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Söldner 1: Das Lied von Anoroer (Comic)

Söldner 1
Das Lied von Anoroer
(Servitude: Le Chant de Anoroer)
Text: Fabrice David
Zeichnungen & Farben: Eric Bourgier
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering:Dirk Schulz
Splitter, 2009, 60 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-97-0

Von Frank Drehmel

Kiriel, der Schwertmeister des Königs Garantiel von Anoroer, ist dazu auserkoren, die Tochter seines Herrschers zu ehelichen, obgleich er nicht dem Adel angehört, der seit langer Zeit die Geschicke der Provinzen im Königreich der Söhne der Erde lenkt. Garantiel sieht in dieser Vermählung, der keinerlei Liebe zu Grunde liegt, in erster Linie einen Versuch, die genetische Degeneration der inzestuösen Adelsgesellschaft zu verlangsamen, Kiriel und Prinzessin Lerine sehen die Ehe als Ausdruck ihres Pflichtbewusstseins gegenüber dem König.
Den beiden Vermählten ist ohnehin kaum gemeinsame Zeit beschert, denn schon am Tag nach der Trauung werden sie nach Osten, in die Ländereien des Fürsten von Veriel, geschickt, weil sich dort das geheimnisvolle Volk der Drekkar zu erheben beginnt, mit dem die Söhne der Erde seit Jahrhunderten friedlich zusammenleben. Zwar erhält der Schwertmeister kurz vor seinem Aufbruch durch die düstere Söldnerin Filena von Anar, aus Peloris, die dringende Warnung, er möge sich nicht in die Höhle des Löwen begeben, doch die Treue gegenüber Garantiel lässt ihm keine Wahl.

Am Zielort angekommen findet Kiriel eine unübersichtliche Lage vor. Der Fürst ist tot, an seiner Stelle sitzt dessen Bruder auf dem Thron Veriels, der die Legitimität der Herrschaft Garantiels nachdrücklich in Frage stellt.
Voller Sorge um die Prinzessin, die er unmittelbar vor seiner Audienz am Weißen Turm warten ließ, reiten Kiriel und sein alter Freund Delorn zurück, finden jedoch nur brennende Gebäude und die Leiche der geschändeten Lerine. Und diejenigen, die die kleine Herberge geschliffen haben, sind noch vor Ort, darunter auch einige der fremdartigen Drekkar, welche ihre Gesichter stets hinter Masken verbergen und Tod bringende Kämpfer sind. Im darauf folgenden Scharmützel stirbt auch Delorn, Kiriel jedoch wird auf Grund seiner Schwertkunst, die er im Kampf mit den Tätern zu Schau stellt, vom Anführer der Drekkar das Leben geschenkt.
Während Kiriel an den Hof seines Herrschers zurückkehrt, bricht auf Befehl Garantiels eine Legion auf, um den Drekkar endlich Einhalt zu gebieten. Doch die unbesiegbaren Maskierten warten schon und sie sind nicht allein gekommen.


Der Abwechslung halber soll an dieser Stelle mit der Beurteilung des Artworks begonnen werden, da das zweifellos der Part des Comics ist, der den Durchschnitts-Leser spätestens nach drei Seiten zu verstören beginnt, nach dem Motto, „Ey, Alter! Da fehlen ja die bunten Farben!“. Gut beobachtet!
Bourgiers realistische Bilder sind monochrom, zeigen neben obligatorischem Schwarz und – abgesehen von den Sprechblasen - sehr wenig Weiß diverse Nuancen von zum Teil kaum deckenden Brauntönen, welche an Rötel-Zeichnungen und Sepia-Malerei erinnern. Das Bunte der Bilder besteht lediglich in einer extrem zurückhaltenden, kaum wahrnehmbaren Abtönung des Brauns in Richtung Rot oder Grün.
Die Monochromität und Weichheit der Bilder mögen das an grelle Farben und/oder harte Schwarzweiß-Kontraste gewöhnte Auge einerseits irritieren, generieren aber andererseits eine einzigartige, eher bedrückende Atmosphäre und sind alleine wegen der feinen Nuancierungen eines ganz gewiss nicht: langweilig.

Die Figuren selbst kommen nicht ganz so orginiell wie die Kolorierung daher und sind sich gerade in der Darstellung der Gesichtszüge streckenweise so ähnlich, dass die Identifikation in erster Linie über die Kleidung oder die Frisuren laufen muss. Das ist allerdings insofern nicht problematisch, als Bourgier Rüstungen und Rüstungselemente mit viel Akribie und Sinn für stylishes Design entwirft – insbesondere die samuraihaften Körperpanzer der Drekkar.

Kommen wir zur Geschichte selbst. David gelingt es erstens, eine in sich stimmige Welt zu entwerfen, die, gäbe es nicht einige wenige verstörende Elemente - wie Flugschiffe oder einen Drachen – durchaus in unserer europäischen Historie angesiedelt sein könnte, wobei sich wegen der ans Romanische angelehnten Architektur sowie der feudalistischen Gesellschaftsstrukturen am ehesten die Epoche um das 10. bis 12. Jahrhundert aufdrängt.
Zweitens erschafft der Autor lebendige, authentische Charaktere, deren Komplexität bisher zwar nur angedeutet wird, bei denen sich aber abzeichnet, dass sie simple moralische Schwarzweiß-Schemata sprengen. Man kann nur hoffen, dass der Autor diesen Weg, in dem sich nicht nur wegen der Mehrdimensionalität der Figuren, sondern auch im teilweisen dargebotenen heroischen Gestus Anklänge an die Manga-Kultur ausmachen lassen, weiter beschreitet.

Fazit: Eine Geschichte, deren großes Unterhaltungs- und Spannungs-Potenzial sich schon im ersten Band abzeichnen, sowie das originelle Artwork machen „Lied von Anoroer“ zu einer Empfehlung für künstlerisch aufgeschlossene Fantasy-Freunde.

hinzugefügt: March 16th 2009
Tester: Frank Drehmel
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