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Samuels, Mark: Die Weissen Hände und andere Geschichten des Grauens (Buch)

Mark Samuels: Die Weissen Hände und andere Geschichten des Grauens (The White Hands and other Weird Tales) aus dem Englischen übersetzt von Monika Angerhuber, Blitz Verlag 2004 -Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek Band 4, nur über www.blitz-verlag.de zu beziehen, Titelillustration von Mark Freier, Innenillustrationen von Denis Vidinski, 218 Seiten, Euro 9.95

Von Carsten Kuhr

Neben den oft zuunrecht vergessenen Klassikern veröffentlicht Markus K. Korb in der gediegen aufgemachten Blitz Reihe E.A. Poes Phantastische Bibliothek auch immer wieder Sammlungen mit Geschichten aus der Feder heutiger Autoren. Neben Thomas Ligotti hat er nun den Engländer Mark Samuels für den deutschen Markt entdeckt. Samuels, so weiss uns das sehr informative Nachwort von Thomas Wagner zu berichten, ist selbst in seinem Heimatland Grossbritannien ein Autor, der vornehmlich ausserhalb der grossen Verlage veröffentlicht. Neben den Übermächtigen King, Koontz und Co mit ihren plakativen, Hollywoodtauglichen Horror-Szenarios können leisere, man kann auch sagen subtilere Autoren kaum einen Vertrag bei einem der grossen Verlage ergattern. So erschien vorliegendes Werk bei Tartarus Press, einem Kleinverlag, der sich auf Liebhaberausgaben spezialisiert hat. Neun Erzählungen sind in diesem Band vereint, zwei davon, darunter die Titelstory in einer vom Autor gewünschten und von der englischen Ausgabe abweichenden Fassung. Neun Geschichten, die zeigen, dass der Autor sehr unterschiedlich zu faszinieren weiss. Nicht jede der Geschichten hat mir zugesagt, einzelne aber fand ich persönlich exzellent. Es ist immer wieder schwierig eine Collection zu besprechen. Streift der Rezensent jede Geschichte, so bleibt kaum Platz für eine angemessene Würdigung der Texte. Geht man jedoch nur auf eine Auswahl ein, muss man zwangsläufig diverse der Geschichten unbeachtet lassen, und sucht sich nur die einem selbst auffallendsten aus.
Insbesondere die ersten beiden Texte konnten mich in diesem Buch für den Autor einnehmen. Zunächst fand ich mich in einer Handlung wieder, die mich an die Klassiker erinnerte. Vor Jahren starb eine Autorin des Makaberen. Ihr Oeuvre ist fast vergessen, doch ein ehemaliger Hochschulprofessor widmet sich voller Hingabe, ja Obsession den Hinterlassenschaften der Verblichenen. Im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, dass die Tote in ihrem Sarg nicht verwest. Mehr noch, aus ihrer Gruft heraus, überträgt sie ihrem literarischen Nachlassverwalter neue Visionen aus dem Grab. Als Beweis, dass er sich die Visionen nicht einbildet, bat der Professor um ein Zeichen - und erhielt es in Form der Hände der Verblichenen, die nun seine Arme zieren.
In der zweiten Geschichte kommt es zu einem Aufeinandertreffen zweier Schachgenies. Der Eine, ein vor einiger Zeit verblichener Anhänger dunkler Magie will aus seinem Grab heraus einen seiner alten Gegner besiegen. Dieser, zwischenzeitlich katholischer Geistlicher stellt sich der Herausforderung, und obsiegt, doch dies ein wenig anders, als erwartet.

Samuels ist ein sehr vielfältiger Autor. Neben klassisch angehauchten Erzählungen präsentiert er seinen Lesern auch Texte, die an die Werke Thomas Ligottis erinnern. Neben Kafkaesque angehauchten Geschichten schildert er uns auch die Invasion der Erde durch Ausserirdische Geisteswesen, die mittels Graffiti den Nährboden für die Übernahme der Wirte breiten, und eine Geschichte, in der die Toten die Illusion, die wir Wirklichkeit nennen erst aufrechterhalten. Ganz in der Nachfolge Poes verzichtet der Autor auf Blutorgien oder Lovecraft'sche Anlehnungen. In der Nachfolge von R. Aickman und Arthur Machen zeichnet Samuels vielmehr ein eher düsteres, verstörendes Bild einer Welt, in der seine Protagonisten oft an Geisteskranke erinnern. Doch weiss man, ob deren Sichtweise nicht die wirklich zutreffende ist, ob die uns so real vorkommende Welt nicht tatsächlich nur das Produkt eines toten Geistes ist, ob die Toten nicht auf unser aller leben Einfluss nehmen können? Das Interesse an den Toten, das weit entfernt ist von in der modernen Horrorliteratur so beliebten Wesen wie Ghoule, wandelnde Tote und Vampire durchzieht die Erzählungen wie ein roter Faden.

hinzugefügt: October 15th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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