlicher Sitz des Oberhauptes des Kults, Iliam Zak.
Die Reise, auf der sich der Gruppe ein geheimnisvoller Wolf anschließt, erweist sich als äußerst beschwerlich: diverse Monster und widriges Gelände fordern von den Gefährten das Letzte. Dennoch erreichen sie ohne Verluste ihr Ziel, nur um zu erfahren, dass Iliam Zak schon lange tot ist und nun ein Anderer dessen unheiliges Werk fortsetzt.
In ihrer Hilflosigkeit bittet Jael als Abgesandte des Königs den Rat der Magier um Hilfe, welche ihnen die alten, verbitterten Männer jedoch verweigern. Zudem müssen Jael und Zara erfahren, dass der Sakkara-Kult längst viele der Zauberer korrumpiert hat. Und die Zeit drängt, denn es bleiben nur noch wenige Stunden, um Ancaria vor den Horden der Dämonen zu retten.


Zugegeben, die Geschichte ist mit leichter Hand geschrieben und daher angenehm zu lesen. Doch das trifft auch auf die meisten Groschen-(oder sagt man jetzt Cent?)Romane zu. Von einem Taschenbuch kann man mehr als nur einen lockeren Stil erwarten, erst recht, wenn es dem Titel nach für sich reklamiert, die Chronik einer (imaginären) Welt zu sein. Bedauerlicherweise bleibt dieser Wunsch nach “Mehr” aber in fast jeder Hinsicht unerfüllt.

Ancaria wird reduziert auf eine Handvoll Dörfer - die meisten kaum mehr als bloße Namen -, ein, zwei Wälder, einen Sumpf und ein Gebirge - inklusive Talkessel und cooler Burg. Die ganze Welt erscheint dadurch auf eine merkwürdige Art leer und unbelebt, so dass sich der Leser unwillkürlich fragt, wen denn die Helden eigentlich retten wollen.
Immerhin entwirft Whitton eine Art Schöpfungsmythos. Dieser allerdings ist so hohl und hausbacken, dass es regelrecht schmerzt: Gute Götter kämpfen gegen böse Götter; gute Götter haben keinen Bock mehr, basteln sich die Seraphim und machen dann die Fliege; Seraphim kloppen böse Götter in die Unterwelt; böse Götter wollen wieder raus und aus die Maus.
Wirklich interessante Fragen vermag Whitton gar nicht oder nur sehr oberflächlich zu beantworten; insbesondere nicht die, wie die neue Religion des Einen Gottes mit der ganzen Götterklopperei in Einklang zu bringen ist oder warum die Obrigkeit das Praktizieren verbotener Magie auf Burg Sternental offensichtlich toleriert. Unterm Strich spielen politische, gesellschaftliche, oder historische Aspekte in dieser Chronik eine so geringe Rolle, dass die Protagonisten ohne nachvollziehbaren Bezugsrahmen agieren..
(Exkurs: Wo wir gerade bei den fehlenden Fakten sind: Liebe Kinder! Auch wenn der Onkel Whitton in seinem Fantasy-Roman etwas anderes schreibt, Spinnen haben keinen Stachel; Skorpione haben einen Stachel, Spinnen haben “hinten” Spinnwarzen; und die Kutikula der Spinnen besteht auch an ihren Beinen aus Chitin bzw. Sklerotin und nicht - wie euch der Onkel glauben machen will - aus Horn bzw. Keratin.)

Dramaturgisch läuft die Geschichte nach Schema F - “Rettung der Welt in der allerletzten Sekunde” - ab. Whitton schreibt nichts, was der Leser nicht schon unzählige Male so oder ähnlich gesehen hat. Keine überraschenden Wendungen, nichts Unerwartetes durchbricht den träge dahinplätschernden, schnurgeraden Erzählfluss. Stattdessen verschwendet der Autor lieber ganze sechzehn (!) Seiten daran, zu beschreiben, wie die Helden ein magisches Portal öffnen, um sich dadurch zum finalen Showdown zu teleportieren. Unpassend - wenn nicht sogar unverschämt - empfand ich die Reminiszenz Whittons an einen der wirklich großen Phantasten des letzten Jahrhunderts, H. P. Lovecraft, und seinen vielschichtigen Cthulhu-Mythos. Der berühmte Zweizeiler “Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt” und die Erwähnung des Namens Abdul Alhazred lassen sich mit dem dürftig-kargen Ancaria-Hintergrund nur schwerlich vereinbaren.

Die Zeichnung der Charaktere ist auch in diesem zweiten Band äußerst rudimentär und einfallslos. Zu der Tatsache, dass sowohl Zara, als auch Jael übermenschliche Wesen sind, die zudem diametral entgegengesetzte Weltanschauungen repräsentieren, fällt Whitton kaum mehr ein, als dass die Beiden im Kampf etwas härter austeilen und ein wenig mehr einstecken können als der Ottonormalmensch. Keine tieferen Innenansichten der Helden, keine Spannungen innerhalb Gruppe, sondern überall Friede, Freude, Eierkuchen! Der geheimnisvolle Wolf, Thor, wird immer dann - und nur dann - aus der Tasche gezogen, wenn es gilt, einem Schurken die Kehle durchzubeißen, bleibt aber ansonsten so bedeutungslos, dass der Leser ihn zeitweise vollkommen vergisst. Die einzige Figur, der die Zurückhaltung relativ gut bekommt, ist Falk, welcher sich - wider Erwarten - von einem wandelnden, großmäuligen Kleinganoven-Klischee zu einem durchaus ernsten Menschen wandelt.

Zu den platten Dialogen und hohlen Phrasen, die einen großen Teil der Rede dominieren, will ich nicht viel Worte verlieren, sondern lediglich zwei Zitate anführen, die für sich selbst sprechen:
“[...] doch dass große Macht auch große Verantwortung mit sich bringt, ist Euch offenbar fremd.”[S. 197 f]
“Ist es nicht gerade die größte Stärke des Bösen?”, murmelte Zara, “ Uns glauben zu machen, dass es das Böse gar nicht gibt?” [S. 209]


Fazit: Dank der unoriginellen Geschichte, der kraftlosen Charaktere und der platten Dialoge hält sich das Bedauern des Leser darüber, dass dieses vorerst - und hoffentlich für lange, lange Zeit - der letzte „Sacred“-Roman Whittons ist, in sehr engen Grenzen.

hinzugefügt: October 9th 2005
Tester: Frank Drehmel
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