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Carlson, Jeff: Infekt (Buch)

Jeff Carlson
Infekt
(Plague Master, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Birgit Reß-Bohusch
Piper, 2010, Taschenbuch, 406 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-26689-5

Von Gunther Barnewald

Nach „Nano“ und „Plasma“ ist der vorliegende Roman das dritte Werk des Autors, welches die in den anderen beiden Büchern begonnene Geschichte fortsetzt.

Durch fehlerhafte Nanotechnologie ist der größte Teil der Menschheit getötet worden, nur wenigen Überlebenden gelang es, sich auf die Berge in eine Höhe von über 3000 Metern zurückzuziehen, wo der geringe Luftdruck die kleinen Maschinchen hatte absterben lassen. Durch Gegennanos, die US-Forscher um die Wissenschaftlerin Ruth Goldmann entwickelt hatten, gelang es den Resten der Menschheit wieder, in die Ebenen der Erde zurück zu kehren.
Doch der Krieg geht weiter. Nach einem Angriff der Russen auf die Reste der USA (siehe „Plasma“), der Zurückschlagung des Angriffs und der schlussendlichen Rettung der Protagonisten, bereiten im vorliegenden Werk dann auch die Chinesen noch einen verheerenden Anschlag auf die Überlebenden Amerikaner vor und führen ihn mit aller Vehemenz aus. Wieder sterben Millionen Menschen und der verzweifelte Leser fragt sich schon händeringend, wie viele Überlebende der Autor noch über die Klinge springen lassen will.

Bestachen die ersten beiden Romane noch durch die überzeugende Atmosphäre, die spannende Handlung und gut entwickelte Protagonisten, so vergisst Carlson bei „Infekt“ dies alles völlig zugunsten von Geballer und blutigen Effekten. Auf den ersten 150 Seiten wird deshalb gar keine Geschichte mehr erzählt, als Leser kommt man sich vor wie in einem Egoshooter-Spiel, mit der Maßgabe möglichst viele von den Protagonisten zu erschießen, knallen diese als nächstes unter der neuen „Gehirnpest“.
Warum noch immer gemordet werden muss, wenn fast die ganze Erde entvölkert ist, oder mit welcher Technik die Forscher es immer wieder schaffen, neue Nanos zu entwickeln, obwohl der massenhafte Tod von Menschen eigentlich erwarten ließe, dass die hochkomplizierteste Technik gar nicht mehr handhabbar ist für die um Ressourcen ringenden Überlebenden, darüber scheint sich der Autor gar keine Gedanken mehr zu machen.
War in „Plasma“ der Angriff der Russen als Reaktion auf grauenhafte Pläne der US-amerikanischen Militärregierung noch nachvollziehbar und gab es hier kein einfaches Gut und Böse, so sind die Knallchargen im vorliegenden Roman einfach nur noch unglaubwürdig.
Dass der Autor am Anfang der Geschichte auch noch eine wichtige Protagonistin opfert, um die Spannung zu erhalten, kann leider auch nicht darüber hinweg täuschen, dass „Infekt“ ein völlig missratenes Werk ist. Bedenkt man die hohe Qualität von „Nano“ und „Plasma“, dann ist dies umso enttäuschender.
Statt die Menschen darüber nachdenken zu lassen, wie man die Scherben der ganzen Katastrophe einsammelt und langsam wieder ein menschenwürdiges Leben daraus zusammensetzt, geht das hirnlose Morden bedingungslos weiter. Sollte die Menschheit wirklich so verroht und vertrottelt sein, wie sie Carlson hier entwirft, dann sollte sie möglichst schnell aussterben und einer wirklich intelligenten Art Platz machen!
Dass dies aber nicht so ist, wie der Autor es in seiner düsteren Weltsicht entwirft, bleibt nur zu hoffen.

Leider hat Jeff Carlson mit „Infekt“ eine der verheißungsvollsten Serien der letzten Jahre krachend in den Sand gesetzt und man kann als Leser nur darum beten, dass er es damit nun endlich gut sein lässt.
Vielleicht hat er ja noch andere Ideen und möglicherweise gelingt es ihm dann auch, diese längerfristig realistisch auszuführen, und nicht nur zwei Bände lang.

hinzugefügt: January 25th 2010
Tester: Gunther Barnewald
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