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Todesgrüße von Gamma 03 (DVD)

Todesgrüße von Gamma 03
USA/Südafrika 1972, Regie: Robert Day, mit Stephen Boyd, France Nuyen u.a.

Von Thomas Harbach


Auch wenn der Film auf den ersten Blick wie ein europäischer und vor allem italienischer Actionthriller aussieht, ist „The Big Game“ alias „The Control Factor“ eine amerikanisch- südafrikanische Koproduktion. 1972 hat ihn der Regisseur Robert Day inszeniert. Der 1922 in England geborene Robert Day hat zwischen 1941 und 1991 an diversen Kinofilmen, Fernsehproduktionen und -serien mitgearbeitet. Dabei hat er sich buchstäblich vom Hilfsarbeiter zum Regisseur hochgearbeitet. Im phantastischen Sektor inszenierte er Filme wie „Rakete 510“ (1959), „Corridors of Blood“ (1962), verschiedene „Tarzan“-Filme, Episoden der Fernsehserien „Mit Schirm, Charme und Melone“, „Danger Man“, „The Invaders“, „Logan’s Run“ oder „Dallas“. Bei den meisten Projekten hat Robert Day nur Regie geführt. Zu den wenigen Filmen, bei denen er sowohl hinter der Kamera aktiv gewesen ist als auch das Drehbuch geschrieben hat, gehört der vorliegende Streifen „Todesgrüße von Gamma 03“, dessen deutscher Titel vollkommen aus der Luft gegriffen worden ist.

Die grundlegende Idee des Films ist nicht schlecht. Der Industrielle Leyton van Dyk – dargestellt von Stephen Boyd – hat eine Maschine erfunden, mit welcher der freie Wille durch elektromagnetische Wellen ausgeschaltet werden kann. Danach kann dieser Mensch quasi ferngelenkt werden. Der Selbsterhaltungstrieb ist gänzlich ausgeschaltet. Einer der Söhne des Projektverantwortlichen Jim Handley ist Botschafts-Attache der USA und reist zwischen vielen exotischen Plätzen der Welt hin und her. Dabei wird ihm eine Falle gestellt, wichtige Dokumente werden gestohlen und Handley wird erpresst, den Transport der Erfindung nach Australien an Bord eines Frachters zu sabotieren. Eine geheimnisvolle Organisation plant den Diebstahl dieser Erfindung, um sie selbst für ihre finsteren Ziele zu nutzen.

Die Gedankenkontrollmaschine ist das einzige wirklich phantastische Element dieses Streifens. Leider setzt es Robert Day im Grunde nur als eine Art Macguffin ein. Gleich zu Beginn des Films – hier noch ohne weitere Erklärungen – verfolgt der Zuschauer ein Experiment. Ein Pilot soll während des Fluges beeinflusst werden. Es ist einer der Söhne des Projektentwicklers. Diese Sequenz inszeniert Robert Day ohne innere Spannung und nimmt seinem Streifen mit einfachsten Mitteln der Effektivität. Anstatt die Maschine in Schwierigkeiten zu zeigen und den Piloten/das Flugzeug dann mittels der Fernsteuerung zu retten, konzentriert sich der Regisseur immer wieder auf Zwischenschnitte, zeigt Piloten und Gedankenkontrollerfindung, sowie die eher zwielichtigen Sicherheitsleute, verzichtet aber auf jegliche elementare Dramatik.
Das zweite Beispiel ihrer Nutzung ist etwas bessere inszeniert, aber in dieser Sequenz ergibt sich eine Reihe von Fragen. So findet der Test zwar unter den Augen des Militärs statt, aber die Teilnehmer scheinen trotz ihrer Uniformen „Freiwillige“ zu sein. Eine Gruppe von Soldaten steht mit Maschinengewehren im Anschlag quer über eine ehemalige Flugzeugrollbahn. In Formation fahren verschiedene Autos auf die Soldaten zu. Zwischenschnitt auf den Computer, die Soldaten und Fahrer scheinen schon von der Maschine beeinflusst. Der Computer übernimmt. In letzter Sekunde drehen die Autos vor den reglos dastehenden Soldaten ab. Danach werden die Autos beschossen. Die Fahrer verlassen ihre Wagen und erwidern das Feuer. Schließlich schießen die Soldaten mit Raketenwerfern die Fahrzeuge in Brand. Angeblich sind sie der Ansicht, es handele sich bei den Autos im Panzer.
Der Test ist ebenso wie die erste Szene lieblos heruntergedreht. Die Actionszenen mit den explodierenden Autos und den nach Handgranatenwürfen in Deckung springenden Zivilisten sind ja noch vernünftig inszeniert, es fehlt dieser Sequenz allerdings die dringend notwendige Exposition. Zumindest dem verblüffend zuschauenden General hätte das Szenario im Vorwege erläutert werden müssen. Gelingt es einem einzigen Computer, derartig viele Menschen in unterschiedlichen Bewegungsabläufen gleichzeitig zu manipulieren? Wie kann er in einer Schlacht Verluste auf der eigenen Seite befehlstechnisch kompensieren? Hätte es nicht gereicht, die Soldaten allein in ein „Himmelfahrtskommando“ zu schicken, um die perfekte Bewusstseinskontrolle zu simulieren? Warum wehren sich die Autofahrer spätestens nach dem ersten Angriff nicht heftiger? Alles Fragen, auf welche das Drehbuch von Robert Day keine Antworten liefert.
Danach wird der Computer mit einem gewöhnlichen Frachtschiff ohne wirkliche Begleitung des Militärs nach Australien zu weiteren Tests verschifft. Erstens hätten diese Untersuchungen auch in den unendlich erscheinenden Wüsten der USA stattfinden können. Zweitens hätte das amerikanische Militär den nicht wirklich riesigen Computer inklusiv der Sattelitenschüssel mit einem Transportflugzeug deutlich sicherer und effektiver an seinen unlogischen Bestimmungsort transportieren können und drittens hätte diese Wunderwaffe mindestens eine Einheit amerikanischer Soldaten bewacht. Der umständliche Transport nimmt die zweite Hälfte des Films ein. Die Waffe wird am Ende des Streifens nicht weiter eingesetzt. Eine ominöse Stimme aus dem Off warnt die Menschheit vor den Folgen dieser grenzenlosen Forschung. Die gleiche Stimmung setzte in der Mitte des Streifens einmal ein, um die teilweise doch verwirrenden Einzelplots zusammenzufassen. Am Ende des Streifens wird der Frachter natürlich von Mitgliedern der Organisation angegriffen und besetzt. Mittels eines weiteren Luftangriffs wird das Schiff wieder befreit. Diese Actionsequenzen sind im Vergleich zu den ersten Szenen deutlich intensiver und packender inszeniert worden. Kaum gewinnt der Streifen an Fahrt, durchbricht Robert Day jegliche Spur von Glaubwürdigkeit, indem er ohne Grund einige Mitglieder der Organisation, welche sich noch auf dem Weg zum Frachter befunden und noch nicht ins Geschehen eingegriffen haben, mittels eines Torpedoschusses aus einem sich im Hintergrund haltenden U-Boot ermorden lässt.

Die erste Handlungsebene versucht sich zumindest zu Beginn an einer Art „James Bond der Diplomaten“. Jim Hendley besucht verschiedene Metropolen auf seinen sehr unterschiedlichen Missionen. Dabei scheint es sich nicht um Archivmaterial zu handeln und verliebt sich in eine exotische Schönheit. France Nuyen kann mit Rolle sehr wenig anfangen. Erst im Verlaufe des Streifens mit ihrer zu offensichtlich inszenierten Hinrichtung gewinnt sie an Tiefe und hat zumindest am Ende des Streifens einen explosiven Abgang. Der Versuch, Hendley zu erpressen um den Transport des Gerätes zu sabotieren, ist allerdings zu offensichtlich und insbesondere für eine derartig mächtige Organisation, welche über ein U-Boot und ein schier unbeschränktes Waffenarsenal inklusiv eines natürlich geheimnisvollen Hintermannes verfügt, zu unlogisch inszeniert. Hendley hat spätestens mit der Übergabe der Waffe an das Militär nicht mehr den entscheidenden Einfluss auf seinen Vater und ist zweitens mit der Aufgabe des Koffertragens schon sichtlich überfordert.

Betrachtet der Zuschauer allerdings das auf den ersten sowie zweiten oder dritten Blick scheinbar komplett konfuse Drehbuch, hinterlässt die uneinheitliche Struktur des Scripts und die im Grunde eindimensionale, in Hinblick auf das Timing sehr uneinheitliche fast lethargische Umsetzung des ursprünglich sicherlich ambitionierten Plots den Eindruck, als handelte es sich ursprünglich bei „Todesgrüße von Gamma 03“ um einen Fernsehmehrteiler, der für das Kino zu einem 90-Minuten-Film zusammengestrichen worden ist. Dafür spricht unter anderem der schöne Soundtrack von Francesco de Rossi, welcher vor wenigen Jahren auf CD erschienen ist. Dieser Soundtrack ist deutlich länger und verfügt über mehr Einzelthemen, als im ganzen Film vorhanden sind. Weiterhin hat die Crew verschiedene Metropolen wie Hongkong oder Kapstadt aufgesucht und dort offensichtlich Teile des Films inszeniert. Der Streifen als eine Koproduktion zwischen den USA und Südafrika lädt sicherlich zu den wahrscheinlich auch steuertechnisch notwendigen Dreharbeiten im Produktionsland ein, aber Hongkong spricht zumindest für ein anfänglich etwas höheres Budget, als manch andere B-Produktion.
Weiterhin hat Robert Day zumindest dank seiner Arbeiten für das Hammer-Studio – siehe „She“ – Ende der sechziger Jahre einen guten Ruf als solider Handwerker gehabt, den ein internationales Projekt gelockt haben könnte. So greift Regisseur und Drehbuchautor Robert Day für seinen Film auf eine Reihe von TV- und Kinoveteranen zurück. Eine liebgewordene Tradition beim Film der Woche. Der Hauptdarsteller Brendon Boone hat bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich für das Fernsehen in einer Reihe sehr bekannter Serien wie „Airwolf“ oder „Bonanza“ Nebenrollen gespielt. In „Todesgrüße von Gamma 03“ ist er mit der Hauptrolle überfordert. Ihm gelingt es nicht, wichtige Emotionen wie Liebe oder Wut wirklich adäquat in seiner Mimik auszudrücken. Der Zuschauer hat den Eindruck, als schlafwandele er durch den ganzen Film. Stephen Boyd aus „Die phantastische Reise“ gelingt es mit ein bisschen Charisma, seinen vom Drehbuch her undurchsichtig angelegten Charakter zumindest zeitweise mit überzeugendem Leben anzufüllen. Ray Milland ist eine undankbare Rolle auf den im Rollstuhl sitzenden Körper geschrieben worden. Milland hat in einigen sehr guten Science Fiction-Filmen und Western mitgespielt. 1945 ist er sogar mit dem Oscar ausgezeichnet worden.
Zumindest die deutschen Dialoge zielen mehr als einmal an der oberflächlichen Intention des Streifens vorbei und lassen Millands Figur deutlich blasser erscheinen, als es den Eindruck hat. Er wird zwischen seiner Pflichterfüllung für sein Land und der Sorge um seine Familie zerrissen. Dabei ist er nicht der skrupellose Kapitalist, der nach Schema erst seine Profite und dann seine persönlichen Gewinne/Verluste addiert. Zusammen mit Cameron Mitchell versucht Milland aus seiner leider oberflächlich entwickelten Rolle noch das Beste zu machen und die Szenen ernst zu nehmen. Insbesondere die politische Botschaft zu Seiten des Vietnamkrieges ist aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig. So wird die US Army
als die Armee der Guten dargestellt, welchen eine Wunderwaffe im Kampf gegen das Böse – sprich: kommunistische Elemente, auch wenn die Organisation eher den Himmelfahrtskommandos des israelischen Staates gleicht – den Vereinigten Staaten in guter Absicht zur Verfügung stellen wollen. In dieser Hinsicht haben die Dialoge in Hinblick auf ihre Verlogenheit und Lächerlichkeit nichts an ihrer Unglaubwürdigkeit eingebüßt.

„Todesgrüße aus Gamma 03“ ist kein guter Film.
Viele Szenen werden eher unabsichtlich lächerlich dargestellt. Die Trickeffekte sind unterdurchschnittlich und die teilweise sehr routinierten Schauspieler mühen sich deutlich mit ihren zu eindimensional geschriebenen Rollen ab. Die gute Grundidee wird nur oberflächlich entwickelt und im Verlaufe des Films mehr und mehr aus dem Plot herausgezogen. Stattdessen finden sich eher simpel und mit vielen Widerholungen inszenierte Actionsequenzen. Weiterhin fehlt dem Film ein Schuss trockener Humor.

Die deutschen Dialoge werden sehr distanziert, fast unbeteiligt gesprochen. Da die englische Tonspur viel zu leise und teilweise kaum verständlich ist, muss sich der interessierte Zuschauer mit diesen blechern klingenden Stimmen auf der deutschen Spur auseinandersetzen.

Insgesamt ist „Todesgrüße von Gamma 03“ ein klassisches Beispiel für einen Film, der mit einer durchaus soliden Idee auf der inzwischen abflauenden „James Bond“-Welle noch mitschwimmen wollte.

Die Bildqualität der DVD mit einem sehr eindrucksvollen Titelbild ist akzeptabel. An einigen Stellen sind die Verschmutzungen und Abriebe deutlich zu erkennen. Die Farben sind zwar ein wenig verblasst, aber insgesamt sind die Kontraste bis auf die zu dunklen Nachtszenen scharf und akzeptabel. Das einzige Extra ist eine Bildergalerie mit Aushangfotos und Plakaten.

DVD-Facts:
Bild: 1,66:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsche Dolby Digital 2.0 Stereo, englisch Dolby Digital Stereo 2.0
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Bildergalerie

hinzugefügt: July 24th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Magic Picture
Hits: 2767
Sprache:

  

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