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Viehl, S. L.: StarDoc: Die Seuche (Buch)

S. L. Viehl
StarDoc: Die Seuche
StarDoc (2000)
Deutsche Übersetzung von André Wiesler
Heyne, Taschenbuch 52097, 416 Seiten. 7,95 EUR, ISBN 3-453-52097-1


Von Gunther Barnewald

„StarDoc: Die Seuche“ soll beim Heyne Verlag der Auftakt sein zu einer neuen Serie um die „intergalaktische“ Ärztin Dr. Cherijo Grey Veil.

Diese, ihres Zeichens brillante Chirurgin, lebt eigentlich auf der extrem fremdenfeindlichen Erde, und leidet unter dem diktatorischen Charakter ihres Vaters, der ihr weder im Privat- noch im Berufsleben eine eigenständige Entwicklung ermöglicht. Zwar liebt Cherijo ihren Job als Chirurgin, wünscht sich jedoch sehnlichst ein selbstbestimmtes Leben.
Ihre Chance kommt, als ihre weibliche Bezugsperson, für sie soetwas wie eine Mutter, stirbt und Cherijo die Chance zur heimlichen Flucht von der Erde nutzt.
Auf dem Kolonieplaneten Kevarzangia 2 werden dringend praktische Ärzte zur Behandlung aller möglichen intelligenten Lebensformen gesucht, die hier leben oder den Planeten besuchen.
Hier findet die junge Ärztin zunächst ihre Berufung und auch privaten Anschluss. Doch der Job ist hart, denn K 2, wie der Planet genannt wird, wimmelt von fremdartigen und exotischen Lebensformen und nur wenige Menschen leben hier.
Als dann auch noch eine verheerende Seuche ausbricht, zeigt sich bald, dass Dr. Veil die Einzige ist, die sowohl körperliche Resistenz als auch genug medizinisches Wissen und Genialität besitzt, um gegen die schreckliche Krankheit ankämpfen zu können.
Zudem erweist sich Cherijos Vater als perfider und intriganter als die junge Frau dies je vermutet hätte und sie muss erkennen, dass sie mehr als nur „das geistige Eigentum“ ihres „Erzeugers“ ist...

Der vorliegende Roman ist eine große Überraschung im Heyne SF-Programm, vermutet man dort doch schon lange keine lesbaren Abenteuerromane altmodischen Schlags mehr. Eigentlich passt dieses unterhaltsame, sich auf den Charakter der Protagonistin und ihre Abenteuer auf einem exotischen Planeten konzentrierende Buch nicht mehr so recht in die Heyne SF-Reihe, zeichnen sich die serienunabhängigen Romane des “Marktführers” in den letzten Jahren eher durch naturwissenschaftliche Prägung und extrem flache Charaktere aus.

Um so erfreulicher, dass mit Dr. Veil wieder eine mit psychologischer Glaubwürdigkeit entwickelte und mit starken Gefühlen beseelte Protagonistin vorgestellt wird, die in einer Welt lebt und arbeitet, die auch für Nicht-Coputerfreaks nachvollziehbar ist.
Dabei unterscheidet sich der Ansatz der Autorin durchaus von den Arbeitsweisen ihrer Vorgänger im Genre, stehen bei S. L. Viehl doch die medizinischen Notfälle nicht so stark im Mittelpunkt, wie dies z. B. bei James Whites Orbit-Hospital-Serie der Fall war. Auch die Abenteuer des von Murray Leinster entwickelten Weltraumarztes Dr. Calhoun und seines „Freundes“ Murgatroyd oder die Werke des SF-Autors und Arztes Alan E. Nourse, die sich eher auf den Abenteuergehalt der Geschichten beschränkten, sind nur bedingt mit der hier vorliegenden Erzählweise vergleichbar.

Am ehesten erinnert die neue Serie vielleicht noch an den herrlich humorvollen Roman „Prostho Plus“ (dt. als „Der Retter von Dent-All“, zuletzt ungekürzt als Bastei Taschenbuch 23131) von Piers Anthony, in dem ein irdischer Zahnarzt wider Willen in die Galaxis verschlagen wird und alle möglichen Aliens von Zahnschmerzen befreien muss.
Allerdings zeichnet sich Viehls Geschichte durch weniger Humor und dafür durch seriösere medizinische Details aus und vor allem durch die überzeugende Protagonistin.
Sie ist, in ihrer psychischen Befindlichkeit schwankend irgendwo zwischen Workaholic, starker Frau und verletzlicher Seele, S. L. Viehl zweifellos meisterhaft gelungen.

Auch die Zeichnung der Menschheit als Bande xenophobischer Fremdenhasser, deren meiste Mitglieder sich für etwas Besseres halten, ist überraschend und stellt im Verlauf der Handlung einen interessanten Kontrapunkt zu den Handlungen der Protagonistin dar. Hier beweist die Autorin Mut, denn schließlich kann sie ja nur auf irdische, d. h. menschliche, Leser vertrauen. Und gerade SF-Leser ignorieren gerne den auf unserem Planeten üblichen Fremdenhass oder wollen nicht, dass dieser ihnen in Erinnerung gerufen wird, wenn sie von „terranischen Imperien“ zwischen den Sternen träumen (!).

Einziges Manko der spannenden und hervorragend erzählten Geschichte ist, dass der eigentliche Höhepunkt der vorliegenden Erzählung nach knapp 320 Seiten erreicht ist. Dass die Handlung sich dann noch fast 100 Seiten hinzieht und zum Schluss gar hinzuschleppen scheint, ist wirklich der einzige Haken an diesem wunderbaren und empfehlenswerten Abenteuerroman (wobei nicht klar ist, ob der Heyne Verlag hier nicht ein im Original vielleicht längeres Werk einfach gesplittet hat und dies der Grund für das “verzögerte” Ende ist, da man die Teilung des Werks schlicht und einfach vermasselt hat).

Trotzdem ist „StarDoc - Die Seuche“ wunderbar unterhaltsame und altmodische Abenteuer-SF, die neugierig macht auf mehr. Ideales Lesefutter für Fans von Clifford D. Simak, Lloyd Biggle, Jack Vance oder George R. R. Martin.

hinzugefügt: June 5th 2005
Tester: Gunther Barnewald
Punkte:
zugehöriger Link: Heyne
Hits: 4181
Sprache: german

  

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