Tierney, Richard L.: Im Haus der Kröte (Buch)

Richard L. Tierney
Im Haus der Kröte
(The House of the Toad)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Martin Baresch
Festa Verlag, Hardcover, 270 Seiten, 24,00 EUR, ISBN 3-935822-75- 8

Von Carsten Kuhr

Gelungene Fortschreibungen zu Lovecrafts Cthulhu Mythos sind selten. Die meisten Nachahmer versuchen krampfhaft Lovecrafts ganz eigene Art, seine Erzählungen aufzubauen, zu kopieren, und scheitern daran nur zu oft kläglich.
Der mir bislang unbekannte Richard L. Tierney geht einen anderen, einen eigenen Weg, der den Leser für sich einnehmen kann. Geschickt nutzt er den Kosmos der »Großen Alten« für seine Handlung, ohne jedoch plump abzukupfern. Das sonst so gerne genutzte »Necronomicon« ist nicht mit von der Partie, statt dessen vermischt Tierney die Bedrohung durch die alten Götter mit einem Protagonisten, der ein wenig an Indiana Jones erinnert.

James Kerrick, so der Name unseres Archäologen, ist seit Jahren im Auftrag der Wissenschaft unterwegs. In Mittelamerika forscht er nach Überbleibseln alter Hochkulturen, seine Expeditionen und seinen Unterhalt bestreitet er durch den illegalen Verkauf von Fundstücken. Als er in Mexiko vier halbrunde Kugeln entdeckt, hat er scheinbar den Fund seines Lebens gemacht. Ein Sammler bietet ihm für die vier alten Behältnisse eine Unsumme Geld - Übergabe bei Lieferung. So macht sich Kerrick auf, die alten rätselhaften Behältnisse abzuliefern.
Er lernt Janus kennen, ein Mann, der seit Jahrzehnten als scheinbar nicht alternder Waffenschieber, Pornokönig und Verfasser eines Weltuntergangsbuches von sich reden macht. Sein abgelegenes Anwesen, in sieben Tagen ohne Mithilfe örtlicher Handwerker von Unbekannten aus dem Boden gestampft, wurde in Form eines gigantischen Pentagramms angelegt. In nächtlichen Beschwörungen werden dort die »Großen Alten« angerufen. Seltsam aussehende Menschen gehen im Anwesen aus und ein. Menschen, deren Physiognomie an Frösche erinnert, und sehr kleinwüchsige, das Tageslicht scheuende Menschen. Die Nacht der Rückkehr der alten Götter steht bevor, Kerrik soll mit einem Ritualopfer die Rückkehr der dunklen Götter einleiten. Doch unser Archäologe stellt sich gegen die Pläne...

Tierney legt einen spannenden Roman vor. Anders, als das große Vorbild HPL selbst und viele seiner Nachahmer präsentiert er seinen Lesern nicht eine oder mehrere Kurzgeschichten um die Großen Alten, sondern einen in sich abgeschlossenen, eigenständigen Plot.
In einem relativ kurzen Zeitfenster, die Handlung findet im Wesentlichen in einer kurzen Woche statt, entwickelt er gekonnt das interessante Bild einer kleinen Stadt in der Nähe des Mississippi. Ausgerechnet in diesem verschlafenen Städtchen siedelt sich der Hochmeister des Bösen, der Statthalter der Großen Alten an.
Sehr gekonnt portraitiert der Autor anhand von Rückblenden Kerriks über seine Jugend in diesem Ort das Leben im Mittelwesten. Auch die übernatürlichen Sequenzen fügen sich nahtlos in die Handlung ein. Geschickt vermeidet Tierney es, seine Leser mit den Lovecraft´schen Göttern zu erschlagen, setzt die entsprechenden Szenen sparsam ein, und wirkt so glaubhafter.
Insgesamt überzeugt der Roman, wobei ich persönlich mir gewünscht hätte, dass der Autor das Auffinden der Kugeln in Mexikanischen Urwald etwas ausführlicher abgehandelt hätte.

hinzugefügt: January 17th 2005
Tester: Carsten Kuhr
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