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Pohl, Frederik: Die Gateway-Trilogie (Buch)

Frederik Pohl:
Die Gateway-Trilogie (Gateway, Jenseits des blauen Horizonts, Rückkehr nach Gateway)

Originaltitel: Gateway (1976), Beyond the Blue Event Horizon (1980), Heechee Rendezvous (1984).
Deutsche Übersetzung von Tony Westermayr und Edda Petri, neu durchgesehen und überarbeitet von Rainer Michael Rahn.
München: W. Heyne Verlag 2004.
Heyne Taschenbuch 87905.
928 Seiten. 11 Euro.

ISBN 3-453-87905-8


von Gunther Barnewald


Gateway ist zweifellos nicht nur Frederik Pohls bekanntester und beliebtester solo verfasster Roman, sondern auch einer der erfolgreichsten SF-Romane aller Zeiten. Mit ihm gewann der Autor nicht nur die den “Nebula-Award” und den “Hugo”, die beiden renommiertesten SF-Preise, sondern auch den “Locus-Award” und den “John-W.-Campbell-Memorial-Award”, was bis dato keinem anderen SF-Roman gelang. Eine ähnliche Flut von Auszeichnungen erhielt seitdem wohl nur William Gibsons Neuromancer Mitte der 80er Jahre.
In Gateway erzählt Pohl die Geschichte des armen Grubenarbeiters Robinette Broadhead, der durch einen Lottogewinn die Möglichkeit erhält nach Gateway zu reisen, einem Asteroiden zwischen Mars und Jupiter, auf dem eine sensationelle Entdeckung gemacht worden ist.
Gateway wurde dereinst von intelligenten Außerirdischen, den sogenannten Hitschis (im Original: Heechees) zu einer Art Weltraumbahnhof und Knotenpunkt für die Reise mit überlichtschnellen Raumschiffen umgebaut. Doch die Hitschis sind seitdem scheinbar spurlos verschwunden, haben jedoch auf Gateway viele völlig intakte und funktionstüchtige Raumschiffe zurückgelassen.
Da die Schiffe mit einer Steuerautomatik ausgestattet sind, ist es den Menschen möglich diese Raumschiffe zu besteigen und ins Unbekannte loszufliegen. Durch Umkehrung des Reisebefehls ist eine Rückkehr nach Gateway möglich.
Und so beginnen einige mutige Abenteurer damit, sich ins Unbekannte zu stürzen. Viele Expeditionen kehren niemals zurück, manche tauchen mit leeren Händen wieder auf.
Nur wenige landen den großen Wurf, doch diese bringen wertvolle Rohmaterialien oder technische Artefakte der verschollenen Hitschi mit und werden dadurch unsagbar reich.
Eine Art Goldgräberstimmung erfasst die Menschen und wer kann spart Geld, um nach Gateway zu reisen und sein Glück zu versuchen.
Broadhead gehört zu diesen Glücksjägern, auch wenn er sich nach der Ankunft auf Gateway längere Zeit nicht traut, den letzten Schritt zu wagen und statt dessen mit Klara, einer jungen Frau, die er gerade kennen gelernt hat und die er sich verliebt hat, abhängt und das luxuriöse Leben auf dem Asteroiden genießt.
Schließlich entscheiden sich beide zusammen mit drei anderen Abenteurern an Bord eines für fünf Lebewesen ausgelegten Raumschiffs zu gehen und ins Unbekannte zu fliegen, auf Gedeih und Verderb den Routen der Hitschi ausgeliefert...
Genau dieser “sense of wonder” ist der Schlüssel zu dem enormen Erfolg des Romans.
Zusammen mit den ersten Werken des Homanx-Zyklus von Alan Dean Foster und Stephen Goldins Roman Scavenger Hunt erneuerte Pohl in den 70er Jahren mit dem vorliegenden Roman die schon tot geglaubte Space Opera und zeigte, daß man auch Weltraumabenteuer ohne Trivialitäten (böse Monster, gewaltige Raumschlachten, gigantische Raumfestungen etc.) verfassen konnte, die zudem stilistisch ein hohes Niveau erreichten.
So zeichnet sich Gateway z. B. durch seine retrospektive Erzählweise aus, denn zu Beginn der Geschichte ist der Protagonist bereits von seinen Abenteuern zurückgekehrt, wird jedoch trotz seines Reichtums von seinem schlechten Gewissen gequält und erzählt seinem Roboter-Therapeuten von seinen Erlebnissen.
Zudem reichert Pohl den Text mit Kleinanzeigen, Zeitungsausschnitten und ähnlichem an und unterbricht so das optische Einerlei des Textes und auch eine allzu glatte Erzählstruktur.
Dabei an Alfred Besters Werke erinnernd gelingt Pohl hiermit ein spannender und überraschender Roman, der nicht nur auf Grund seiner abenteuerlichen Handlung überzeugt, sondern sowohl Leser als auch Kritiker in Begeisterungsstürme ausbrechen ließ.
Damit war Gateway 1976 das richtige Buch zur richtigen Zeit und traf den Zeitgeist perfekt.
Bei diesem Erfolg konnte es nicht ausbleiben, dass Pohl sich veranlasst sah, Fortsetzungen zu schreiben, die aber leider weder in puncto Niveau noch bezüglich ihrer Unterhaltsamkeit an Gateway heranreichen konnten.
Besonders dröge und einfach nur langweilig ist vor allem der zweite Teil Jenseits des blauen Horizonts, ein Werk, welches nicht nur jedwede Spannung vermissen lässt, sondern auch schlecht geschrieben ist.
Pohl geht dabei völlig weg von seiner interessanten Konstruktion der Raumbahnhöfe. Statt dessen erforschen die Protagonisten eine Art Nahrungsmittelfabrik der Hitschi, die knapp außerhalb des Sonnensystems treibt.
Leider erfährt der Leser kaum wissenswerte Neuigkeiten über die mysteriösen Hitschi, muß sich statt dessen durch ein ödes Werk quälen, in dem die Protagonisten so flach sind wie Briefmarken. Der innovative Stil des ersten Bandes ist völlig verschwunden. Pohl führt zwei parallel sich entwickelnde Handlungsstränge zum Schluß völlig konventionell zusammen, das Werk hat fast keinerlei Höhepunkte.
Während deshalb an Jenseits des blauen Horizonts keinerlei interessante oder auch nur lobenswerte Eigenschaften zu erwähnen wären, ist Rückkehr nach Gateway zumindest wieder einigermaßen lesbar und spannend.
Hier endlich wird die eigentliche Handlung um Broadhead und Klara weitergeführt, erfährt der Leser viel Neues und Wissenswertes über die Geheimnisse der Hitschi, die man gegen Ende der Geschichte sogar aufstöbern kann.
Ähnlich wie Teil 1 kann auch Teil 3 der Trilogie mit vielen interessanten Einschüben aufwarten, unterhält den Leser recht gut und nur die ellenlangen Diskussionen zwischen Broadhead und seinem Computerprogramm wirken obsolet und verzichtbar.
Allerdings reicht auch Rückkehr nach Gateway längst nicht mehr an Gateway heran, denn vor allem die Aura des sensationell Neuen, des speziellen “sense of wonder” der Expeditionen zu unbekannten Sternen, fehlt und ist wohl für immer dahin.
So bleibt festzustellen, dass Gateway auch aus heutiger Sicht ein Meilenstein des Genres war und ist, ein phantastisches und begeisterndes Werk, uneingeschränkt empfehlenswert für jeden abenteuerlustigen Leser, zumal das Buch innovativ, nicht trivial und stilistisch hervorragend entwickelt ist.
Leider ist aber nur Teil 1 der Trilogie ein wirkliches Meisterwerk, die ganze Trilogie (oder eigentlich Serie, denn Pohl hat nach Wissen des Rezensenten mindestens noch eine weitere Fortsetzung “verbrochen”) ist es definitiv nicht.
Trotzdem gut, dass es eine Neuauflage gibt, auch wenn diese leider unvollständig ist.

hinzugefügt: September 2nd 2004
Tester: Gunter Barnewald
Punkte:
Hits: 3161
Sprache: albanian

  

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