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The voices of a distant star (Comic)

The voices of a distant star
Makoto Shinkai & Mizu Sahara
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
EMA, 2008, Taschenbuch, 232 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-6928-4

Von Irene Salzmann

Die erste Mars-Expedition im Jahr 2039 beweist, dass die Menschheit nicht allein im Universum, nicht einmal allein in ihrem Sonnen-System ist. Die Erforschung der ‚Ruinen von Tharsis’ erschließt eine neue Technologie, die nun genutzt werden soll, um das All zu erobern. Nach dem Zufallsprinzip werden die zukünftigen Astronauten ausgewählt, darunter auch Schüler.
Mikako Nagamine ist eine der Kandidatinnen für dieses Projekt. Anders als viele ihrer Kollegen führt sie ein normales Leben, solange es ihr möglich ist, und träumt davon, es später wieder aufnehmen zu können. In den letzten Tagen, die sie noch auf der Erde weilt, verliebt sie sich in ihren Mitschüler Noboru Terao, der auf sie warten will.
Viele Monate lang halten die beiden Kontakt über ihre Handys und schicken einander regelmäßig eine SMS. Doch je weiter sich Mikako an Bord der Lysithea von ihrer Heimat entfernt, umso länger sind die Nachrichten unterwegs, und auch der Dilatationseffekt macht sich bemerkbar, denn während das Mädchen 16 Jahre alt ist, wächst Noboru zu einem jungen Mann heran, der, als keine SMS mehr kommt, schließlich zu vergessen beginnt, sich in den Alltagstrott hinein findet und neue Freundschaften knüpft.
Obwohl Mikako langsam begreift, dass es für sie kein ‚normales Leben’ mehr geben wird, ist die Freundschaft zu Noboru wie ein Anker für sie, an dem sie sich festhalten kann und der ihr Hoffnung gibt, insbesondere als die Tracer-Piloten auf den Feind treffen, es zu Kampfhandlungen kommt und sie einige Kameraden verliert. Zwar kann sie wichtige Informationen zur Lysithea bringen, aber die Flotte wird nahezu zerstört.
Schließlich erreicht eine verstümmelte SMS Noboru, als dieser längst nicht mehr damit gerechnet hat. Er erkennt, dass er einen Traum schon fast verloren hatte und was wirklich wichtig für ihn ist. Das lässt den Entschluss in ihm reifen, sich als Freiwilliger zu melden. Aber wird die Lysithea noch da sein, wenn die Verstärkung eintrifft? Und was wird aus ihm und Mikako, liegen mittlerweile schon acht Jahre zwischen ihnen?


„The Voices of a distant star“ ist ein stiller SF-Manga, der ohne Action auskommt und sich ganz auf die Charaktere konzentriert. Realistische Probleme werden thematisiert: Welche Auswirkung haben die Entdeckung extraterrestrischer Technologie und ein Erstkontakt? Wie wirkt sich der Dilatationseffekt auf die Menschen und ihre Beziehungen aus? Können Piloten jemals wieder ein normales Leben führen? Wie groß ist die Lücke zwischen Traum und Realität?
Eigentlich ist Mikako ein bodenständiges Mädchen. Sie möchte mit ihrem Freund Noboru aufwachsen und an seiner Seite das Leben kennen lernen. Durch das Tharsis-Projekt ist ihr das jedoch verwehrt, und sie begehrt auch nicht auf, da sie frühzeitig auf ihre Bestimmung vorbereitet wird. Bis zum Schluss wahrt sie den Schein der Normalität und hofft, dass die Mission lediglich ein Intermezzo sein wird. Schon bald wird ihr die Wahrheit klar. Einerseits freut sie sich, Dinge zu sehen, von deren Existenz niemand wusste, andererseits trauert sie um all das, was sie verloren hat, denn es gibt kein Zurück.
Noboru braucht sehr viel länger, um die ganze Tragweite der Tharsis-Mission zu erfassen. Lange hält er den Kontakt aufrecht und wartet auf Mikakos Rückkehr, doch als die Lysithea das Sonnen-System verlässt, braucht jede SMS Jahre – wird überhaupt noch eine Nachricht kommen? Er gibt auf, will vergessen, doch als tatsächlich wieder eine Botschaft eintrifft, zieht er für sich die Konsequenzen und hofft, dass es noch nicht zu spät ist und er Mikako einholen kann.
Der Band hat ein offenes Ende, das es der Phantasie der Leser überlässt, ob sich die beiden tatsächlich eines Tages wieder sehen.

Die Story berührt durch die ehrlichen Gefühle der Protagonisten, die für jeden nachvollziehbar sind. Für gewöhnlich gehen von einem SF Aufbruchsstimmung und Optimismus aus, die Charaktere sind neugierig auf die Wunder ferner Welten. Dass es auch anders sein kann, spielt oft keine Rolle, wenn die Handlung auf Action setzt: Geht wirklich jeder Pilot freiwillig? Welche Chance haben die Forscher, wenn die Aliens aggressiv und überlegen sind? Ist das Leben auf anderen Welten überhaupt möglich? Was verliert man alles, allein durch den Dilatationseffekt? „The voices of a distand star“ wendet sich diesen Fragen zu.
Die Geschichte lebt auch von den zarten, realistischen Bildern, die durch Gestik, Mimik und symbolische Szenen den Dialogen zusätzlichen Ausdruck verleihen.

Makoto Shinkai ist ein in Japan populärer Autor, Illustrator und Voice Actor, dessen SF-Novels viele Auszeichnungen gewonnen haben.
Die Mangaka Mizu Sahara ist auch bekannt unter den Namen Sumomo Yumeka, Sahara Keita uns Chikyuya/Sasshi, mit denen sie verschiedene Genres (Boys Love, Seinen- und Shojo-Mangas, aber auch Doujinshis) repräsentiert. Im Westen wurden von ihr Titel wie „Same Cell Organism“ und „Strange Stories“ veröffentlicht.
Zu „The Voices of a distant star“ existieren außer dem Manga auch eine Novel (in Japanisch), ein Soundtrack und ein ca. 30 minütiger OVA (die DVD enthält zudem den OVA „She and Her Cat“, ebenfalls nach einer Novel von Makoto Shinkai).

Man muss nicht unbedingt ein SF-Fan sein, um Freude an „The voices of a distant star“ zu haben. Auch jene, die gern realistische Geschichten über zwischenmenschliche Beziehungen in einem ungewöhnlichen Setting lesen, werden nicht enttäuscht.
Die Liebe der Japaner zu Gigant-Robotern, wie man sie z. B. aus „Gundam Wing“, „Vision of Escaflowne“ oder „Saber Rider“ kennt, spiegelt sich in wenigen Szenen wieder, bleibt aber unaufdringlich und stört nicht den eigentlichen Inhalt des Bandes.
Der Manga wendet sich an Leser beiderlei Geschlechts und an alle Altersgruppen, vordinglich aber an ein reiferes Publikum, das seriöse, anspruchsvolle Unterhaltung wünscht.

hinzugefügt: July 4th 2008
Tester: Irene Salzmann
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