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Eschbach, Andreas: Eine unberührte Welt (Buch)

Andreas Eschbach
Eine unberührte Welt
Bastei-Lübbe, 2008, Taschenbuch, 320 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-15859-1

Von Gunther Barnewald

Die erste Kurzgeschichtensammlung des deutschen Bestsellerautors Andreas Eschbach enthält 27 Storys mit meist sehr unterhaltsamen, teilweise gutklassigen Geschichten, und wurden vom Autor selbst mit erhellenden Einleitungen versehen. Meist handelt es sich um intelligente Ideen-SF, die manchmal daran krankt, dass andere Autoren schon vor Eschbach diese Einfälle gehabt hatten und sie auch prägnant zu formulieren wussten.

So erinnert die Titelgeschichte doch fatal an James Graham Ballards berühmte Kurzgeschichte „Dreizehn unterwegs zum Planeten Alpha Centauri“ (im Original „Thirteen to Centaurus“) von 1962, auch wenn der Autor hier immerhin gegen Ende noch eine kleine Zusatzidee ins Spiel bringt. Schade, dass Andreas Eschbach jedoch von seinen „literarischen Vorbildern“ nichts erwähnt.
Besonders ärgerlich ist dies im Fall der Story „Quantenmüll“, für die der Autor immerhin den renommierten Kurd-Laßwitz-Preis bekam und die frappierende Ähnlichkeit mit einer Shortstory des japanischen SF-Autors Shinichi Hoshi hat, die unter dem deutschen Titel „Hallo, komm raus!“ gleich mehrfach im Heyne Verlag erschienen ist (so im Heyne Science Fiction Jahresband 1986, im Heyne Science Fiction Magazin - Band 3 und in Hoshis Kurzgeschichtensammlung „Der hinterlistige Planet“). Ob es in Deutschland reicht, eine gute Idee effektvoll zu stehlen oder ob man dafür Andreas Eschbach heißen muss (der ein Abonnement auf den Kurd-Laßwitz-Preis zu haben scheint, hat er ihn aktuell für seinen Roman „Ausgebrannt“ gerade mal wieder eingeheimst), sei dahingestellt. Jedenfalls war die Wahl von Eschbachs Kurzgeschichte wohl eher peinlich.

Wenn Eschbach dagegen mal nicht allzu offensichtlich abkupfert, dann können vor allem seine satirischen Geschichten überzeugen. Herrlich etwa, wenn er die Idee des Hollywood-Blockbusters „Jurassic Park“ in die ferne Zukunft projiziert und es längst ausgestorbene und nur durch Cloning wiederbelebte Menschen sind, die hier den Freizeitpark als Attraktion bevölkern.
Auch die Idee, dass ein New Yorker Jurist sich an Osama bin Laden für dessen Federführung beim Anschlag auf das World Trade Center rächt, indem er diesem erst scheinbar behilflich ist beim Geldverdienen, um dann schlussendlich alle Werbewirkung für Al-Quaida zu ersticken, ist gelungen.
Durchaus anrührend kommt die Erzählung vom schüchternen Computerfreak daher, der seiner Angebeteten mit der Programmierung eines Computervirus einen monströsen Liebesdienst erweist und sie damit für immer vergrault.
Während „Survival-Training“ etwas zu vorhersehbar und platt daherkommt, überzeugt „Die Liebe der Jeng“ durch eine wunderbare Idee, die durchaus eine gründlichere Ausarbeitung gerechtfertigt hätte (wie sähe etwa eine Zivilisation von intelligenten Lebewesen aus, bei der der Fortpflanzungsakt mit Zerstörung und Tod des befruchteten Lebewesens einhergeht, welche moralischen und ethischen Wertsysteme und Prinzipien würden und könnten sich hier entwickeln?).

Als völlig unglaubwürdig und arg überzogen ist dagegen „Die Geschichte vom Goethe-Pfennig“ zu bewerten, eine dreiste Satire, die sich über deutsches Beamtentum, Reglementierungswut von Politikern und Nepotismus lustig zu machen versucht und dabei ein dermaßen unglaubwürdiges Szenario entwirft und so weit über das Ziel hinausschießt, dass aller parodistischer Witz wirkungslos verpufft.
Dagegen sind „Rain-Song“ und „Der Supermarkt im Nebel“ gute Ideengeschichten, die zwar auf einen vorhersehbaren Plot zulaufen, aber so geschickt entworfen und geschrieben sind, dass das Lesen Vergnügen bereitet.

Dies muss man der Originalanthologie auch insgesamt bescheinigen, auch wenn nicht jede Geschichte hochklassig ist und jeder Plot nahtlos sitzt. Zudem ist es überhaupt erfreulich, mal wieder SF-Kurzgeschichten in Deutschland lesen zu dürfen bei einem etablierten Verlag.

hinzugefügt: September 8th 2008
Tester: Gunther Barnewald
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