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Foster, Alan Dean: Die Außenseiter (Buch)

Alan Dean Foster:
Die Außenseiter

Originaltitel: Phylogenesis (1999).
Ins Deutsche übertragen von Ruggero Leò.
Bergisch Gladbach: Bastei Verlag 2004.
Bastei Lübbe Taschenbuch 24327.
446 Seiten. 7,90 Euro.

ISBN 3-404-24327-7


von Gunther Barnewald


Viel Fans werden aufatmen, denn endlich erscheint wieder ein Roman aus Alan Dean Fosters legendärem Homanx-Zyklus in deutscher Sprache.
In dieser Zukunftshistorie beschreibt der Autor den Zusammenschluß zweier völlig unterschiedlicher Rassen zu einem Völkerbund, nämlich der Menschen (Hominiden) und der insektoiden Thranx.
Wie es zum Erstkontakt der beiden fortschrittlichen Rassen kam, hatte Foster bereits in seinem Werk Nor Crystal Tears (dt. Auch keine Tränen aus Kristall) beschrieben.
Darüber hinaus gibt es etwas mehr als ein Dutzend weitere Werke Fosters (bis auf einen, bei Moewig erschienen, Roman alle bei Heyne veröffentlicht), die ebenfalls im sogenannten Homanx-Commonwealth spielen, jedoch zu einem Zeitpunkt angesiedelt sind, als der Commonwealth bereits längere Zeit zu beiderseitigem Nutzen besteht. Dazu gehören alle Geschichten um den Waisenjungen Flinx, aber auch die Eissegler-Trilogie und Midworld (dt. Die denkenden Wälder). Mithin die besten Werke Fosters.
Für die Kenner des umfangreichen Werks des Autors ist es ein offenes Geheimnis, dass die “Ein-Mann-Schreibfabrik” Alan Dean Foster neben einer Unmenge Filmbüchern auch viele unausgegorene und triviale eigene Kurzgeschichten und Romane geschrieben hat, die nicht im entferntesten an seinen wunderbaren Homanx-Erzählungen anknüpfen können.
Überhaupt sind fast alle Romane des Autors, die nicht dieser Zukunftshistorie angehören, eher als mißglückt zu bezeichnen oder bestenfalls mäßig unterhaltsam. Einzige Ausnahme, neben einigen sehr guten Kurzgeschichten, ist hier sicherlich der hervorragende SF-Roman The Man who uses the Universe (dt. Dunkle Mission), die Geschichte einer fulminanten Racheaktion. Auch die zuletzt bei Bastei Lübbe erschienen Bücher Fosters belegen, dass der Autor außerhalb seiner ureigenen Schöpfung zu Schludereien und unausgegorenen Geschichten neigt, die teilweise dermaßen trivial oder unoriginell sind, dass der Leser sich die Lektüre ersparen sollte.
Um so erfreulicher, dass mit Phylogenesis endlich wieder ein Roman Foster erscheint, der im Homanx-Commonwealth spielt, in diesem Fall sogar zu Zeiten vor der Gründung dieses Verbundes, einige Zeit nach dem Erstkontakt.
Die vorliegende Geschichte belegt, dass Foster sich mit seiner ureigenen Schöpfung besonders viel Mühe gibt. Keine Spur der sonst so üblichen Gut/Böse-Schematisierungen, keine oberflächlichen sensationsheischenden Actionszenen, statt dessen eine sorgfältige Ausarbeitung von Charakteren und Handlung.
Besonders beeindruckend die Annäherung der beiden unterschiedlichen Spezies aneinander, trotz der gegenseitigen Vorbehalte und, vor allem auf Seiten der Menschen, sogar der deutlichen Aversionen einer insektoiden Rasse gegenüber, die sozusagen so etwas wie den Erbfeind der Hominiden auf der Erde darstellen.
Diese Geschichte packt der Autor geschickt in eine intelligente Handlung, in der zwei Individuen beider Rassen zufällig aufeinandertreffen, nachdem beide die Gesetze deutlich überschritten haben.
Beide Individuen sind in den Augen ihrer Rassengenossen Verbrecher, beide haben den Tod Unschuldiger verursacht durch ihre Fahrlässigkeit. So bildet sich zwischen beiden eine Art Zweckgemeinschaft, aus der gegen Ende sogar so etwas wie Freundschaft wird. Noch mehr jedoch entsteht gegenseitige Achtung, die durch die Dichtung des Thranx Unsterblichkeit gebiert.
Erzählt wird die Geschichte des Thranx-Dichters Desvendapur, der, um Inspiration für seine Werke zu finden, unbedingt Kontakt mit den fremdartigen Menschen herstellen möchte. Da man ihm dies auf legalem Wege nie gestatten würde, wählt er kriminelle Wege.
So gelingt es ihm sogar die Erde zu erreichen, wo er dem Sozialkontakt seiner Rassenmitglieder entflieht.
Mitten im Amazonasdschungel trifft er dann auf den untergetauchten Verbrecher Cheelo Montoya, der den Thranx natürlich zuerst töten will, bis er erkennt, dass beide im gleichen Boot sitzen und sie sich gemeinsam durch die Gefahren kämpfen müssen...
Wer Fosters andere Romane kennt, wird ihm die Sensibilität und stilistische Brillanz, mit der er hier zu Werke geht, kaum zutrauen. Zwar ist Phylogenesis nicht so spannend und actionreich wie andere Werke des Autors, die intelligente und ungewöhnliche Handlung ist dafür aber mehr als nur ein Ausgleich.
Vor allem gelingt es Foster lebendige Protagonisten zu entwerfen, die vom üblichen Schema freundlicher und harmloser Zeitgenossen abweichen. Statt zwei allseits sympathische Durchschnittstypen wählt Foster einen durchgeknallten abenteuerlustigen Thranx-Dichter und einen menschlichen Kleinkriminellen, die beide einen Mord auf dem Gewissen haben, auch wenn es sich dabei nicht um vorsätzliche Taten handelt.
Ebenso unkonventionell und überraschend ist der Ausgang der Geschichte, weit weg vom üblichen Happy-End-Geschehen.
Es ist erfreulich, dass man bei Bastei die hervorragenden Werke aus dem Homanx-Zyklus fortsetzt, nachdem sich der Heyne Verlag hier völlig zurückgezogen hat (dort bringt man lieber “modernere” Space-Opera-Werke, die in irgendwelchen durchtechnisierten, vercyberten und leblosen Zukunftswelten oder -räumen spielen, dabei aber Protagonisten aufweisen, die flacher sind als Briefmarken; Romane also, für die sich nur noch eingeschworene Hard-SF-Fans begeistern können).
Hoffentlich erscheinen weitere Bücher Fosters aus seinem ureigenen Universum bei Bastei, denn dies scheint brillante abenteuerliche Unterhaltung mit Niveau zu garantieren, wie das vorliegende Werk wieder einmal bestätigt.
Die Romane und Erzählungen aus dem Homanx-Commonwealth sind definitiv Fosters herausragendste Werke und gehören noch immer zum besten, was die abenteuerliche Sciencefiction bis dato hervorgebracht hat. Den meisten sogenannten “modernen” Space Operas sind sie allemal überlegen.

Copyright © 2004 by Gunther Barnewald

hinzugefügt: September 12th 2004
Tester: Gunther Barnewald
Punkte:
Hits: 3069
Sprache: albanian

  

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