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Star Trek Vanguard 2: Rufe den Donner, Dayton Ward & Kevin Dilmore (Buch)

Star Trek Vanguard 2
Dayton Ward & Kevin Dilmore
Rufe den Donner
(Star Trek Vanguard: Summon the Thunder, 2006)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Titelbild von Dough Drexler
Cross Cult, 2008, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 348 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-936480-92-4

Von Frank Drehmel

Diego Reyes - seines Zeichens Commander der Sternbasis 47, VANGUARD - ist um seinen Job nicht zu beneiden: obgleich die Lage in der Taurus-Region direkt auf einen kriegerischen Konflikt mit Tholianern, Klingonen oder beiden hinauszulaufen scheint, muss er alles dafür tun, den offenen Schlagabtausch zu verhindern.
Dass eine unbekannte Kraft auf dem Planeten Erilon erwacht, der um Haaresbreite die gesamte Besatzung des Föderationsschiffs ENDEAVOUR zum Opfer fällt, macht die Situation nicht unbedingt einfacher, zumal es für Reyes gilt, unter (fast) allen Umständen die Geheimhaltung um das Meta-Genom und die außerirdischen Artefakte auf Erilon gegenüber den potenziellen Gegnern sicher zu stellen.
Der Versuch Botschafter Jetaniens, zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln, schlägt fehl, als sich ein von den Klingonen okkupierter Planet in kosmische Trümmer verwandelt. Zwar hängt die Ursache dafür mutmaßlich mit jenen unbekannten Energien zusammen, die auch auf Erilon wirken, jedoch ist das Misstrauen insbesondere der Klingonen zu tief, als dass sie eine unvoreingenommene Verhandlungsposition einnehmen wollen.
Doch nicht nur die Großwetterlage ist unübersichtlich, auch im Kleinen kriselt es: Reyes „verbotene” Beziehung zur JAG-Ermittlerin Desai wird auf eine harte Belastungsprobe gestellt, die vom Geist des von ihr getöteten Ehemanns besessene Geheimdienstoffizierin T’Prynn ist dem Wahnsinn nahe, Chefarzt Dr. Fisher darf sich damit abfinden, dass sein Ruhestand vorerst in weite Ferne gerückt ist, und Schmuggler Quinn sowie Reporter Pennington müssen gemeinsam eine Reise antreten, an deren Ende höchstwahrscheinlich ein unschöner Tod stehen wird.


Nachdem David Mack mit „Der Vorbote” einen der unterhaltsamsten „Star Trek”-Romane vorgelegt hat, die den Sprung über den Großen Teich in das SF-Entwicklungsland Deutschland geschafft haben, sollen nun gleich zwei Autoren - nachdem Motto: doppelt hält besser! - den Spannungsbogen am Schwingen und den Leser bei der Stange halten.
Um es vorweg zu nehmen: Ward und Dilmore liefern gerade unter Berücksichtigung ihrer eher dünnen Erfahrungen als Romanschreiber und trotz einiger Schwächen im Story-Telling mit „Rufe den Donner” eine überraschend gute Geschichte ab.
Das Grundkonzept des Romans beruht auf der kontinuierlichen Weiterentwicklung bzw. dem Ausbau des VANGUARD-Hintergrundes. Die Autoren vertiefen zum einen die Einblicke in das Beziehungsgeflecht, in welchem die Personen auf Sternbasis 47 „gefangen” sind, in die kleinen Dramen und Intrigen sowie das (para)militärische, geheimdienstliche Tagesgeschäft. Zum anderen lassen sie auch außerhalb VANGUARDS, in den Weiten der Taurus-Region bedeutende „Star Trek”-Völker konfliktträchtig und fanfreundlich aufeinander zurasen.
Dazu nehme man ein fröhlich mordendes, geheimnisvolles Über-Wesen und einen hanebüchenen Plot um ein Ding namens „Meta-Genom” und schon hat man eine Story, die sowohl inhaltlich, als auch mit ihren permanenten Wechseln zwischen mehr oder weniger kurzen Szenen strukturell einer „Star Trek”-Fernsehepisode gerecht wird; sogar mehr als gerecht, denn „Rufe den Donner” wartet im Pennington/Quinn-Handlungsbogen tatsächlich mit vordergründigem, geradezu albernem Humor auf, der - im Gegensatz zu einigen kläglichen Versuchen der TV-Show-Macher - erfreulicherweise nicht peinlich wirkt.

Der Preis der Hintergrund-Vertiefung sind einige Längen, die sich allerdings auf Grund der unterschiedlichen Präferenzen innerhalb der Leserschaft nicht an einer einzigen Stelle festmachen lassen. Der Eine steht mehr auf Action, ein Anderer auf Beziehungsgelaber und einem Drittem geht bei der bloßen Erwähnung von Begriffen wie „Romulaner” oder „Archer-Klasse” einer ab.
Man kann sich natürlich die Frage stellen, ob es nötig ist, selbst Neben-Figuren wie Captai Zhao oder den Klingonen Lurqal mit Akribie einzuführen, erst recht, wenn deren Lebensspanne nach Seiten und nicht nach Kapiteln bemessen wird. Ja! Es ist nötig! Denn Star Trek sollte von Menschen (im weitesten Sinne) handeln; von Menschen die Opfer bringen, lieben, leiden und sterben. Ein, „Das ist Fähnrich John „Doe” Redshirt! Gerade erhält Fähnrich Redshirt mit einem Bat’leth eine Radikal-Rasur. Wie schade!”, ginge dem Leser weder nahe, noch wäre es sonderlich spannend.

Die Hauptschwäche der Story liegt daher im Wesentlichen in dem eher hellrosa denn roten Faden, der die einzelnen Szenen, Schauplätze und Protagonisten verbindet. Dieser Faden wird von Ward und Dilmore weniger zu einer starken Kordel gedreht als vielmehr zu einem breiten Stück Leinwand verarbeitet, auf dem der Leser seine Position selbst bestimmen muss. Die Shedai-Seele wandert durch die Taurus-Region, lamentiert über die gute alte Zeit und tötet unwählerisch vor sich hin, das Meta-Genom mutiert Menschen (oder auch nicht), Klingonen, Tholianer und Föderale sind sich mit allen dazugehörigen Konsequenzen in inniger Abneigung verbunden - jedenfalls offiziell -, Romulaner treiben antriebslos durch die Gegend, Quinn und Pennington versuchen sich als Auftrags-Dinge-und-Leute-Beschaffer, ohne dabei ins Gras zu beißen, T’Prynn wandelt ständig am Rande des Wahnsinns, Planeten werden zerstört und Reyes soll alles irgendwie zusammenhalten, möglichst ohne irgendjemanden einzuweihen .. um einige wichtige Handlungsbögen nochmals kurz anzureißen. Der Leser hat es erstens nicht leicht, angesichts des szenischen „Over-Kills” den Überblick zu behalten, weil es zweitens nicht klar ist, worauf das Ganze hinausläuft.

Erfreulich wiederum ist, dass Ward und Dilmore durchaus Talent für bildhafte Schilderungen und lebendige Dialoge an den Tag legen, so dass - neben den positiven inhaltlichen Aspekten - der Roman so angenehm zu lesen ist, dass die 437 Seiten wie im Flug vergehen.
Natürlich könnte man an dieser Stelle auch noch ein paar Worte über das Lektorat verlieren. Dieses schenke ich mir jedoch, da mich, der ich Walther von der Vogelweide im Original gelesen habe, die wenigen Rechtschreibfehler, die es auf die Seiten geschafft haben, nicht im Geringsten stören.

Fazit: Ein gut geschriebenes, spannendes, vielschichtiges „Star Trek”-Mosaik mit interessanten Figuren bis in die Nebenrollen.

hinzugefügt: September 14th 2008
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
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