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Huston, Charlie: Blutrausch - Joe Pitt 2 (Buch)

Charlie Huston
Blutrausch
Joe Pitt 2
(No Dominion)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Kristof Kurz
Heyne, 2008, Taschenbuch, 318 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-453-43330-4

Von Carsten Kuhr

Joe Pitt ist schon ein seltsamer Kauz. Bis zu seinem 17. Lebensjahr war er immer auf der Überholspur unterwegs. Als Punk rebellierte er gegen jegliche Konventionen, Drogen, Sex und Gewalt bestimmten sein Leben.
Als ihm in einer Disco ein Mit-Vierziger einen 20er für einmal Blasen anbietet, nimmt er die schnell verdiente Kohle natürlich gerne mit - nur, dass er mit aufgerissener Halsschlagader auf dem Boden der Toilette zurückbleibt, war so nicht vorgesehen.
Seitdem fristet er als Vampyr sein Dasein. Erst war er in den Diensten der „Society“ als deren Mann fürs Grobe unterwegs, mittlerweile hat er sich von den Vampir-Clans losgesagt und lebt als Unabhängiger sein untotes Dasein.

Als er eines Abends mit seiner HIV-positiven Freundin einen Trinken geht, bemerkt er einen Artgenossen, der offensichtlich high ist. Einen Kampf später hat er endlich - seine Ressourcen sowohl was die Knete, als auch den roten Saft angeht sind auf einem Allzeit-Tief angelangt - einen neuen Job. Er soll herausfinden, wer das „Anathema“, verseuchtes frisches Vampirblut, der einzige Stoff der die Untoten wirklich high macht, unter die Nosferatu bringt und warum. Die Spur führt quer durch das Territorium der Koalition hinein in den Hood, wie der Clan der Bronx und Harlem sich nennt. Kein wirklich guter Ort für eine Weißhaut ....


Beststeller-Autor Charlie Huston knüpft in dem zweiten von insgesamt fünf Romanen um seinen untoten Vampir-Detektiv direkt an den vorhergehenden Roman „Stadt aus Blut“ an.

Wie schon in dem Auftaktwerk zeichnet sich das Buch durch eine ungezügelte Darstellung von Gewalt und ein wahrhaft atemberaubendes Tempo aus.

In markanten Worten, voller Action und verzwickten Ermittlungen macht sich unser toughe Einzelgänger einmal mehr auf, den harten Jungs zu zeigen, was eine Harke ist. In einer der Umgebung angepassten vulgären Sprache, in kurzen, ja minimalistischen Sätzen erinnert das Buch in seiner Ausstrahlung an eine Kombination aus hard boiled detective Novel a la Mike Hammer oder Sam Spade kombiniert mit einem Bruce Willis aus „Die Hard“. Das ist nichts für schwache Nerven, da geht es nicht um weltbewegende Messages, da schaut jeder erst einmal, wenn nicht überhaupt, nach sich, da wird die Trostlosigkeit des Alltags der nicht so Glücklichen und Begüterten thematisiert, das atmet förmlich Authentizität.

Dabei erwartet den Leser keine große Charakterentwicklung, stattdessen steht eine mehr als interessant zu nennende Welt im Mittelpunkt. Was bewegt die Clans, wie funktioniert die stillschweigende Übereinkunft, die zur relativen Stabilität der Territorien führt, was für Pläne haben die Anführer der Clans - alles Fragen, auf die Pitt bei seinen Nachforschungen stößt, und deren Antworten ihm so gar nicht gefallen.

Der Autor thematisiert immer wieder aktuelle Probleme, provoziert den Leser mit brutalen aber eben auch überzeugenden Darstellungen einer alltäglichen Sub-Kultur die man nur allzu gerne verdrängt. Not, Krankheit, Elend und Gewalt erwarten den Rezipienten, Huston nimmt seine Leser mit auf eine Reise, die vielleicht nicht jedem gefallen wird, deren Ausstrahlung man sich aber nicht entziehen kann.
Hier muss man, ob man will oder nicht, Stellung beziehen, hier triumphiert keiner, hier geht es nur darum zu überleben, besser, brutaler zu sein, als der Gegner.

Angesichts der rasant geschilderten Geschehnisse wird man förmlich an die Seiten gefesselt, kann das Buch kaum aus der Hand legen. Das ist oftmals vulgär, brutal, noir, unorthodox und aufrüttelnd, aber ist es nicht genau das, was ein gutes Buch für den Leser bereithalten sollte?

hinzugefügt: April 15th 2008
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
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