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Plischke, Thomas: Die Ordenskrieger von Goldberg - Die Zerrissenen Reiche 2 (Buch)

Thomas Plischke
Die Ordenskrieger von Goldberg
Die Zerrissenen Reiche 2
Titelillustration von Henrik Bolle
Piper, 2009, Taschenbuch, 394 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-26673-4

Von Carsten Kuhr

Willkommen in einer der eigenwilligsten Fantasy-Welten, die die Szene kennt. Thomas Plischkes Geschichte um die Zerrissenen Reiche geht in seine zweite Runde.


Die Zwerge von Amboss sind auf dem Kriegspfad. Geschickt wird die öffentliche Meinung von den Halblingen, die alle Verwaltungstätigkeiten unter sich haben, manipuliert. Zur Not wird auch mit Brandanschlägen und Mord nachgeholfen, um die Kriegsmaschinerie in Gang zu halten. Mittlerweile ist die Rüstungsindustrie voll angelaufen, die arbeitslosen Zwerge aus den Armenvierteln haben sich zur Armee gemeldet. Es gilt, neuen Raum, neue Rohstoffe zu erschließen – und die gibt es nur mehr in den Reichen der Menschen.
Erste Scharmützel zeigen, dass der vergleichsweise hochtechnisierten Arme der kleinen, bärtigen Krieger kein echter Widerstand entgegengestellt werden kann. Zu überlegen sind die Schusswaffen der Zwerge, als dass man mit Schwert und Lanze hier punkten könnte.

Wir verfolgen das weitere Schicksal unserer drei Erzähler. Während der frühere Sucher Garep Schmied nach der Havarie seines Schiffes auf Hinterlassenschaften der vor Urzeiten verschwundenen Herren trifft, haben sich Himek und der Bestienjäger Siris der Zwergenarmee als Kundschafter angeschlossen. Vor der als unbezwingbar gehaltenen Ordensburg von Goldberg kommt es zur Entscheidungsschlacht.
Währenddessen muss die frühere Sucherin Karu Schneider erkennen, dass im Zwergenreich nicht alles Gold ist, was im Stollen glänzt. Immer deutlicher wird, dass die öffentliche Meinung von den Halblingen manipuliert wird. Doch wer steckt letztlich hinter den Verbrechen, die Menschen wie zu neugierigen Zwergen angelastet werden, und was wollen die Strippenzieher nur erreichen?



Wenn der Roman, wie sein Vorgänger, ebenfalls eines nicht ist, dann eine stumpfsinnige Wiederholung abgenutzter Themata. Komplex, innovativ, frisch, politisch und sozial, das sind Adjektive, die auf die Fantasy des Thomas Plischke zutreffen. Das ist herzerfrischend anders, das weist einem Genre, das in seiner eigenen Selbstgefälligkeit zu erstarren droht, neue Pfade auf, und das fordert den Leser.

Thomas Plischke hat keine Zeit damit verschwendet, alte Zöpfe wiederzukäuen. Die verzwickte, vielschichtige Handlung des Auftaktromans wird nicht zusammengefasst, sondern der Leser förmlich ins kalte Wasser geworfen. Wer den ersten Band nicht gelesen hat, der wird sich schwertun, sich zurechtzufinden. Die unterschiedlichen Handlungsstränge, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben, laufen parallel, bieten dem Leser aber durch ihre ganz unterschiedliche Anlage und Ausgestaltung die Möglichkeit ein sehr umfassendes Bild der vielschichtigen Welt zu erhaschen. Hier sind unsere trinkfreudigen Bartträger einmal nicht die minderbemittelten, alkoholisierten Schmiede und Grubenarbeiter, deren Lebenszweck sich anscheinend mit dem Besäufnis mit hochprozentigem Ales und Branntwein sowie mit alltäglichen Raufereien erschöpft, hier bietet sich uns das Bild einer lebenden Kultur, in der jeder versucht, sein Schäfchen ins Trockene zu bringen, in der Politik aktiv und mit allen legalen wie illegalen Mitteln betrieben wird. Die Geschehnisse werden mit einem glaubwürdigen politischen wie wirtschaftlich-sozialen Gerüst hinterfüttert, die Handlung selbst weist jeden Menge Wendungen und Entwicklungen auf.

Trotz aller Geschehnisse, die der Autor einfließen lässt – Havarie, Krieg, Verrat und Mord – sind diese letztlich nur notweniges Beiwerk, um seine Welt, und das Leben seiner Protagonisten zu portraitieren. So sind letztere auch so gar nicht aus dem üblichen Fundus moderner Fantasy-Romane entlehnt.
Wir haben einen alten Zwerg, der zu viele Pfunde mit sich herumträgt, eine junge Frau, die sich selbst unsicher ist, die sich mit den falschen Partnern einlässt, eine Kriegerin, die alles tun würde, um von ihrer Mutter ein Zeichen der Anerkennung und Liebe zu erhalten – nicht unbedingt übliches Heldenfutter. Und genau dies, dass weder die Welt noch ihre Personen dem Gewohnten entsprechen, macht die Lektüre interessant. Dass der Rezipient mitdenken muss, dass die verschachtelte Handlung dem Leser ein gehörig Maß an Aufmerksamkeit abverlangt, erhöht den Lesegenuss nur.

Insgesamt gesehen, eine der interessantesten neue Fantasy-Serien aus Deutschen Landen, die ob ihrer Eigenwilligkeit und dem Mut neue Bahnen zu erforschen aus der Masse der Publikationen herausragt.

hinzugefügt: February 28th 2009
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Piper
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