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Handeland, Lori: Wolfskuss (Buch)

Lori Handeland
Wolfskuss
(Blue Moon, 2004)
Aus dem Amerikanischen von Patricia Woitynek
Lyx, 2008, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 366 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8153-3

Von Irene Salzmann

Jessie McQuade liebt ihren Job als Polizistin über alles, auch wenn sie sich mehr anstrengen muss als die Kollegen, um Anerkennung zu finden. Männer sind für sie kein Thema, denn das kleine Nest Miniwa ist nicht gerade mit Prachtexemplaren gesegnet, und die Arbeit lässt ihr auch gar keine Zeit für Flirts.
Als Jessie an eine Unfallstelle gerufen wird, notiert sie die Angaben der verwirrten Frau: Ein Wolf lief der Lehrerin Karen Larson vor den Kühler. Als sie ausstieg, sprang er auf, biss sie in die Hand und verschwand im Wald. Während ein Kollege das Opfer in die Klinik bringt, folgt Jessie der Blutspur zu einer Blockhütte. Statt des Wolfes tritt jedoch ein nackter Mann – ein attraktiver und gut gebauter Ojibwa-Indianer - mit einer auffälligen Prellung an der Hüfte hinter einem Busch hervor.
Der Unbekannte kann Jessie nicht helfen, und so ist ein Wolfstotem der einzige vage Hinweis, der ihr bleibt, denn am nächsten Tag wird Karen, die sich mit Tollwut infiziert hatte, erschossen. Noch mysteriöser ist, dass ihre Leiche und die des Rektors, der von Karen getötet wurde, aus der Gerichtsmedizin verschwinden. Selbst die wenigen Fundstücke, die Jessie in die Asservatenkammer gebracht hatte, sind weg. Nur das Totem, das sie Professor William Cadotte – die beeindruckende nächtliche Bekanntschaft - für eine Untersuchung überlassen hatte, befindet sich noch in ihrem Besitz. Aus einem Gefühl heraus verschweigt sie ihrem Vorgesetzten dieses kleine Detail.
Dann gerät auch schon alles aus den Fugen: Der ‚Jäger-Sucher’ Edward Mandenauer beginnt mit der Jagd auf eine völlig neue Spezies Wolf. Er wählt Jessie als Assistentin und weiht sie nach und nach in alles ein, was er weiß. Auch von Cadotte erfährt sie so manches, was ihr zunächst unglaublich erscheint. Aber je mehr passiert, umso realer werden für sie die Mythen über intelligente Werwölfe, die ein geheimes Ritual vorbereiten, das einen der ihren zum Wolfsgott machen soll. Wer gehört bereits dazu? Und wem kann Jessie noch vertrauen?


„Wolfskuss“ ist unter den Lyx-Titeln, die phantastische Elemente in einen ‚leidenschaftlichen Liebesroman’ hineinbringen, ein Highlight, denn die Story ist spannend und mitreißend, die Charaktere sind interessant, und der Stil der Autorin ist flüssig, routiniert und angenehm zu lesen. Der Romanze, die das Klischee vom Schönen und dem Biest aufgreift, wird nicht mehr Platz eingeräumt, als unbedingt notwendig, so dass die eigentliche Handlung im Vordergrund steht, nicht verwässert, sondern tatsächlich dadurch gewürzt wird.
Jedoch werden auch die Fans von Titeln wie „Blind Date mit einem Vampir“, „Weiblich, ledig, untot“ etc. ihren Spaß an der Lektüre haben, denn die Protagonisten kabbeln sich ebenfalls, wenngleich nicht auf gar so simple und zickige Weise. Die Dialoge sind altersgerecht, nachvollziehbar und nicht krampfhaft denen aus Serien wie „Buffy“, „Angel“ oder „Charmed“ nachempfunden. Der Platz des Super-Vampir-Lovers wird von einem entsprechenden Pendant eingenommen, so dass die erotischen Momente nicht zu kurz kommen. Die Autorin nennt die Dinge beim Namen, ohne vulgär zu wirken.

Jessie McQuade, die als Ich-Erzählerin die Ereignisse schildert, ist eine toughe Polizistin, die ihre kleinen Fehlerchen hat, durch die sie sympathisch wirkt und zur Identifikation einlädt. Als Love-Interest wird der Indianer William Cadotte eingeführt, der weiß, wie man eine Frau verwöhnt, und auch entsprechend ausgestattet ist – da kann man(n) nur neidisch werden und sich mehr als ein Scheibchen abschneiden. Viele Geheimnisse umgeben ihn, und die Spuren, die auf ihn als Täter verweisen, sind so offensichtlich, dass erfahrene Leserinnen sofort wissen, wie viel diese Andeutungen wert sind. Trotzdem bleibt die Spannung gewahrt, denn das Rätsel um den Wolfsgott wird erst am Schluss mit einer dicken Überraschung gelöst.
Ein besonderer Reiz geht von den indianischen Mythen aus, die mit dem Werwolf-Motiv verwoben wurden. Dass – wie in so vielen Romanen amerikanischer Autoren und Autorinnen, denen einfach nichts Besseres einfällt – plötzlich wieder die Nazis ausgegraben werden, stört die geheimnisvolle Atmosphäre durch die Addition vager SF-Elemente und einem alten Feindbild, dessen die Meisten schon lange überdrüssig sind. Hätte sich Lori Handeland stattdessen stärker auf die indianischen Rituale konzentriert, einem vergleichsweise unverbrauchten Thema, wäre das der Handlung und dem mystischen Flair viel dienlicher gewesen.

Abgesehen von diesem Manko wird dem Publikum beste Unterhaltung geboten. Man rätselt mit den etwas schrulligen Charakteren, was in Miniwa passiert, hat Teil an ihren Ängsten und Freuden, deckt düstere Geheimnisse auf und bekommt dazu eine gute Portion Erotik. „Wolfskuss“ wendet sich an Leserinnen ab 16 Jahren, die eine ausgewogene Mischung aus Phantastik, Action und Romantik mögen.

hinzugefügt: July 2nd 2008
Tester: Irene Salzmann
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