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Das Reich Sienn 1: Yarligs Erbe (Comic)

Das Reich Sienn 1
Yarligs Erbe
(Les Terres de Sienn: L'Héritage de Yarlig)
Text: Jean Luc Istin & Nicolas Pona
Zeichnungen: Francois Gomes
Farben: Stambecco
Farbassistenz: Camille Bricod
Übersetzung: Monja Reichert
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-094-1

Von Frank Drehmel

Während Nicolas Pona, Francois Gomes und Bruno Stambecco in die Reihe der weniger bekannten Comic-Schaffenden einzuordnen sind, dürfte Jean Luc Istin nicht zuletzt durch seine Serien „Die Druiden“ und „Das fünfte Evangelium“ (beide dt. bei Splitter) sowie „Der Herr der Finsternis“ (dt. bei Ehapa) einem breiteren deutschen Publikum bekannt sein. Auffällig an Istins Arbeit ist, dass seine Geschichten oft vor einem religiösen beziehungsweise mythologischen Hintergrund spielen oder sich um einen Erlöser-Mythos ranken. Nicht so der erste Band dieser neuen Alben-Reihe! „Yarligs Erbe“ kommt als klassische Sword & Sorcery mit sachten Anklängen einer questorientierten High Fantasy und einem grimmigen Unterton daher.


Auf der Suche nach den Gebeinen des mächtigen Zauberers Yarlig folgt der gestürzte Zwergen-König Sadwin in der Hoffnung, dass die den Überresten innewohnende Magie ihm helfe, seine Herrschaft zurück zu erlangen, einer Spur, die ihren Anfang auf einem abgelegen Gehöft nimmt, die ihn zu zwei ehemaligen, zauberkundigen Lehrlingen des Toten führt und die schließlich in einer geheimnisvollen Krypta enden soll. Während seiner weiten Reise zögert Sadwin nicht, seine Axt und seinen mächtigen Streithammer sprechen zu lassen, sodass schließlich eine Spur von Leichen seinen Weg säumt.
Zwei andere Wesen erfahren zufällig ebenfalls von den Gebeinen, die ihnen in ihrer Vorstellung einen sagenhaften Schatz verheißen: die Halbelfe Laam und der Oger Frozen. Diese beiden sind in einer schicksalshaften Zweckgemeinschaft miteinander verbunden: Laam reist mit dem Oger, der der letzte seiner Art ist, von Dorf zu Dorf, um ihn jeweils den Bürgern zu verkaufen, damit sie ihn auf einem Scheiterhaufen verbrennen; denn – so ein weit verbreiteter Aberglaube – der qualvolle Tod eines Ogers beschert dem Dorf Reichtum und Glück. Zur Abmachung der zwei Halunken gehört, dass Laam den Oger jeweils kurz vor seiner Hinrichtung befreit, wobei sie, getrieben von Habgier, nicht einmal vor Mord und dem Niederbrennen ganzer Häuser zurückschreckt. Auch wenn Frozen diese tiefe Amoralität anwidert, so ist er dennoch an die Halbelfe gebunden, da nur sie ihm die Droge liefern kann, von der er abhängig gemacht wurde.
Als es die verbrecherische Frau eines Tages zu toll treibt und erneut einen kleinen Ort in Schutt und Asche legt, sagt der Oger sich trotz seiner Sucht von Laam los, schlägt sie nieder und flüchtet ans Meer, um sich von einer Klippe zu stürzen. Doch so leicht stirbt ein Oger nicht und Rachsucht ist einer der Wesenszüge Laams. Infolge des unweigerlichen Kampfes finden die beiden schließlich eine Grotte, in der Höhlenzeichnungen auf die Gebeine Yarligs hinweisen.


Beginnen wir mit dem Artwork: Gomes' realistische, detailreiche, dynamische und klassisch layoutete Zeichnungen besitzen von ihrem Duktus her einerseits eine angenehme Leichtigkeit, welche sich gerade auch in unterschiedlichen, nicht auf den ersten Blick erkennbaren Bildelementen widerspiegelt, die einem Funny entstammen könnten – dümmlich grinsenden Elfen, verdutzt glotzenden Vögeln, kleinen Tierchen, die die Zähne von Erschlagenen wegschleppen, etc. -, anderseits geht es in Bezug auf Gewalt explizit zur Sache, rollen Köpfe, fliegen abgehackte Hände. Diese unterschwellig Gravitität – ja Grimmigkeit – wird durch die atmosphärisch stimmige Koloration Stambeccos unterstrichen, die zwar auch vor kitschigen Pastelltönen nicht halt macht, die aber unterm Strich sehr ernsthaft, schwer und elaboriert daherkommt.
Auf der inhaltlichen Ebene überzeugen vor allem die Figuren in ihrer Ambivalenz und moralischen Fragwürdigkeit, welche es schwer macht, einen wirklichen Sympathieträger zu finden. Selbst der Oger Frozen mit seiner suizidalen Grundhaltung und der Schwäche seiner Sucht taugt nur bedingt als Heldenfigur.
Verglichen mit den Charakteren wirkt die questorientierte Handlung selbst relativ einfach gestrickt, wobei Laams und Frozens „The Good, the Bad and the Ugly“-Attitüde, durchaus etwas von einer charmanten Reminiszenz an sich hat.

In editorischer Hinsicht rundet eine 10-seitige Figuren-Galerie, in der sich verschiedene Künstler in unterschiedlichsten Stilen an den Hauptprotagonisten versuchen, das positive Gesamtbild ab,

Fazit: Der auch grafisch vielversprechende Auftakt einer grimmigen, von interessanten Figuren getragenen, klassischen Sword & Sorcery-Geschichte.

hinzugefügt: February 20th 2010
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
zugehöriger Link: Splitter
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