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Flewelling, Lynn: Der verwunschene Zwilling - Tamir Triad 1 (Buch)

Lynn Flewelling
Der verwunschene Zwilling
Tamir Triad 1
(The Bone Doll’s Twin, 2001)
Aus dem Amerikanischen von Michael Krug
Otherworld, 2008 Paperback, 576 Seiten, 15,95 EUR, ISBN 978-3-902607-07-2

Von Irene Salzmann

Als Erius in Skala die Macht an sich reißt und alle Rivalen - sogar Neugeborene – aus dem Weg räumen lässt, kommt es zu Missernten, Seuchen und Kriegen, denn nur dann genießt das Land göttlichen Schutz, wenn eine Königin auf dem Thron sitzt.
Um den Usurpator zu stürzen, lassen sich Herzog Rhius und die Magier Iya und Arkoniel auf ein gewagtes Spiel ein: Ariani, Erius’ Halbschwester und Rhius’ Gemahlin, bringt Zwillinge zur Welt, ein Mädchen und einen Jungen. Mit Hilfe der Hexe Lhel geben sie Tobin die Gestalt ihres Bruders, der dafür sterben muss. Allerdings stehen die Verschwörer unter Zeitdruck, so dass der Zauber nicht gänzlich funktioniert.
Der Geist des Zwillings konnte nicht gebannt werden und sucht seine Mörder von nun an heim. Erst als Tobin älter ist, erfährt er von Lhel, wie er den namenlosen Dämon, den er künftig „Bruder“ nennt, zu einer Art Verbündeten machen kann. Mit dem wenig älteren Ki, dem Sohn eines armen Ritters, bekommt Tobin einen zweiten Vertrauten, der schon bald in die Intrigen hinein gezogen wird.
Nach dem Tod seiner Eltern wird Tobin aufgefordert, sich an den Hof von König Erius zu begeben. Der Junge soll ein Gefährte von Prinz Korin und auf diese Weise im Auge behalten werden; sein Rang macht Tobin zum zweiten Thronanwärter. Schnell freunden sich die Jungen an, und auch mit den meisten anderen aus Korins Gefolge kommt Tobin zurecht. Allerdings muss er ständig wachsam bleiben: Des Königs Spione lauern überall und könnten dem gefährlichen Geheimnis auf die Spur kommen, das Tobin selbst nicht kennt.
Er ist 12 Jahre alt, als er plötzlich von Krämpfen heimgesucht wird und zu bluten beginnt. Tobin glaubt, an einer der Seuchen erkrankt zu sein…


Schon nach wenigen Zeilen ahnen lese-erfahrene Fantasy-Fans, dass „Der verwunschene Zwilling“ eines jeder Bücher ist, in denen reichlich fabuliert wird und die Autorin vom Hundertsten ins Tausendste kommt. Das trifft auch tatsächlich zu, denn sie nimmt sich sehr viel Zeit, um die Protagonisten und ihre jeweiligen Hintergründe vorzustellen. Neben Gedanken, Wünschen und Sorgen finden detailreiche Szenen, die charakteristisch für den Alltag des Einzelnen sind, ihren Platz. Das erlaubt zwar, sich das Umfeld von Tobin und den anderen plastisch vorzustellen und auch eine tiefe Beziehung zu den Figuren zu knüpfen, doch gelegentlich bringt das vermeidbare Längen in die Handlung.
Dies ist trotzdem unterhaltsam und spannend, denn Lynn Flewelling gelingt es, die Hexe Lhel und ihre Art der Zauberei zu einem Element der Überraschung zu machen; ihre Taten nehmen immer wieder Einfluss auf die der anderen Protagonisten. Auch der Rachegeist Bruder vermag zu faszinieren, zumal jeder Verständnis für seine Motive hat. Überhaupt werden vor allem die jungen Handlungsträger glaubwürdig in Szene gesetzt mit all ihren altklugen Überlegungen, Kabbeleien und Rivalitäten. Die Themen ‚Thronräuber’, ‚Wechselbalg/Rollentausch’ und ‚magische Spitzel’ mögen nicht neu sein, werden jedoch phantasievoll ausgeschmückt.
Action sollte man nicht erwarten: Die Einzelschicksale stehen im Vordergrund, um sie rankt sich eine Geschichte, die kaum Höhepunkte kennt, aber kontinuierlich dem noch fernen Finale entgegen strömt. Der Krieg wird umgangen, es ergeben sich auch keine kritischen Momente aus heran rückenden Reitern oder aus der Befragung durch die zauberkräftigen Spione. Das erspart so manche Gräuel-Szene. Zu den notwendigen Opfern zählen momentan nur Außenstehende und jene, die ihre Rollen erfüllt haben.
Romantik spielt im Moment eine untergeordnete Rolle, da die Hauptfiguren noch zu jung für eine Beziehung sind. Man darf jedoch spekulieren, dass aus der Kameradschaft von Ki und Tobin mehr werden könnte. Solange Letztere den Körper eines Jungen benutzt, schwingen homoerotische Töne mit, die jedoch nicht so deutlich sind wie im „Schattengilde“-Zyklus.
Auf diese Serie, von der vier Bände erschienen sind und ein fünfter in Vorbereitung ist (in den USA), nimmt der Roman keinen Bezug. Der „Schattengilde“-Zyklus wurde zwar früher geschrieben, spielt jedoch Generationen nach den Ereignissen in der Trilogie „Tamir Triad“. Vorkenntnisse werden weder für die eine noch die andere Serie benötigt.
Der Band endet mit einem Cliffhanger, so dass man unbedingt die Fortsetzungen lesen muss, um zu erfahren, wie Tobin sich mit ihrem Geheimnis arrangiert und ob sie es lange genug verschleiern kann, bis sie stark genug ist, um ihr Erbe einzufordern.

„Der verwunschene Zwilling“ ist ein spannender Fantasy-Roman, der mit überzeugenden Charakteren aufwartet. Diese beleben eine noch nicht abgeschlossene Handlung, die an einigen Stellen durchaus etwas hätte gestrafft werden können.
Lynn Flewelling wendet sich mit ihren Büchern an ein Publikum, das Spaß hat an der Lektüre von Romanen und Zyklen wie Sara Douglass’ „Axis“-Trilogie, Monika Feltens „Erbe der Runen“ oder Trudi Canavans „Gilde der schwarzen Magier“.

hinzugefügt: September 21st 2008
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Otherworld
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