Andrews, Ilona: Die Nacht der Magie - Stadt der Finsternis 1 (Buch)

Ilona Andrews
Die Nacht der Magie
Stadt der Finsternis 1 (Magic Bites)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Jochen Schwarzer
Titelillustration von Patricia Malina
Lyx, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 286 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8214-1

Von Carsten Kuhr

Willkommen in der Welt der Kate Daniels. Nachdem sich die Magie eines Tages aus ihren Fesseln befreit hat, ist alles ein wenig, na nennen wir es einmal: anders. Die Technik funktioniert nur noch ab und an, Vampire und Gestaltwandler gehören zum alltäglichen Straßenbild, Hochhäuser stürzen, angenagt von magischen Energien, ein.
In dieser Welt verdient Kate ihr Geld in der Nähe von Atlanta, Georgia, eher mühsam als Söldnerin. Für ein paar Dollar kann man ihre Dienste mieten, sei es, um sich schützen zu lassen, oder um auf Jagd nach einem der übernatürlichen Geschöpfe zu gehen.
Dieses Mal aber arbeitet Kate aus eigenem Antrieb. Zwar ist ihr Bankkonto wie üblich schwindsüchtig, doch jemand hat ihren Patenonkel, das Einzige, das ihr an Familie verblieben ist, umgebracht. Im Auftrag des Ordens, unterstützt von lokalen Lykantropen und zumindest einmal nicht behindert von den Vampirlenkern, macht sich Kate auf die Suche nach dem Täter, der gerade damit beschäftigt ist, einen Krieg zwischen den Werwesen und den Vampiren zu initiieren.
Dass sie dabei im Leichenschauhaus einen charismatischen Schönheitschirurgen trifft, der ihr den Hof macht, ist noch nicht das Verstörendste am Fall. Oh nein, hier spielen ganz andere Kaliber mit. Eine uralte Vampirin, Nekromanten und ein Upir aus der Frühzeit unseres Planeten sind in die zunächst undurchsichtigen Ereignisse verwickelt. Und dann geht der Täter ihr wirklich auf den Zeiger – und ihr Erbe väterlicherseits offenbart sich....


Urban Fantasy ist nun nicht mehr unbedingt das Taufrischeste, das die Verlage für ihre Leser bereithalten. Lyx ist einer der Verlage, die sich mit der Konzentration auf Romance und Urban Fantasy ein festes Standbein in den Buchhandlungen erobert haben. Mit Saintcrows Reihe um Valentine Dante hat man Vergleichbares bereits im Programm, adelt Andrews Serienauftakt aber mit einen Paperbackausstattung.
Nun ist der Inhalt, wie schon angedeutet, so neu nicht. Eine junge Frau, nicht übermäßig gut aussehen, aber auch nicht hässlich, verdient sich ihren Lebensunterhalt damit, Jagd auf übernatürliche Wesen zu machen. Dass sie dabei nicht eben auf Rosen gebettet ist, dass sie keinen Lover hat, kaum Freunde ihr Eigen nennt, hängst sicherlich auch mit ihrer Tätigkeit zusammen. Nagellack und Stöckelpumps passen einfach nicht zum alltäglichen Überlebenskampf der Kate Daniels. Insoweit werden sich Anhänger einer Betsy Taylor hier weniger wohl fühlen, als die Fans einer Anita Blake.

Was den Roman aus der Masse der entsprechenden Werke hervorhebt, ist, dass die Handlung mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors und erfrischender Selbstironie erzählt wird. Diese läuft, wenn auch mit einigen Brüchen, rasant und kurzweilig ab. Das ist über weite Strecken Action pur, das zehrt von den handlungsrelevanten Personen, lässt aber noch zumindest eine dezidierte Weltenschöpfung und Ortsbeschreibung vermissen.
Dabei überrascht mich die Hauptperson und ihre Autoren so manches Mal durch ihre so selten gelesene Reflektion über den Sinn oder Unsinn des Lebens. Ganz bewusst wird die Heldin als fehlerhaftes Wesen portraitiert, muss sie den Preis für Fehleinschätzungen zahlen. Das wirkt überzeugend realistisch, das macht uns die Ich-Erzählerin sympathisch, macht ihre Persönlichkeit plastisch und ihr Handeln nachvollziehbar.

Kurzweilige, actionbetonte Urban Fantasy, die sich rasant und spannend liest und eine toughe Heldin, die nicht geschenkt bekommt.

hinzugefügt: March 16th 2009
Tester: Carsten Kuhr
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