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L´Engle, Madeleine: Die Zeitfalte (Buch)

Madeleine L’Engle
Die Zeitfalte
(A Wrinkle in Time, 1962)
Aus dem Amerikanischen von Wolf Harranth
Titelillustration von Joachim Knappe
cbj, 2008 (dt. Erstausgabe: Thienemann, 1984), Taschenbuch, 222 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-570-21932-4

Von Irene Salzmann

Meg Murry ist eine Außenseiterin, denn sie trägt eine dicke Brille und eine Zahnspange und hat trotz überragender Intelligenz schlechte Noten. Dass es Albert Einstein nicht besser erging, ist für sie kein Trost angesichts des Spottes seitens der Lehrer. Auch von den Mitschülern wird sie gehänselt, weil ihr Vater, ein renommierter Wissenschaftler, spurlos verschwunden ist und der kleine Bruder Charles Wallace ein auffälliges Verhalten zeigt, von vielen sogar für ‚blöd’ gehalten wird.
Allerdings ist der Kleine keineswegs zurückgeblieben, im Gegenteil: Er ist seinen Altergenossen weit voraus und überflügelt geistig selbst die Erwachsenen. So kommt es auch, dass sich die mysteriöse Frau Wasdenn in einer wichtigen Angelegenheit an ihn wendet und ihn mit ihren Freundinnen Frau Diedas und Frau Dergestalt bekannt macht.
Offensichtlich wissen diese drei, was mit Mr. Murry passierte und wie er zu finden ist. Sie senden Mag, Charles Wallace und Calvin O’Keefe, einen etwas älteren Schüler, auf einen fernen Planeten, wo sie nicht nur den lang Vermissten befreien, sondern auch das ominöse ES bekämpfen sollen, dessen Finsternis bereits nach der Erde greift…


„Die Zeitfalte“ ist Mystery-SF für junge Leser. Durch eine Raum-Zeit-Krümmung werden drei Kinder im Alter von ca. 5 bis 14 Jahren auf eine ferne Welt geschickt, die von Menschen bewohnt wird, die völlig gleichgeschaltet sind. Sie alle werden von der geheimnisvollen Macht, die ES genannt wird, kontrolliert. Als sich das Mädchen und die beiden Jungen in den Herrschaftsbereich von ES wagen, sollen auch sie manipuliert werden. Ausgerechnet Charles Wallace erliegt den Einflüsterungen als Erster – wie sollen ihn Meg und Calvin retten, wie den Vater befreien, der in einer Säule gefangen gehalten wird?

Die Geschichte mutet recht antiquiert an im Vergleich zu den Büchern zeitgenössischer Autoren: Es hat sich in rund 50 Jahren doch einiges verändert. Zwar ist der Roman so angelegt, dass man ihn nicht einem bestimmten Jahrzehnt zuordnen kann - er könnte durchaus heute spielen -, doch sind es Kleinigkeiten wie das Rollenverhalten, die Reaktionen der Protagonisten in den jeweiligen Situationen, das Fehlen von spannenden Action-Szenen zu Gunsten von übertriebener Geheimniskrämerei, die eher naiv als reizvoll wirkt, philosophisch angehauchten Dialogen, die den Lesefluss hemmen, und einem konstruierten Ende.
Die drei Hauptfiguren Meg, Charles Wallace und Calvin sind Ausnahme-Kinder, mit denen sich Zehn- bis Dreizehnjährige nur schwerlich identifizieren können. Obwohl den Protagonisten Probleme mit dem Umfeld und mittelmäßige Leistungen in der Schule angedichtet werden, so haben sie ausnahmslos einen überdurchschnittlichen IQ und ungewöhnliche Interessen, aus denen die Konflikte resultieren.
Die Rollen und das Verhalten der Charaktere sind traditionell: Der Vater ist seit einem geheimen Experiment verschollen und liefert dadurch den Anlass für ein phantastisches Abenteuer. Die Mutter, ebenfalls Forscherin, setzt die Arbeit halbherzig alleine fort, während sie ergeben auf die Rückkehr ihres Mannes wartet. Die gemeinsamen Kinder arrangieren sich nur zum Teil mit der Situation. Während die Zwillinge zu ‚konventionell’ sind, um für die Handlung verwertbar zu sein, begeben sich der altkluge Charles Wallace und die aufbrausende Meg auf die Suche nach dem Vater. Ohne konkreten Grund schließt sich ihnen Calvin an. Er möchte einfach nur erfahren, was los ist, und wird gebraucht – so sagen kryptisch die drei skurrilen, hexenhaften Frauen. Zweifellos soll mit diesen Figuren ein wenig Humor eingebracht werden, während die Tantentiere das Bedürfnis nach etwas Niedlichem befriedigen. So richtig funktionieren will es aber nicht.

Man wird einfach nicht warm mit den Protagonisten, die schablonenhaft bleiben bis zum Schluss, und findet die seltsamen Wesen, die regelmäßig als Deus ex Machina eingreifen, eher lästig als lustig. Es wird zu viel fabuliert und zitiert, wodurch das Tempo aus der Geschichte genommen wird.
Junge Leser, die mitreißende SF bzw. Mystery im Stil von „Der Atlantis-Code“ oder „Tunnel“ gewöhnt sind, dürften nach der Lektüre dieses Bandes enttäuscht sein. Die Erwartungshaltung ist heute einfach eine andere als vor fünf Jahrzehnten. Manche Bücher sind zeitlose Klassiker, die man auch heute noch mit Freude liest, andere sind vom Inhalt und Stil her einfach überholt. Letzteres trifft leider auch auf „Die Zeitfalte“ zu.

hinzugefügt: August 3rd 2008
Tester: Irene Salzmann
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