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Jaqueline Berger 1: Höllische Spiele, Gunter Arentzen (Buch)

Gunter Arentzen
Jaqueline Berger 1: Höllische Spiele
Eldur-Verlag & mgverlag, Paperback, 169 Seiten, 8,00 EUR, ISBN 3-931164-18-7


Von Oliver Naujoks

Wer ist Jaqueline Berger? Auf der Homepage zur Serie erfährt man dazu einiges, insbesondere, dass die Figur bzw. die Serie schon fast 15 Jahre existiert. Nach ersten Gehversuchen im E-Book hat es die Serie jetzt ins Paperback geschafft, wobei sie als Co-Produktion von zwei Verlagen erscheint: Im Eldur-Verlag aus Aachen, der erst dieses Jahr die Bühne der Kleinverlage betreten hat, sind Lektorat und Satz gemacht wurden, während der mgverlag aus Plaidt die Herstellung des Buches besorgt hat.

Nach einem Prolog, der wie eine Mischung aus Indiana Jones und Lara Croft wirkt, blendet die Handlung um nach Frankfurt am Main: Jaqueline Berger ist eine Sonderermittlerin des Bundes für paranormale Phänome. Im ersten Band ist sie einer satanistischen Sekte auf der Spur, die während Messen junge Mädchen für Massen-Vergewaltigungen missbraucht und ferner sterben immer wieder Personen, die sich am neuesten Schrei unter den Ego-Shootern, dem Spiel „Hell Games“, versuchen.


Höhere Wertungsregionen müssen dem Band verschlossen bleiben, dafür sind die Schwächen dieses Auftaktbandes zu gravierend.

Die größte ist gleich, dass der Autor seine Leser sich nicht mit der Ich-Erzählerin identifizieren lässt. Dies liegt zum einen daran, dass wir über Jaqueline Berger so gut wie gar nichts erfahren, insbesondere über ihren Charakter und über ihr Aussehen schweigt der Band praktisch vollständig, so dass ausgerechnet die Ich-Erzählerin fast völlig blass bleibt. Keinerlei menschliche Charakterzüge, die sie individualisieren würden, sind da spürbar, auch ist es eigentlich ziemlich egal, ob die Heldin eine Frau oder ein Mann ist. Zum anderen liegt das daran, dass der Autor die Ich-Erzählerin in einer sehr schnoddrigen Sprache sprechen lässt, wohl um dem Charakter „tougher“ zu machen; was er erreicht ist, dass die Heldin teilweise sogar unsympathisch dadurch rüberkommt. Irgendwann nervt es nur noch, dass z.B. so viel „Bullshit“ ist. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen. Zu keinem Zeitpunkt kann man sich in Jaqueline Berger einfühlen oder mit ihr mitfühlen - wenn sie irgendwann im Roman erschossen worden wäre, hätte das vermutlich niemanden gekratzt, zumindest die Leser nicht.
So darf man eine Hauptperson nicht charakterisieren, das ist Bullshit.

Ferner leidet der Band darunter, dass der Autor sich über viele Dinge nicht ausreichend Gedanken gemacht hat und man so einige Schwierigkeiten hat, den Taten der Heldin zu folgen. So wird sie am Anfang vom Galgen gerettet und muss dann nachher für ihren Retter Aufträge erledigen, oder sie würde wieder am Galgen landen. Diese Drohung ist derart diffus, dass man sich schlicht fragt, warum Frau Berger nicht einfach untertaucht oder sowas, da wäre ein stimmigerer Aufhänger für das Szenario sicherlich förderlicher gewesen. Ferner bleiben einige Widersprüche nicht aufgelöst. So darf die Heldin am Anfang mal Sozi-Plattitüden ablassen, wie die, dass sie in der Kaiserstraße, die teilweise zum Frankfurter Rotlichtviertel gehört, auf mehr Ehrlichkeit gestoßen wäre, als bei Investment-Bänkern, trotzdem fühlt sie sich offensichtlich in einem der nobelsten Penthouses in Frankfurt sehr wohl. Na, denn.

Ein weiteres Problem des Bandes ist, dass es dem Autor noch sichtlich an Effektsicherheit mangelt. Da werden einige Szenen ziemlich aufgeregt geschildert, die dieses gar nicht sind, und wenn es dann mal wirklich aufregend wird und die Heldin im wahrsten Sinne des Wortes im Level eines Computerspieles landen, wird das erzählerisch fast völlig mit einem Schulterzucken abgetan. Da wurde viel Potential verschenkt. Auch über die Sympathieführung hat sich der Autor offensichtlich zu wenig Gedanken gemacht. Wenn in einer Szene die Heldin in die Wohnung einer Kollegin, die als zweite Heldin etabliert wird, eindringt und diese aus dem Bett schmeißt, kommt sie dabei schlicht unsympathisch rüber, ebenso in einer Szene, wo die beiden Damen den Chef einer Computerspielefirma fragen, ob ihm bewusst sei, dass auch ein Satanist an einem großen Beta-Test teilgenommen habe. Diese Frage ist derart verblüffend putzig und spießig, dass man schlicht keine Lust hat, sich mit den Heldinnen zu identifizieren und kurzfristig sogar die Seiten wechselt. Davon gibt es noch mehr Beispiele; so bleibt man leider über große Teile des Bandes außen vor.

Am Titel gebenden Computerspiel merkt man etwas das Alter der Geschichte, denn hier stand offensichtlich der erste Teil der „Doom“-Trilogie Pate, der vor über zehn Jahren erschien. Leider gewinnt der Autor auch der Verschränkung von Realität und Computerspiel kaum interessante Aspekte ab, so dass auch diese Idee etwas verschenkt ist.

Von der Stimmung und Atmosphäre her erinnert Jaqueline Berger am ehesten an einen deutschen TV-Krimi mit dezenten phantastischen Elementen, so dass der Lara Croft-Anfang eher wie ein Fremdkörper wirkt. Nicht kritisiert werden soll, dass der Hintergrund der Figur nur angedeutet wird, dies bleibt offensichtlich weiteren Jaqueline Berger-Episoden vorbehalten.

Aber auch allzu niedrige Wertungsregionen muss der Band nicht fürchten, denn bei allen Schwächen gibt es auch durchaus Stärken. Dazu zählt insbesondere der flüssige Stil des Autors, der einen äußerst geringen Lesewiderstand erzeugt. Einen ausgeprägten Stilwillen kann man Gunter Arentzen zwar nicht unterstellen, aber immerhin kann man den Band so prima runterlesen, ungelenke Formulierungen oder Stilblüten finden sich zwar, aber deswegen zusammenzucken muss man nur ganz selten.
Und, das ist schon viel wert, der Lesefluss stimmt, richtig langweilig ist die Lektüre nicht, der übliche Sog einer Ermittlergeschichte stellt sich dezent schon ein.

An den Äußerlichkeiten müssen aber beide Verlage noch arbeiten. Das Lektorart hätte etwas sorgfältiger ausfallen können, und der Satz mit seinen riesigen Rändern und den viel zu häufigen Ein-Satz-Absätzen ist höchst eigentümlich.
Ferner bleibt zu hoffen, dass es sich bei dem Rezensionsexemplar wirklich nur um eine Vor-Auflage für den Buchmesse-Con gehandelt hat, denn wenn nach vorsichtiger Behandlung bei der Lektüre die Bindung und Kaschierung bereits teilweise den Geist aufgeben, dann stimmt etwas nicht. Immerhin ist der Preis des Buches, gerade im Vergleich zu anderen Kleinverlagen, äußerst fair und das etwas dunkel wiedergegebene Titelbild zeichnerisch sehr gelungen.

Am Ende sieht die Heldin einen Krimi im TV, der „viel Action, Humor und wenig Substanz“ enthält. Da „Jaqueline Berger 1“ ähnlich ausgefallen ist, nur fast ohne Action und Humor auskommt, fragt man sich verblüfft, ob der Autor hier eine stark selbstironische Note einbringt, oder sich schlicht vergaloppiert hat.

Da weder die hohen, noch die niedrigen Wertungsregionen erreicht werden, bleibt als Fazit: Durchschnitt. Man bereut die Lektüre nicht unbedingt, viel Lust auf mehr macht sie aber nicht. Immerhin klingen einige Ankündigungen auf der Homepage durchaus vielversprechend.

hinzugefügt: October 15th 2004
Tester: Oliver Naujoks
Punkte:
zugehöriger Link: Jaqueline Berger Homepage
Hits: 3954
Sprache: german

  

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