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Thiel, Michael: Böses Erwachen - Schattenwacht 1 (Buch)

Michael Thiel
Böses Erwachen
Schattenwacht 1
Scratch, 2008, Taschenbuch, 496 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-940-92800-9

Von Christel Scheja

In den letzten Jahren erscheinen gerade bei den kleineren Verlagen viele Fantasy-Romane, die sich durch einen ungewöhnlichen Stil oder eine andere Sichtweise ein wenig von dem, was von den große Verlagen publiziert wird, abzugrenzen versuchen.
Damit helfen sie, die Bandbreite des Genres ein wenig zu erhalten. Auch „Böses Erwachen“ von Michael Thiel trägt dazu bei. Der Roman ist der erste von sechs Romanen aus dem „Schattenwacht“-Zyklus.


Der Autor stößt den Leser ohne große Erklärungen in die Handlung. Gemeinsam mit einigen der Helden findet er sich in den Pferchen einer großen Arena wieder, in der Menschen zum Vergnügen der Chimärier und ihres Herrschers Schattenwacht, hinter dem sich der letzte Drache versteckt, kämpfen.
Dorthin gelangt auch eine Schar, die aus Silberberg, einer der letzten freien Enklaven der Menschen, stammt und eigentlich vorhatte, einen Schlag gegen den mächtigen Imperator zu führen. Doch sie wurden viel zu früh enttarnt und in die Sklavenpferche gesperrt, wo sie nun ihrem Tod entgegen sehen.
Allerdings ist ihnen das Glück hold, denn andere bereiten gerade einen Fluchtversuch vor und nehmen weitere Hilfe gerne an. Bei diesen Aktionen lernt der Mensch Taren auch den geheimnisvollen Srigg kennen, der offensichtlich mehr über den Imperator und die Prophezeiung von Theb Nor weiß, die die Völker bisher in ihrem Bann hält, weil sie falsch ausgelegt wurde. Tatsächlich enthüllt sich nach und nach, das Taren einer der ‚Vier Könige’ ist, einer der Halbgötter, denen es schon einmal gelang, Schattenwacht zu stürzen.
Eine andere dieser Auserwählten ist Mera. Sie braucht die Hilfe der Nachtelfin Jade, um die anderen drei der ‚Vier Könige’ zu finden. Auch wenn diese in einer Vision ihren Tod vorausgesehen hat, beschließt sie nach kurzem Zögern mitzugehen, um zu verhindern, dass Schattenwacht auch ihre Heimat erobert und ihr Volk versklavt.
Zusammen mit ihrem Freund, dem immer griesgrämigen Gnom Athónon, bricht Jade auf und lässt ihre halbelfische Tochter Laura in der Obhut ihres Volkes zurück. Das junge Mädchen findet es gar nicht lustig, zurüc
k bleiben zu müssen, und schleicht der Mutter und ihren Gefährten heimlich nach. Dabei aber muss sie auf sehr schmerzhafte Weise feststellen, dass alle Geschichten, die sie von ihrer Mutter und Athónon über Menschen und Chimerier gehört hat, leider der Wahrheit entsprechen und dass das Abenteuererleben alles andere als ungefährlich ist.


Anders als in so vielen Fantasy-Romanen zaubert Michael Thiel nicht noch schnell eine Lösung hervor, wenn die Helden in eine unangenehme Situation geraten und sich ihrer Haut erwehren müssen, sondern zieht die Konsequenzen realistisch durch. Die Kämpfe und ihre körperlichen Folgen werden sehr wirklichkeitsnah beschrieben; es wird geblutet, gelitten und gestorben. Auch Heilzauber können nicht alle Wunden spurlos entfernen.
Die Welt, auf der sich seine Protagonisten bewegen, ist ganz und gar nicht ungefährlich – das Recht des Stärkeren ist das Einzige, was hier zählt, und um sich durchzusetzen braucht man viel Blut und Tränen.
Allerdings hat man dadurch sehr oft das Gefühl, der ganze Roman würde nur aus Kampfszenen bestehen, die durch den Plot in einen Kontext gefasst werden. Eine Handlung ist anfangs nur sehr schwer zu erkennen, da der Autor diese in mehrere Ebenen aufspaltet und mit einer Vielzahl von aktiven Personen aufwartet. Zwar werden die Figuren immer wieder reduziert, dafür kommen dann bei Bedarf neue hinzu. Aufgrund dessen kommt die Charakterisierung der Protagonisten generell zu kurz. Laura und ihre Gefährten entsprechen eher Archetypen aus einem Rollenspiel als lebenden und handelnden Personen; der Raum, um ihre Wesenszüge auszuarbeiten, wird viel lieber für die Beschreibung von Kämpfen und dem exotischen Drumherum gewidmet.
Bei der Gestaltung seiner Welt geht Michael Thiel sehr klassisch vor. Man findet die üblichen Völker und Charakterklassen aus Games und Rollenspielen, wenn auch leicht verfremdet, und der Plot ist nicht gerade neu.
Das ist nicht unbedingt negativ zu sehen, da der Autor doch die eine oder andere überraschende Wendung einbaut. Wirklich überzeugend ist das Buch aber nicht, da ihm einerseits eine klare Linie fehlt, da man lange Zeit nicht weiß, was Laura und ihre Kamerade eigentlich vor haben, und andererseits immer wieder zwischen moderner Umgangssprache in den Dialogen und archaisch-pathetischem Stil bei den Beschreibungen gewechselt wird.

„Böses Erwachen“ wendet sich vor allem an die Leser, die es actionreich und abenteuerlich mögen. Nach einer ausgefeilten Geschichte oder interessanten Charakteren mit Tiefgang sollte man allerdings nicht suchen. Sowohl Handlung als auch Figurenentwicklung bleiben arg an der Oberfläche.

hinzugefügt: October 27th 2008
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Scratch
Hits: 2499
Sprache: german

  

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