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Smith, Tara Bray: Betwixt - Zwischen zwei Welten (Buch)

Tara Bray Smith
Betwixt - Zwischen zwei Welten
(Betwixt)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bernadette Ott
cbt, 2008, Hardcover, 542 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-570-13416-0

Von Carsten Kuhr

Drei junge Menschen stehen im Mittelpunkt der Geschehens. Drei Heranwachsende, die zunächst ein altersgerechtes, wenn auch sehr unterschiedliches Leben führen.

Morgan D’Amici stammt aus einfachen, um nicht zu sagen ärmlichen Verhältnisses. Ihre alleinerziehende Mutter versucht zwar, ihren beiden Kindern alles zu ermöglichen, dennoch ist ihr Dasein von finanziellen Sorgen geprägt. Während Morgans Bruder als charismatischer Sport-Crack an der High-School Furore macht, versucht Morgan mit ihrem guten Aussehen zu punkten. Allerdings fehlt es ihr deutlich an sozialer Kompetenz, sie ist von einem kalten, berechnenden Wesen. Immer wieder findet sie sich schlafwandelnd im Wald wieder, zu ihren Füßen brutal getötete Tiere, oder besser: deren Überreste, verstreut.
Ondine Mason dagegen stammt aus einem behüteten Heim. Ihre Mutter, eine Stararchitektin, ihr Vater ganz das besorgte Familienoberhaupt, ihr Bruder ein Cellist, der seine Begabung zum Beruf machen möchte. Da gibt es weder Geldsorgen, noch fehlt es an Zuneigung und Liebe. Als ihre Familie des Berufs wegen für ein Jahr von Portland nach Chicago umsiedelt, bleibt sie allein zurück, um ihren High-School-Abschluss zu machen. Als Malerin ist sie mit großem Talent gesegnet, immer wieder nehmen vor ihren Augen ihre Bilder Leben an.
Nix Saint-Michael schließlich kommt aus Alaska. Als Sohn einer Eskimo-Frau und eines Indianers flieht der intelligente Junge vor seiner Gabe. Er sieht anhand einer Aura, wenn ein Mensch in Kürze sterben wird. Nicht nur bei Fremden, auch bei seinen wenigen Freunden und Bekannten nimmt er immer wieder das Glühen wahr. Nur Dust, der Stoff aus dem Träume sind, vermag es, ihm sein Schicksal kurzzeitig vergessen zu lassen. Auf der Flucht vor sich selbst ist auch er seit einem halben Jahr in Portland anzutreffen.

Alle drei werden von dem Drogendealer James Motherwell, genannt Moth, zu dem Event des Sommers in den Bergen nahe Portland eingeladen. Ein Open-Air-Konzert der angesagtesten Gruppe des Bundesstaates, da muss man natürlich hin. Doch der „Ring of Fire“ ist nicht einfach ein Happening, es ist die Einführung in ein neues Leben - denn in manchen Menschen leben Feen ...


Die Verlage überlegen es sich ganz genau, welche Titel sie besonders herausstellen möchten. Das sind in aller Regel Romane, von denen sich der Vertrieb wie auch das Lektorat versprechen, dass sie aus dem Allerlei der Publikationen herausragen, dass sie das Potential besitzen, neue Leser anzusprechen und an das Programm heranzuführen.
Der im Sommer / Herbst dieses Jahres neu an den Start gehende ctb Verlag sucht mit vorliegendem Roman seine Kunden zu ködern.

Dabei ist das zunächst keine einfache Lektüre. Die Autorin berichtet uns von drei Jugendlichen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Aus verschiedenen Gesellschaftsschichten kommend, verhalten diese sich jeweils ihrer Herkunft und ihrem Umfeld entsprechend, haben scheinbar nichts miteinander zu tun.
Die Darstellung der jungen Menschen ist dabei als gelungen, weil überzeugend zu betrachten. Mit gekonntem Blick portraitiert die Autorin die Wünsche aber auch Ängste, die ihre Protagonisten antreiben. Der Drang, aus den vorgegebenen Regeln auszubrechen, der Wunsch zu gefallen, dazu zu gehören, aber auch die Angst Verantwortung für ihr jeweiliges Leben zu übernehmen, sich vom Elternhaus zu lösen, werden anschaulich und gut nachvollziehbar aufbereitet. Dabei verschließt die Autorin ihre Augen auch nicht vor den Problemen, die auf die Jugendlichen zukommet. Die Drogenproblematik, Kulte, Komasaufen, immer frühere sexuelle Erfahrungen werden als Probleme nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Jugendlichen selbst offen angesprochen.

Zu Beginn des Romans verwirrt die Aufsplittung in drei anfänglich nichts verbindende Handlungsstränge ein wenig. Gerade einmal mit einer der Personen ein wenig warm geworden, wechselt die Perspektive abrupt, fordert vom Leser, sich auf einen neuen Erzähler einzulassen. Gleichzeitig aber erhält der Rezipient durch diesen Kunstgriff einen vielfältigen Eindruck des Geschehens und des Umfeldes der Protagonisten.

Die Idee, Menschen als Behältnisse zu nutzen, in die übernatürliche Wesen schlüpfen, ist nicht neu. Dann aber vermischt die Autorin diese Überlegung mit der Idee, dass die Feen zunächst jegliche Erinnerung an sich selbst verlieren, dass sie eine normale menschliche Jugend erleben und sie erst später, durch ein Ritual quasi, erweckt werden. In Kombination mit der Überlegung, was geschehen würde, wenn man mit modernsten technologischen Mitteln der Gen-Manipulation diese DNA optimieren würde ergibt sich eine neue, frische Sichtweise auf ein altes, ausgelutscht scheinendes Thema.

Wenn auch das Finale ein wenig arg abrupt über uns hereinbricht, und einige Enden lose in der Luft hängen bleiben, hat Tara Bray Smith doch ein letztlich faszinierendes Werk geschrieben.
Mit neuen Ansätzen und einem Gespür für das, was die Jugendlichen heute umtreibt und sie beschäftigt, spinnt sie ein spannendes Abenteuergarn, das Interesse an mehr aus ihrer Feder weckt.

hinzugefügt: July 31st 2008
Tester: Carsten Kuhr
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