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Bigfoot (Comic)

Bigfoot
Story: Steve Niles & Rob Zombie
Zeichnungen: Richard Corben
Farben: Martin Breccia, Nestor Pereyra, Tom B. Long
Übersetzung: Frank Neubauer
Lettering: Amigo Grafik
Cross Cult, 2009, Hardcover, 128 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-936480-98-6

Von Frank Drehmel

1974 muss der kleine William „Billy“ Fuller mit ansehen, wie auf einem Urlaubstrip in den Blackwood Mountain Nationalpark ein affenähnliches Wesen seine beiden Eltern niedermetzelt. Dreißig Jahre später wird Billy durch einen kleinen Zeitungsbericht über verschwundene Personen daran erinnert, dass er sich seiner Vergangenheit zu stellen hat, soll seine Seele Frieden finden.
Den Kofferraum seines alten Autos voller Waffen macht er sich auf in den Nationalpark, um das Wesen, das weiterhin munter vor sich hin mordet, zu jagen und zu töten. Da den dortigen Deputys der waffenstarrende Mann nicht geheuer ist, landet Billy zunächst im Gefängnis. Dort gelingt es ihm, Sheriff Hicks – jenen Mann der vor 30 Jahren dazu beitrug, die Spuren des Mordes an Billys Eltern zu verwischen – durch einen Appell an dessen Gewissen zur Teilnahme an der Jagd zu bewegen. So machen sich die beiden ungleichen Männer auf die Jagd nach dem Menschenfresser.


Nun denn! Drei Koryphäen ... oder nein .. nennen wir sie lieber drei Stars (ein „Super“ mag man sich dazu denken ... oder auch nicht) des trashigen Horrors haben sich zusammengetan, um einem alten amerikanischen Mythos, dem Bigfoot, ein buntes Bilder-Leben einzuhauchen: Steve Niles, der als Autor von „30 Days of Night“ und „Freaks of the Heartland“ (als deutsche Ausgabe bei Cross Cult erschienen) für Aufsehen sorgte, Rob Zombie, der vielbeschäftigte Künstler, dessen Name Programm ist, sowie der in die Jahre gekommene Richard Corben, der Russ Meyer der Neunten Kunst.
Das Ergebnis der Zusammenarbeit der zwei nicht mehr ganz jungen und sicher nicht ganz wilden Autoren mit dem Grandseigneur der großen Brüste und langen primären männlichen Geschlechtsteile lässt sich – wertfrei betrachtet - zwar sehen (von Individuen mit funktionierenden Augen), erfreuen wird die Abarbeitung einer ollen Kamelle jedoch nur konservative Trashaholics, die in der Aneinanderreihung von Klischees bzw. Stereotypen einen Wert an sich zu erkennen vermögen.

Niles’ und Zombies Story bietet dem horroraffinen Genrefan nichts, was er nicht schon in unzähligen Slasher-Filmen, Teenie-Horror-Soaps, Mystery-Serien, einschlägigen Comics und Romanen 100-fach gesehen oder gelesen hätte. Der Grundplot der vorhersehbaren, linearen, vollkommen unglaubwürdigen - ein großer, menschen ressender Affe, metzelt in einem County Touristen und Einheimische voller Elan nieder, verschafft sich nach getaner Arbeit in triumphierendem Gebrüll und Brustgetrommel Erleichterung, lufttrocknet Teile der toten Leute in einer Speisekammer und keiner der Eingeborenen scheint sich daran zu stören - Geschichte bietet weder eine einzige innovative Idee, noch stellt er eine neue, originelle Interpretation des Bigfoot-Mythos dar. Statt knackiger Frische gibt es Tütensuppe aus Genre-Versatzstücken, die so verstaubt und simpel daherkommt, dass man sich fragt, weshalb zwei Autoren damit beschäftigt gewesen sein sollen, wenn diese Story doch auch einer während der Wartezeit vor einer roten Ampel hätte schreiben können.

Dass so gut wie keine bedrückende, unheimliche Atmosphäre aufkommen will, liegt nicht nur an der erzählerischen Inkonti... kompetenz der Autoren, sondern auch am Artwork Corbens. Es ist in der Tat ein Faszinosum: der Mann ist mit seinem unverwechselbaren grafischen Stil seit Jahrzehnten eine feste Größe in der französischen und amerikanischen Comicindustrie, sein thematischer Schwerpunkt liegt schon lange im Bereich der Fantasy sowie des pulpigen Horrors und dennoch gelingt es ihm nur selten – und dann auch eher zufällig - so etwas wie Grauen in seinen Zeichnungen zu transportieren, da seine Figuren trotz aller visuellen Voluminosität auf Grund der fitzeligen, buchhalterisch wirkenden Schraffuren und ihrer Proportionen – den übergroßen Köpfen, den länglichen Gesichtern, der extrovertierten Mimik und den teilweise unbeholfenen Posen - durchweg eine satirische Unernsthaftigkeit ausstrahlen, welche die eigentlichen Bildaussagen stets konterkariert.
Damit man mich nicht falsch versteht: ich liebe Corbens Stil; ich finde ihn interessant und amüsant, manchmal sogar düster; nur furchteinflößend sind seine Zeichnungen nicht. (Warum sagt das keiner dem alten Mann?)

Die hervorragende Ausstattung des Hardcoverbandes wird durch ein Kurzinterview Corbens sowie ein 7-seitiges Essay Christian Endres’ über den Mythos „Bigfoot“ komplettiert, das spannender ist als die Comicgeschichte selbst.

Fazit: Anspruchsreduzierte Pulp- und Trash-Fans kommen auf ihre Kosten. Leser mit gediegeneren Vorstellungen davon, was einen guten Comic auszeichnet, werden angesichts der ausgelutschten, trivialen Story dicke Backen machen.

hinzugefügt: March 1st 2009
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
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