Frey, Alexander Moritz: Spuk des Alltags (Buch)

Alexander Moritz Frey: Spuk des Alltags, Originalausgabe im Blitz Verlag 2004, Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek Band 3, zu beziehen nur direkt über www.blitz- verlag.de, Titelillustration von Mark Freier, Innenillustrationen von Otto Nückel, 239 Seiten, Euro 9.95

Von Carsten Kuhr

Markus K. Korb, der Herausgeber der kleinen, aber feinen Edition in der Tradition E. A. Poes macht seine Aufgabe wirklich nicht schlecht. Mit grossem Sachverstand wählt er abwechselnd vergessene Klassiker und aktuelle, bei uns aber noch nicht so bekannte Autoren für eine Veröffentlichung aus.
Frey 1881 in München geboren, ist ein Zeitgenosse von Gustav Meyrink und H. H. Ewers. Anders als die beiden Vorgenannten aber hat Frey sich den Nazis nicht angebiedert. Als Folge davon war er gezwungen seine Heimat - er lebte lange Zeit in München - zu verlassen. 1933 emigrierte er zunächst nach Österreich, 1938 war er dann gezwungen in die Schweiz auszureisen wo er 1957 in Zürich allein und fast vergessen verstarb.

Vorliegende Geschichtensammlung erschien 1920 erstmals und wurde inklusive der Holzschnitte von Otto Nückel unverändert für diese Neuauflage übernommen. In einer Zeit, da sowohl im geschrieben Text als auch im Kino grelle Bilder, Splatterpunk und Schockeffekte angesagt sind, lesen sich die Geschichte wie ein Ausflug in eine andere, auf den ersten Blick friedlichere Welt. Wenn man dann diese Welt aber ein wenig auf sich wirken lässt, wenn man hinter die biedere Fassade blickt, dann entführt uns der Autor in ein Reich das so gar nicht friedlich ist.

Ein paar Beispiele gefällig? Ob nun ein verstorbener Darsteller der Welt und seinen ihn nicht betrauernden Kollegen beweisen will, dass er die bessere Besetzung für ein Schauspiel ist, oder ein Bühnenzauberer sein Publikum in Fische verwandelt, eine alternde Dame sich mit ihren Katzen in ein hochherrschaftliches Anwesen zurückzieht, und von einem Verwandten vergiftet von ihren Vierbeinern gerächt wird, immer wieder überrascht uns der Autor mit unerwarteten Wendungen. Alle diese Erzählungen zeichnet ein behutsames Abdriften aus der Realität in eine phantastische, skurrile und letztlich aufwühlende Ebene aus. Was auf den ersten Blick wie eine ganz alltägliche Situation aussieht, das bekommt fast unmerklich eine zweite Ebene, die den Leser verstört. Da meinte man sich in aller Gemütsruhe zurücklehnen zu können, wie dies bei den Viktorianischen Gespenstergeschichten angesagt ist, weiss man doch in etwa, was einen erwartet. Doch dann verunsichert die Lektüre, rührt tiefliegende Ängste. Vorbei ist es mit der vermeintlich heilen Welt, es tun sich Abgründe auf, die zeigen, dass Vieles nur vorgespiegelt ist, dass hinter der dünnen Fassade oftmals das Grauen lauert.

hinzugefügt: October 15th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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