Frank Cho & Doug Murray
Jungle Girl 1
(Jungle Girl 0-5, 2008)
Aus dem Amerkanischen von Claudia Fliege
Titelillustration von Frank Cho
Zeichnungen von Adriano Batista
Farben von Frank Martin jr.
Panini, 2010, Hardcover, 132 Seiten, 19,95 EUR
Von Christel Scheja
Undurchdringliche Dschungel, in denen Kreaturen aus allen Erdzeitaltern überlebt haben, für manche Völker die Entwicklung stehengeblieben ist und Magie zum Leben gehört, wurden bereits von Autoren des 19. Jahrhunderts als Hintergrund für besonders exotische Geschichten gewählt. Und nicht selten stießen die freiwilligen oder unfreiwilligen Erkunder dabei auch auf Menschen weißer Hautfarbe, die als Kinder dorthin verschlagen wurden wie Tarzan oder die Kinder von anderen gestrandeten sind.
Erstaunlicherweise übernahmen diesen Part auch schon früh Frauen, denn das bot den Autoren nicht nur Gelegenheit, eine Frau zu zeigen, die mit den gängigen Rollenmustern nicht viel am Hut hat und erst gebändigt werden muss, sondern auch leicht bekleidet zu präsentieren. Denn vor allem in den Comics und Filmen trugen diese Mädchen dann nicht mehr als ein knappes Brusttuch und Lendenschurz.
Schon mit „Shanna“ schuf Frank Cho eine solche Heldin, mit „Jungle Girl“ lässt er die Tradition wieder aufleben.
Das Leben für Jana hat eine einfache Prämisse: Fressen oder gefressen werden. Die leicht geschürzte Amazone und Jägerin ist es gewohnt auf der Hut zu sein, und sich auch auf der Jagd nicht ablenken zu lassen – weder Mensch noch Tier können sie überraschen. Dann aber verändert sich ihr Leben mit einem Schlag.
Ein Himmelsvogel stürzt qualmend über dem Urwald ab und die Menschen, die ihm entsteigen sprechen die Sprache, die Janas Vater seiner Tochter gelehrt hat, und die auch zur Medizinsprache ihres Stammes geworden ist.
Aus diesem Grund, aber auch aus Neugier, nimmt sie sich der Fremden an, die keine Ahnung von den vielfältigen Gefahren des Dschungels haben und aus dem Staunen nicht herauskommen, da es hier Tiere und Pflanzen gibt, die schon lange ausgestorben sind. Mehr als einmal muss sie sie davon abhalten, Fehler zu begehen – auf der anderen Seite kann sie aber auch von deren Wissen und Magie profitieren.
Schließlich kann sie aber nicht verhindern, dass sie in die Gewalt des Stammes der Höhlenmenschen geraten, deren Traumwanderer den Tod der Fremden will. Um die Männer und Frauen zu retten, macht sie dem fetten Mann einen Vorschlag: Sie will gegen den Wächter der heiligen Höhle kämpfen. Wenn sie diesen besiegt, sollen die anderen frei sein.
„Jungle Girl“ bietet das, was man von einem Dschungel-Abenteuer erwartet: eine leicht geschürzte Heldin, die unbekümmert und kampfstark ihren Weg geht und sich von nichts und niemandem erschrecken lässt, ihr treuer eingeborener Gefährte und Beschützer, der zunächst noch im Hintergrund bleibt, aber als Mittler zwischen ihr und den Fremden fungiert, wilde Tiere und vor allem alle möglichen Dinosaurier. Selbst die Insekten sind nicht so harmlos wie man denkt.
Größere Gefahr geht allerdings von den anderen Stämmen aus, die in Fehde mit Janas Volk leben, und so hat die junge Frau einiges zu tun. Dabei entgeht ihr, dass die Fremden auch einiges miteinander auszufechten haben, denn sie sind nicht ganz so sauber wie sie sich geben und einer von ihnen hat ein interessantes Geheimnis.
Natürlich darf man keine ausgefeilten Charaktere erwarten oder gar so etwas wie Charakterentwicklung. Denn die Figuren erfüllen ihren Teil der Geschichte. Die einzige Frau unter den Abgestürzten ist zunächst der zivilisierte Gegenpart zu Jana, ihr Gegenspieler in der Gruppe scheint der kommende Love Interest zu werden. Über die Welt der jungen Dschungelfrau erfährt man erst einmal nicht mehr als man sieht. Wo sie liegt, ob sie überhaupt ein Teil unserer Erde ist, bleibt offen, nur der Abschluss verrät, dass mehr dahinter steckt und man neben Fantasy- vermutlich auch SF-Elemente erwarten kann.
Im Vordergrund steht die Action und natürlich das Bemühen, die körperlichen Vorzüge der gut ausgestatteten und leicht bekleideten Heldin in den Vordergrund zu rücken. Dabei wird – wie etwa bei „Red Sonja“ – die Geschichte zur Nebensache.
Wer unbekümmerte Action und hübsche halbnackte Heldinnen à la „Red Sonja“ und „Shanna“ mag wird mit „Jungle Girl“ gut bedient. Der actionreiche Comic erzählt zwar nicht unbedingt viel neues, weiß aber dennoch spannend genug zu unterhalten, da immer etwas passiert.