Jones, J. V.: Das dunkle Herz der Nacht (Buch)

J.V. Jones
Das dunkle Herz der Nacht
(The Sword of Shadows: A Cavern of Black Ince, Part 1)
Aus dem Amerikanischen von Regina Winter
Knaur, Hardcover, 559 Seiten, 25,00 DM

Von Carsten Kuhr

Bekannt geworden ist J.V. Jones durch ihre Trilogie um "Das Buch der Worte" (dt. Bastei-Lübbe 28304, 28309 + 28310) und die zwei Bände um die "Dornenkrone" (dt. Bastei-Lübbe 28315 + 28316).
Mit diesen Werken hat sie sich auch in Deutschland die Gunst der Leser gewonnen, und in den USA die Bestsellerlisten angeführt.
Kein Wunder also, dass Melissa Andersson und Gerd Rottenecker die Chance wahrnahmen, diese gefeierte Autorin für die Fantasy Edition des Knaur Verlages zu gewinnen.

J.V. Jones Erzählungen zeichnen sich immer durch eine besonders wiklichkeitstreue Schilderung der Ereignisse aus. Ihre Personen haben Hunger, schwitzen, frieren, sind verletzt, müssen zu den ungeschicktesten Zeiten aufs Klo, sind verzweifelt - ganz anders als die gängigen ständig gut gelaunten, adretten und wohlgenährten Überhelden sonstiger Fantasy Epen.

Die Autorin lässt sich diesmal sehr viel Zeit ihre Personen einzuführen.
Sie entführt den Leser in einer Welt die geprägt ist vom Clandenken.

Seit Jahrhunderten befeinden sich die unterschiedlichen Stämme im kargen Sibirienähnlichen Land der Clans.
Raif ist ein junger, noch nicht in den Kreis der erwachsenen Krieger aufgenommener Mann. Seine besondere Begabung, mittels der alten Macht seine Pfeile direkt ins Herz seiner Opfer zu senden macht ihn zum Außenseiter, ist doch die alte Macht der Zauberei verpönt.

Der Magier Penthero Iss, Herrscher der Stadt-Festung Spire Vanis hetzt die Stämme mittels magischer Intrigen gegeneinander auf. Raif wird, da er das Hinschlachten von Frauen und Kindern des verfeindeten Bluddclans ablehnt, verstossen. Mit seinem Onkel, einem mysteriösen Waldläufer rettet er die Ziehtochter Iss´ vor ihrem Onkel. Diese, Ash genannt, ist eine ungeheuerlich starke Magierin. Während Iss sie versklaven will, um sich ihre Fähigkeiten anzueignen befürchten Raif und sein Onkel, dass sie die seit Jahrtausenden bestehende Barriere zwischen ihrer Welt und dem Reich der Seelenlosen im Blinden Land niederreisst.

Der Auftaktband des Zyklus um das Schwert der Schatten bietet dem Leser ein düsteres Bild einer archaischen Welt, die geprägt ist von einem kargen, den Witterungsverhältnissen trotzenden Überleben der Bevölkerung, von Stolz und Kampf, Mut und Ritualen.
Die Lektüre ist nicht einfach - immer wieder erschaudert der Leser ob der geschilderten Taten und Begebenheiten. Kinder und Frauen werden gnadenlos ermordet, das Böse scheint allgegenwärtig und vom Glück begünstigt zu sein.
Ein gar düsteres, oft deprimierendes Bild von einer Welt voller Hass, Zwietracht und Missgunst entsteht vor den Augen der Leser.
Auch die Identifikation mit dem Protagonisten fällt nicht leicht - zu unvertraut sind die geschilderten Lebensumstände, zu uneins mit sich selbst ist Raif.
Wir leiden mit diesem, wir verfolgen sein Schicksal durchaus mit Anteilnahme aber ohne Sympathie.
Definitiv ist dies kein Fluchtroman der gängigen Art, in der der Leser seine vorpupertären Phantasien von Machtausübung und Eroberung ausleben kann - nein hier hofft man nur am Ende mit heiler Haut davon zukommen.
Als Fazit bleibt, dass hier ein Roman vorliegt der bewegt und betroffen macht, der mich zumindest trotz seiner düsteren Ausstrahlung in seinen Bann gezogen hat.

hinzugefügt: August 5th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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Sprache: german