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Dick, Philip K.: Nach der Bombe (Buch)

Philip K. Dick
Nach der Bombe
Dr. Bloodmoney Or How We Got Along After The Bomb (1965)
Überarbeitete Neuausgabe, mit einem Nachwort von Jonathan Lethem
Heyne, Taschenbuch, November 2004, 320 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 3-453-53004-7

Von Ulrich Blode

„Nach der Bombe“ entstand aus Philip K. Dicks Befürchtung heraus, jeden Tag das Ende der Welt erleben zu müssen. Doch die Themen des Romans sind auch vierzig Jahre nach seinem Entstehen aktuell: Rassenfragen, die Machbarkeit und Durchsetzung von Erfindungen, die ungeahnten Folgen ökonomischen und wissenschaftlichen Fortschritts.

Szenarien des atomaren Schreckens gibt es etliche, beispielsweise Eugene Burdicks und Harvey Wheelers „Fail Safe“ (1962) oder Nevil Shutes „On the Beach“ (1957, dt. Das letzte Ufer). Nicht von ungefähr erinnert der Untertitel „How We Got Along After The Bomb“ von Dicks Roman an Stanley Kubricks Film „Dr. Strangelove Or How I Stopped Worrying And Learned To Love The Bomb“, der die Irrwitzigkeit des Gleichgewichts des Schreckens aufs Korn nimmt. Mehr haben Dicks Buch und Kubricks Film aber nicht gemein. Denn Dick schreibt eine „optimistische“ Geschichte, die vor allem nach der Katastrophe spielt. Die Menschheit hat überlebt und es gibt alltägliche Sorgen, wie zuvor. Und die Überlebenden müssen sich mit Mutationen und intelligenten Tieren abfinden.

Titelgebende Figur ist Dr. Bluthgeld, ein hervorragender Wissenschaftler. Entgegen den Berechnungen des Wissenschaftlerteams, dem er angehörte, ging der Fallout eines orbitalen Atomtests auf die Erde nieder. Bluthgeld fühlt sich seitdem verfolgt und steigert sich in einen Verfolgungswahn hinein. Angesichts der Paranoia und dem unergründbaren Hass dieses Wissenschaftlers sowie dessen Bestreben alles Denkbare zu verwirklichen, bedarf es keines Feindes mehr. Die Bedrohung ist bereits in der Gesellschaft.
Bluthgeld ist nicht der zentrale Charakter des Buches. In kleinen miteinander verzweigten Episoden schildert Philip K. Dick die Schicksale seiner Protagonisten. Da gibt es den Phokomelus Hoppy Harrington, der Prothesen hat und auf einem kleinen Wagen fährt, weil ihm Arme und Beine fehlen; den Schwarzen Stuart McConchie, der Verkäufer ist; den Psychiater Dr. Stockstill und Bonnie Keller, die sich durch das Leben mit erfolglosen Affären schlägt.

Ob es letztlich Bluthgeld ist, der den Atomkrieg auslöst, wird nicht erklärt. Vielleicht ist es sogar das eigene Abwehrsystem, das sich gegen das Land richtet. Die Folgen sind jedoch bekannt. Die großen Städte sind zerstört und die Menschen müssen sich neu einrichten. Die Entfernungen sind größer und die Städte kleiner geworden.

Einsam umkreist Walt Dangerfield die Erde in seinem Marsraumschiff, das kurz vor der Katastrophe gestartet ist. Er unterhält er die Überlebenden mit seinen Monologen und dem an Bord befindlichen Musikarchiv. Hoppy Harrington trachtet danach die Macht zu übernehmen, denn sein technisches Wissen ist jetzt gefragt, während er vorher nur als Krüppel betrachtet wurde. Deshalb will er das Raumschiff Dangerfields übernehmen, um seine eigenen Botschaften zu verbreiten. Und dann gibt es immer noch Dr. Bluthgeld, der erneut zu einer Gefahr wird. Die einzelnen Lebensläufe verzweigen sich und gehen wieder auseinander. Zuletzt triumphiert zwar nicht das Böse, aber ein Happy End gibt es genauso wenig.

„Nach der Bombe“ ist erkennbar ein Buch Philip K. Dicks. Die Charaktere sind individuell und eigenartig. Ihre Gefühle und Beweggründe werden gut dargelegt. Auch ist der Roman geradliniger als andere seiner Erzählungen und es ist (vermutlich) lediglich eine Realität. Dicks Geschichte lebt von den Gegensätzen, den hinein gepackten Träumen und Ängsten. Handlungsschauplatz ist Marin County/Kalifornien, wo Dick eine Zeitlang lebte. „Nach der Bombe“ ist ein interessantes Buch.
Lesenswert allemal.

hinzugefügt: October 5th 2005
Tester: Ulrich Blode
Punkte:
zugehöriger Link: Heyne Verlag
Hits: 2900
Sprache:

  

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