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Haubold, Frank W.: Die Sternentänzerin (Buch)

Frank W. Haubold
Die Sternentänzerin
Andro SF 3
Titelbild von Crossvalley Smith
Zeichnungen von Evgenij Root
p.machinery, 2009, Paperback, 312 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-8391-3455-9

Von Arim Möhle

„Die Sternentänzerin“ enthält zehn Kurzgeschichten von Frank Haubold, neun Nachdrucke und eine Erstveröffentlichung, die von Evgenij Root mit kongenialen Eingangsillustrationen versehen wurden. Frank Haubold hat eine Reihe von Kurzgeschichten in Anthologien (EDFC-Jahresanthologien, „Nova“ u. a. m.), Storysammlungen (unter anderem im EDFC) und den Roman „Die Schatten des Mars“ (EDFC) veröffentlicht. Er gewann 2008 den Deutschen Science Fiction Preis des SFCD e.V. sowohl in der Kategorie Bester Roman als auch in der Sparte Beste Kurzgeschichte – als erster Autor überhaupt.

Auch in der vorliegenden Storysammlung bleibt Frank Haubold seinem bevorzugten Genre treu, von einer Ausnahme abgesehen. Teilweise sind die SF-Storys vor einem gemeinsamen Hintergrund angesiedelt, womit der Autor offenbar seine eigene Future History kreiert – oder zumindest Teile davon.

In „Der Tausendäugige“ erlebt eine Gruppe von Plünderern eine tödliche Überraschung, als sie einen verbotenen Planeten betritt – ihr Widersacher gelangt freilich auch nicht an sein Ziel. „Das Schiff“ rächt die Vernichtung einer nichtmenschlichen, intelligenten Spezies durch Kolonisten, doch seine Erbauer machen sich damit schuldig an dem Piloten. „Das ewige Lied“ schildert einen interstellaren Kampf nach einer kurzen Phase des Glücks. „Die Legende von Eden“ decken zwei Ex-Sträflinge auf, die auf einen paradiesischen Planeten geschickt werden, auf dem die Besatzung eines Forschungsraumschiffes verschwunden ist – mit weitreichenden Folgen für die menschliche Zivilisation.

Die Zukunftswelt des Autors ist militaristisch und kapitalistisch, doch die Storys sind doppelbödig und bieten ihren Protagonisten hin und wieder auch einen Ausweg aus ihrer vermeintlich aussichtslosen Situation an.
Zum Opfer örtlicher Gebräuche macht sich der triebgesteuerte Protagonist in „Ein gastfreier Planet“ allerdings selbst, nachdem er auf einem bislang kommerziell unerschlossenen Planeten landete. Radikal geht der Autor auch in „Die Heilige Mutter des Lichts“ mit Männern um. Schauplatz der Handlung ist ein rückständiger Planet, auf dem der männliche Nachwuchs kurz nach der Geburt geblendet wird. Der Wechsel der Perspektive, der der Erklärung des Geschehens dient, erfolgt abrupt und wirkt etwas aufgepfropft.
Drei Storys sind in der nahen Zukunft und auf der Erde beziehungsweise im heimischen Sonnensystem angesiedelt. „Die Stadt am Meer“ schildert die Selbstfindung des Protagonisten in einer Traumwelt, in der er sich als Soldat, der in einem Gefecht verwundet wurde, flüchtete. Der Titel „Heimkehr“ ist doppeldeutig, denn die Story beschreibt nicht nur die alljährliche Heim-, besser: Rückkehr des Protagonisten an den Ort eines gescheiterten Experiments, sondern zeigt auch die Lösung auf. Aber warum nicht bereits zu einem früheren Zeitpunkt ...?!
„Die Tänzerin“ hat eine etwa zwei Jahrzehnte umfassende Weltkarriere hinter sich, als sie nach Russland, ihrer Heimat, zurückkehrt, dort bei einem Attentat schwerverletzt wird, achtzehn Jahre im Koma verbringt (!) und ihre Karriere im Weltraum fortsetzt. Sie wandert auf dem Mars aus, der offenbar terraformt worden ist. Das passt zwar nicht zu der übrigen Handlung, ermöglicht es dem Autor aber, der Story ein romantisches Ende zu geben.

Frank Haubolds (SF-) Stories sind ideen- und handlungsreich, sie variieren klassische Themen des Genres. Andere Autoren hätten seine Plots vermutlich gestreckt und überdehnt, um auf diese Art und Weise komplette Romane zu schreiben...
Lediglich eine einzige Story in „Die Sternentänzerin“ lässt jene Ideenvielfalt vermissen – bezeichnend, dass es keine SF-Story ist! „Der Wunderbaum“ ist klassischer, unblutiger Horror. Natürlich bringt „Der Wunderbaum“ den Menschen nichts Gutes, sondern nimmt ihnen die Tochter, die Frau und so weiter. Typisch für dieses Sub-Genre sind die umfangreichen Beschreibungen, mit denen eine unheimliche Atmosphäre erzeugt werden soll. Immerhin, auch das gelingt dem Autor.

„Die Sternentänzerin“ ist eine empfehlenswerte Sammlung ausgereifter, ambivalenter, atmosphärisch dichter und gut erzählter Kurzgeschichten. Aber nicht nur das – die Story-Sammlung bietet sich an, das Werk eines interessanten Autors kennenzulernen.

hinzugefügt: February 28th 2010
Tester: Armin Möhle
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