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Hepsen, Mina: Unsterblich wie die Nacht (Buch)

Mina Hepsen
Unsterblich wie die Nacht
(Under the Blood Red Moon, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Getrud Wittich
Goldmann, 2008, Taschenbuch, 350 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-46917-8

Von Irene Salzmann

Die russische Prinzessin Angelica Shelton Belanow wird von ihrem jüngeren Bruder Mihkail nach London geholt, da die junge Frau in die Gesellschaft eingeführt werden soll. Notgedrungen gibt Angelica nach, obwohl sie sich lieber ihren Büchern widmen würde. Die potentiellen Heiratskandidaten gefallen ihr überhaupt nicht, erst recht nicht, wenn sie in den Gedanken der Männer von deren perversen Gelüsten liest. Von dieser Gabe, die Angelica als Fluch betrachtet, weiß niemand.
Als die Nachricht eintrifft, dass drei Schiffe der Belanows verschollen sind und damit das Vermögen der Geschwister verloren ist, beißt Angelica in den sauren Apfel. Sie will einen reichen Mann heiraten, damit sie und Mikhail abgesichert sind. Warum sie ihre Meinung so plötzlich geändert hat, verrät Angelica nicht, denn Mikhail hat ein schwaches Herz und könnte einen tödlichen Anfall erleiden.
Der attraktive Lord Nicholas Adler, der außerdem witzig und charmant ist, wäre eine passende und angenehme Partie, doch dann fällt Angelicas Blick auf den düsteren Prinzen Alexander Kourakin – und sie verliebt sich in den geheimnisvollen Mann. Sie hat keine Ahnung, mit wem sie sich einlässt, und als sie es zufällig herausfindet, wird sie zur Gefangenen von Alexander und seinesgleichen.
Einige der Vampire verlangen Angelicas Tod, denn niemand darf erfahren, dass Wesen wie sie mehr sind als Figuren aus Schauergeschichten, aber Alexander setzt sich für die Frau ein, die ihn nicht nur wegen ihrer ungewöhnlichen telepathischen Begabung interessiert. Doch noch andere Gefahren drohen Angelica und denen, die sie gern hat…


„Unsterblich wie die Nacht“ ist der erste phantastische Roman für ein reiferes Publikum von Mina Hepsen (Pseudonym), die unter ihrem richtigen (?) Namen bereits einige Kinderbücher veröffentlichen konnte. Dass sie ursprünglich in einem anderen Genre bzw. für eine jüngere Zielgruppe schrieb, merkt man diesem Werk durchaus an, denn trotz aller Geheimnisse, Gefahren und Kämpfe baut die Autorin eine heile Welt auf, in der die Vampire weit besser sind als ihr Ruf und sie sich kaum von den Menschen unterscheiden.
Strenge Gesetze, die dem Schutz beider Spezies dienen, haben bisher verhindert, dass das Wissen um die Existenz der Vampire an die Öffentlichkeit gelangte. Die größte Bedrohung für die Blutsauger ist die Überdrüssigkeit an ihrem langen Leben, so dass sie oft den Freitod wählen, bevor sie Nachwuchs zeugen konnten, Verräter in den eigenen Reihen und die wenigen Vampirjäger, die die Wahrheit zu kennen glauben. Vage Hoffnung schenkt allein der Mythos, dass irgendwann ‚die Auserwählten’ gefunden werden, mit denen die Vampire eine neue Generation zeugen können, die nur noch die Stärken nicht aber die Schwächen der Eltern besitzt.
Vor diesem Hintergrund bahnt sich eine Liebe an, die keine Zukunft haben kann, denn Alexander ist seinem Volk verpflichtet und soll mit einer Vampirin für den Erhalt ihrer Art sorgen, und Angelica braucht einen Ehemann, der sich um sie und ihren Bruder kümmert, vor allem nachdem sie feststellt, dass sie von Alexander ein Kind erwartet, was eigentlich eine Unmöglichkeit ist.
Erfahrene Leser zählen schnell Eins und Eins zusammen – wie könnte es auch anders sein. Dabei hat man den Eindruck, als hätte der Autorin kein konkretes Konzept vorgelegen, sondern der Geschichte wäre erlaubt worden, sich selbst zu entwickeln. Viele Erklärungen wirken, als wären sie nachträglich eingefügt worden, und auch die Auflösung scheint zunächst nicht so geplant gewesen zu sein, weil manche Andeutungen, die in eine andere Richtung weisen, plötzlich nicht weiter verfolgt werden.
Über das Hin und Her zwischen Angelica und Alexander, die harmlosen erotischen Einlagen und die überaus positiven Schilderungen der Vampir-Gesellschaft tritt die eigentliche Handlung – die Suche nach einem mordenden Verräter und einem gefährlichen Vampirjäger – in den Hintergrund. Erst am Schluss nehmen beide aktiv Einfluss auf die Geschehnisse, doch der Showdown ist kurz und nimmt den erwarteten Verlauf. Dass auf diesen das Happy End folgt, braucht man an sich gar nicht mehr zu erwähnen.

So netten, enthaltsamen und menschlichen Vampiren wie in „Unsterblich wie die Nacht“ ist man bisher kaum begegnet. Die Beschreibungen sind wohl durchdacht und gefallen auch. Allerdings wirken die Blutsauger dadurch weich gespült und kaum noch tragisch-düster. Die Protagonisten scheinen einem historischen Liebesroman entsprungen und nicht der Gothic Novel, obgleich das Setting dem des klassischen Vampir-Romans entspricht.
Angelica, eine junge Frau Anfang Zwanzig, benimmt sich trotz ihrer Bildung wie ein Teenager, und Alexander schweigt trotz seiner Lebenserfahrung, wenn offene Worte angebracht wären, was zu hausgemachten Konflikten führt. Die Rolle von Lord Adler als Rivalen war ursprünglich vielleicht weit größer und komplizierter, doch nach vagen Andeutungen verblasst er zusehends.
Stattdessen greift eine andere Figur ein, von der man es nicht erwartet hätte, und sorgt für eine Überraschung. Diese Wende liest sich wie eine spontane Idee, denn die Hintergründe wirken konstruiert. Das gewünschte Ende kommt dadurch glatt und schnell.

Das gefällt vor allem jungen, romantischen Mädchen ab 15 Jahren, denen alles geboten wird, was sie sich von dem Genre erhoffen. Dem reiferen Publikum dürfte die Story schon zu gefällig, zu niedlich, zu vorhersehbar sein. Hardcore-Horror-Fans, die sich nichts aus der Spielart der Romantic Mystery machen, sind mit anderen Titeln besser beraten.

hinzugefügt: January 2nd 2009
Tester: Irene Salzmann
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