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Ballard, James Graham: Crash / Die Betoninsel / Der Block (Buch)

James Graham Ballard:
Crash/Die Betoninsel/Der Block

Originaltitel: Crash (1973); Cocrete Island (1974); High Rise (1975).
Deutsche Übersetzung von Joachim Körber (Crash) und Walter Brumm (Concrete Island und High Rise).
Erftstadt: Area Verlag 2004.
794 Seiten. 9,95 Euro.

ISBN 3-89996-257-5


von Gunther Barnewald


James Graham Ballard ist zweifellos einer der herausragenden Phantastikautoren der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Neben Brian W. Aldiss war er Kopf der “New Wave” in England, die sich bemühte, der Sciencefiction neue Horizonte zu eröffnen. Der sogenannte “Inner Space” sollte erschlossen werden, literarisches Niveau sollte nicht länger als unvereinbar mit SF gelten.
Trotz des Untergangs der “New Wave” Ende der 60er/Anfang der 70er gelang den beteiligten Autoren um den Motor der Bewegung, den Herausgeber und Autor Michael Moorcock, eine der bedeutendsten Reformen der Sciencefiction, deren Auswirkung sich nicht leugnen lässt, mag man persönlich auch zur “New Wave” stehen wie man will.
Ballard selbst exerzierte vor, wie man den “inneren Raum”, also die Psyche des Menschen, verwenden kann, um exotisch-befremdlichen Werken zu erschaffen, die bis dato kaum ein Space-Opera-Schreiber auch nur annähernd auf fremden Planeten hatte kreieren können.
Vor allem Anfang der 70er gelangen dem Engländer bahnbrechende Werke, so der Novellenzyklus um ein imaginäres Palm Beach der Zukunft, eine Oase der Dekadenz für durchgeknallte Reiche, festgehalten in den Vermillion-Sands-Geschichten (dt. Die tausend Träume von Stellavista).
Es folgten, neben einigen Kurzgeschichten, die in diesem Band enthaltenen Romane, alle irgendwie Meilensteine der SF-Literatur, teilweise umstritten, im Falle von Crash auch angefeindet, da Ballard es hier wagt, morbide, krankhafte Schaulust, Sensationsgier, Nervenkitzel und Sexualität zu einer Erzählung zu verweben, die mehr als nur Psychopathie ausstrahlt.
Erzählt wird die Geschichte einiger gelangweilter Wohlstandsbürger, die selbst Autounfälle verursachen, dabei den ultimativen Kick suchen und sich in ihrer Abnormität suhlen.
Crash ist zweifellos ein “krankhafter kleiner Pornoroman”, der immerhin prominent verfilmt wurde, und der aus seelischer Not des Autor entstand, war Ballards geliebte Frau doch bei einem Autounfall tödlich verunglückt (zumindest berichtet Ballard dies im zweiten Teil seiner in Romanform gehaltenen Autobiographie The Kindness of Women, dt. Das große Herz der Frauen; Teil 1 dieser Autobiographie trägt übrigens den Titel The Empire of the Sun, dt. Das Reich der Sonne, und wurde von Steven Spielberg eindrucksvoll verfilmt).
Diese traumatische Erfahrung verarbeitet der Autor in Crash und Lesern, die sich guter geistiger Gesundheit erfreuen, sei vielleicht angeraten, die Hände von diesem Werk zu lassen, vor allem wenn man noch eine Ekelschwelle hat.
Wer Ballard noch gar nicht kennt und ihn über diesen Sammelband das allererste Mal “verkostet”, dem sei zum Einstieg unbedingt der zweite hier veröffentlichte Roman des Dreifachbandes empfohlen.
In Concrete Island steht die Autobahn und ihr Grundstoff Beton sinnbildlich für die Gegenwart der 70er Jahre und ihre Gefühlskälte und Rücksichtslosigkeit (was sich seit dieser Zeit ja nicht geändert hat, ganz im Gegenteil schreitet die Anonymisierung des Einzelnen weiter fort).
Wie oft bei Ballard ist der Protagonist ein etabliertes und angesehenes Mitglied der “Upper Class”, dem ein eher alltäglich wirkendes Unglück zustößt, welches sein bisheriges luxuriöses und umsorgtes Leben für immer beendet.
Robert Maitland, Architekt, hat auf der Autobahn einen Unfall. Sein Jaguar durchbricht die Leitplanke und stürzt auf eine Grünfläche inmitten eines Autobahnkreuzes.
Doch niemand nimmt Anteil an seinem Unglück. Alle rasen hastig vorbei. Als Maitland selbst die Böschung erklettert, wird er auf der Fahrbahn fast überfahren.
Erst in der Nacht, bei nachlassendem Verkehr, wagt er sich wieder auf die Fahrbahn, wird jedoch von einem Jugendlichen, der ein Auto gestohlen hat und deshalb ohne Licht fährt, angefahren und erneut in die Tiefe geschleudert.
Natürlich meldet der Dieb den Vorfall nicht. Als Maitland am nächsten Tag leicht verletzt erwacht und fortan die Böschung wegen der Verletzung nicht mehr erklettern kann, muss er entsetzt erkennen, dass die von seinem Jaguar durchbrochene Leitplanke längst repariert worden ist, ohne dass man ihn entdeckt hätte.
Auch als er seinen Wagen in Flammen aufgehen lässt, nimmt niemand ihn wahr, nach dem Erlöschen des Brandes sieht das Wrack sogar aus, als liege es schon ewig hier.
Maitland wird endgültig klar, dass er nicht auf Hilfe von außen hoffen kann, zumal ihn niemand, nicht einmal seine Ehefrau, wirklich vermisst und er als eine Art moderner Robinson Crusoe gestrandet ist.
Und wie dieser entdeckt Maitland, dass er nicht alleine ist auf seiner Insel...
Mit unglaublicher Raffinesse und Eindringlichkeit erschafft Ballard hier ein wahres Horrorszenario. Concrete Island kündet von der Einsamkeit des Menschen in unserer anonymen Gesellschaft.
Erschreckend ist dabei nicht zuletzt die Tatsache, dass der Protagonist kein Penner, kein einsamer Rentner oder schizoider Eigenbrötler ist, sondern ein anerkanntes und ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft, scheinbar integriert und geachtet, aber offensichtlich niemandem wirklich wichtig.
Keiner sucht nach ihm, niemand kümmert sich wirklich um sein Unglück. Maitland wird ignoriert und vergessen, wird quasi lebendig begraben in einem Autobahndreieck.
Dermaßen drastisch hatte bis dato wohl noch kein anderer Autor die menschliche Einsamkeit im Sozialverband geschildert, in der SF schon gar nicht.
In High Rise, dem dritten hier veröffentlichten Roman, ist Beton erneut das Symbol für die Gegenwart der 70er Jahre und welches Symbol wäre hier angebrachter als das des Hochhauses, eines anonymen Wohnsilos.
Doch erneut ist das hier beschriebene Hochhaus durchaus kein Armenghetto, kein sozialer Brennpunkt, sondern ein modernes Luxusgebäude, in dem der Schöpfer der Wohnanlage sogar die teure Penthousewohnung belegt.
In der Nähe des Stadtzentrums gerade neu errichtet, ist die gigantische Wohnmaschine, die in ihrem Inneren sogar Geschäfte und Schwimmbäder beherbergt, der Traum eines jeden Wohlhabenden.
Während die Parterrewohnungen und unteren Stockwerke noch relativ preisgünstig zu haben sind, werden die Räume mit zunehmender Stockwerkzahl immer teurer und exklusiver.
So bildet sich von Anfang an eine Art Mikrokosmos innerhalb des Gebäudes heraus, kann man doch die Finanzkraft eines jeden Bewohners anhand des von ihm bewohnten Stockwerks erkennen.
Der Protagonist der Geschichte, Dr. Robert Laing, ist Pathologe und Universitätsdozent und kauft sich eine Wohnung im 25. Stockwerk, da er die leidige Pendelei in die Stadt an jedem Arbeitstag leid ist.
Doch schon bald nach seinem Einzug gehen merkwürdige Veränderungen mit den Bewohnern vor.
Viele verlassen das Gebäude immer weniger, es kommt zu Vandalismus und Ausbrüchen von Gewalt, wobei der Sozialneid die Bewohner bald dazu bringt, sich in einer Art Stammesverband je nach Stockwerkszugehörigkeit neu zu organisieren.
Bald fällt man immer brutaler übereinander her, plündert die Geschäfte, tötet fremde Haustiere und führt Stammeskriege gegeneinander.
Da niemand mehr das Gebäude verlässt, dieses über längere Zeit autark sein kann, die Bewohner beim bevorstehenden Untergang in eine Art sinnlichen Rausch geraten und sich der allgemeinen Atmosphäre freiwillig unterwerfen, bekommt die Umwelt nichts mit von den Vorgängen in dem Hochhaus.
Viele lassen sich krank schreiben oder kündigen. Man bricht alte Freundschaften ab, damit kein Fremder mitbekommt, was wirklich vorgeht, verkehrt mit der Außenwelt entweder gar nicht mehr oder nur noch telefonisch.
Auch Laing, ansonsten ganz rationaler Mediziner, kann sich der allgemeinen gewaltgeladenen dekadenten Stimmung nicht entziehen.
Und so zelebriert man den Untergang, das Ende aller Zivilisation und der Aufklärung, gefangen in der seltsamen Faszination eines brutalen primitiveren Lebens, in dem nur der Stärkste überlebt...
Wie Concrete Island ist auch High Rise einer der herausragendsten Romane der Phantastik, schildern doch beide die psychische Zerstörung eines Menschen in einer scheinbar alltäglichen und intakten Umwelt.
Dabei geht der Autor dermaßen subtil und geschickt vor, dass der Leser (wenn er Phantasie hat und sich auf die Prämissen der Erzählungen einlassen kann) unweigerlich in dem Bann dieser erschreckenden Geschichten gerät, die symbolisch aufzeigen, was Isolation, Anonymität und innere Vereinsamung anrichten können, egal ob man die hier aufgezeigten Ausgangspunkte der Romane für realistisch hält oder nicht.
Denn darum geht es eigentlich nicht, sondern um die mögliche soziale Ausgrenzung Einzelner und ihre Folgen und um die dunkle Seite in jedem von uns.
Schaulustige Gaffer, Gleichgültigkeit, die Verehrung von soziopathischen Serienmördern, Terrorattacken gegen Zivilisten (v. a. Kinder) und ähnliches sind Anzeichen der hier beschriebenen Vorgänge, die vielleicht in sozialem Elend inmitten einer zubetonierten Landschaft ohne helfende Hand begannen.
Leider verwendet der Area Verlag die alten Heyne-Übersetzungen von Walter Brumm, obwohl Herbert Genzmer (Concrete Island)und Michael Koseler (High Rise) für den Suhrkamp Verlag 1992 neue, sich mehr am Original orientierte Übersetzungen geschaffen haben.
Trotzdem sind beide Werke Ballards auch heute noch Meisterwerke der Phantastik, inhaltliche Meilensteine.
Ballard zeigt auf beeindruckende Weise, zu was SF in der Lage ist, wenn ein begnadeter Autor inspiriert ist, ein wichtiges Thema findet, Trivialitäten vermeidet und seine Phantasie gebraucht, um ein sozialkritisches Thema in eine optimale Form zu gießen, so dass die Lektüre zudem unterhaltsam und spannend gerät.
Lediglich Crash fällt hier ab, wirkt oft zu pornographisch, pervers und krank, um wirklich empfehlenswert zu sein.
Ballard-Erstleser sollten deshalb mit den beiden anderen Werken ihre Lektüre beginnen.

hinzugefügt: October 27th 2004
Tester: Gunther Barnewald
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