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Holland, Steve (Hrsg.): Sci-Fi-Art – A Graphic History (Buch)

Steve Holland (Hrsg.)
Sci-Fi-Art – A Graphic History
Titelillustration von Vincent di Fate
Über 300 farbige Innenillustrationen von SF-Künstlern der letzten 150 Jahre wie z. B. Roger Dean, Don Maitz, David Hardy, H. R. Giger, Chris Foss, Jim Burns, Frank Kelly Freas, David Mattingly u. v. a.
Edition Olms, 2009, Hardcover, 192 Seiten, ca. 19,95 EUR, ISBN 978-3-283-01132-1

Von Christel Scheja

Wie kaum ein anderes Genre ist die Science Fiction ein Tummelplatz für Ideen und Visionen, die sich auch schon einmal deutlich von der Realität lösen und dem bisher Unvorstellbaren eine Gestalt geben dürfen. Andererseits bedingt der wissenschaftliche Hintergrund aber auch, dass die Orte und Gegenstände wenigstens einen Hauch von physikalischen Grundlagen berücksichtigen sollten, um nicht gänzlich unwirklich zu sein.
So sind die Autoren und Künstler immer auch Kinder ihrer Zeit, und die Science Fiction in Bild und Wort spiegelt stets ein wenig von dem Wissen und der Kultur der jeweiligen Zeit wieder.

So wirken die Illustrationen, die für die Werke von Jules Verne und H. G. Wells geschaffen wurden, auf den heutigen Betrachter sehr archaisch und märchenhaft, da die Gegenstände und Personen im Stil und Geschmack der viktorianischen Zeit gehalten sind. Erst später setzt sich ein futuristisch angehauchter Funktionalismus durch, der den Vorlieben der Epoche, in der sie entstehen, etwas entgegen steuert. Die Visionen der Zukunft sind trotz aller Imagination erstaunlich reaktionär.

Gerade als die Zukunftsvisionen die Pulp-Hefte der 1920er und 1930er Jahre erobern, tritt das Abenteuerliche und Heroische in den Vordergrund. Hier treten erstmals die kugeläugigen und tentakelbewehrten Monster auf, die es auf leicht bekleidete Frauen abgesehen und doch keine Chance gegen den militärisch strengen Helden haben. Feindbilder werden ebenso in Szene gesetzt wie die Schreckensbilder des Krieges. Alles wird übersteigert dargestellt, um den Blick potentieller Leser einzufangen. Auch wenn es Planetenabenteuer sind, erinnern die Kämpfer und Opfer doch mehr an Fantasy-Gestalten. Gerade durch diese eher archetypischen und klischeehaften Cover entstand in literarischen Kreisen die Meinung, dass die Science Fiction nur Schund sei.

Später versucht man im Zuge einer wachsenden Seriosität und Wissenschaftlichkeit, sachliche Bilder zu schaffen, in denen die Technik und nicht der Mensch im Vordergrund steht – etwas, was bis heute zu finden ist. In den 1960er und 1970er Jahren scheute man sich aber auch nicht, künstlerisch wertvolle psychedelische Cover zu schaffen.

Unter der Regie von Steve Holland nehmen sich die Autoren Alex Summers, Steve White, Toby Weidmann, Adrian Faulkner und Timm Murray der grafischen Geschichte der Science Fiction an und ergründen dabei nicht nur ihre Anfänge und Grundlagen, sondern zeigen auch die Entwicklungen und Veränderungen der Titelbilder und Innenillustrationen von Romanen und Magazinen auf. Sie betrachten die Klassiker unter den Comics, beginnend mit „Buck Rogers“ und „Flash Gordon“, die Konzept-Kunst für Buch- oder Fernseh-Universen und nicht zuletzt das Kino. In den letzten Jahren sind im verstärkten Maße auch Konsolen- und Computerspiele dazu gekommen, die gerade heute das Bild der Science Fiction bis hinein ins Kinderzimmer prägen.

Heraus kommt eine interessante und sehr akribisch recherchierte Geschichte der Science Fiction-Illustration, die zwar nicht erschöpfend sein mag, aber einen guten Überblick über Geschichte, Entwicklungen und Strömungen seit den Anfängen des Genres gibt, wie auch schon William Gibson, Vater des Cyberpunk, in seinem Vorwort deutlich macht.
Die Autoren sind mit Interesse und Leidenschaft dabei, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, überlassen es aber dem Leser, selbst zu werten und zu gewichten, denn bekanntlich ist der Geschmack und die Toleranzschwelle eines jeden Betrachters anders.

Die Kommentare zu den ausgewählten Bildern geben meistens weiterführende Informationen, die das eigentliche Essay ergänzen und abrunden. Da das Buch von Amerikanern und Briten geschrieben wurde, werden natürlich nur Entwicklungen in diesen Ländern berücksichtigt; das anderssprachige Ausland kommt nur dann zum Tragen, wenn etwa francobelgische Comics wie „Valerian“ oder die Werke von Moebius ins Englische übertragen wurden.
Dennoch kann der interessierte Leser einiges an Informationen finden und so besser verstehen, warum man in dem einen Jahrzehnt bunte und farbenfrohe Gemälde mit heroischen Szenen vorzog, und später lieber nüchterne und fast schon realistisch zu nennende Zeichnungen verwendete. Spannend ist es allemal, die Veränderungen nachzuvollziehen und über den einen oder anderen futuristischen Auswuchs zu schmunzeln. Auch längst vergessene Künstler wie Chris Foss, Jim Burns oder Frank Kelly Freas werden so wieder in die Erinnerung gerade älterer Fans zurück gerufen.
Allerdings sollte er der englischen Sprache mächtig sein, da die Edition Olms den Bildband in der Originalsprache präsentiert und die Autoren natürlich keine Rücksicht auf Fremdsprachler nehmen. Immerhin schlägt sich der Verzicht auf eine Übertragung sehr positiv auf den Preis nieder.

Das macht „Sci-Fi-Art A Graphic History“ zu einer gelungenen Mischung aus Bildband und Sachbuch, die allerdings auch gewisse Anforderungen an den Leser stellt.

hinzugefügt: April 13th 2009
Tester: Christel Scheja
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