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Plaschka, Oliver: Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew (Buch)

Oliver Plaschka
Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew
Umschlaggestaltung von Oliver Graute
Feder & Schwert,2007, Taschenbuch, 464 Seiten, 12,95 EUR, ISBN, 978-3-86762-011-6
Von Christel Scheja

Es gibt Romane, die sich einem Leser erst nach mehrmaligem oder bewusst langsamem Lesen erschließen. Zu diesen gehört unzweifelhaft „Fairwater oder die Spiegel des Herrn Bartholomew” von Oliver Plascha.


Der Roman beginnt zunächst wie ein klassischer Thriller: Die erfolgreiche Reporterin Gloria kehrt in ihre Heimatstadt zurück, um an einer Beerdigung teilzunehmen, bei der es eigentlich keine Leiche gibt, was sie aber erst auf dem Friedhof erfährt. Schon bald weckt ein geheimnisvolles Verbrechen zusätzlich ihr Interesse: Warum musste der schwerreiche Industrielle Cosmo van Bergen sterben, und wer hat ihm das Leben genommen? Wohin ist seine Tochter Stella, die seit siebzehn Jahren im Koma liegt, eigentlich verschwunden? Und wer sind der oder die Schuldigen?
Hat der verträumte Dichter Lysander etwas mit diesen Fällen zu tun? Oder der verrückte alte Marvin, der behauptet, die Tiere verstehen zu können? Weiß vielleicht die behäbige Lucia, die Stella in ihrer Kindheit betreute, mehr?
Als sie sich genauer umsieht, setzen sich ihr ‚Men in Black’ auf die Fersen. Sie muss ihre Nachforschungen aufgeben und nach Hause zurückkehren.


Aber das Geheimnis bleibt bestehen - und wird nun aus anderer Sicht erzählt? Jedes Kapitel fügt eine Facette zu den geheimnisvollen Vorgängen in Fairwater hinzu. Dabei darf man nicht annehmen, dass die Geschichte linear erzählt wird. Manchmal zeigen Daten an, dass die Vergangenheit eine Rolle spielt, dann wieder kann man das nur anhand der Geschehnisse, die man schon kennt, einordnen. So werden auch Lysander und Stella zu Protagonisten in ihren eigenen kleinen Dramen. Je weiter das Buch fort schreitet, desto phantastischer werden die Geschehnisse - mutet die Begegnung Jasemys mit einer Außerirdischen noch normal an, so gleiten die Erlebnisse der „Prinzessin von Schedir” fast schon in eine Fantasywelt ab.

Auch wenn jede Facette eine andere Geschichte zu erzählen scheint, so hängen die Erzählungen doch letztendlich sehr eng zusammen, nicht nur durch das wiederholt auftauchende Spiegelmotiv sondern auch durch die Figuren und eine gewisse Entwicklung. Das Personenregister und die Zeittafel am Ende des Buches helfen jedenfalls dabei, die Ereignisse besser einzuordnen und das Gesamtkonzept zu verstehen.

Man weiß nicht immer sofort, auf was der Autor anspielt, lässt man den Text aber etwas sacken und überfliegt ihn dann noch einmal, erkennt man den tieferen Sinn des Dialoges oder Bildes. Klare Strukturen und eine lineare Handlung sollte man nicht erwarten.

Das macht „Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew“ nicht gerade zu einer einfachen Lektüre. Das Buch fordert deutlich Aufmerksamkeit und langsameres Lesen. Ist man nicht bereit, dem Text das zuzugestehen, wird man sofort bestraft, weil man den Faden verliert.
Das alles ist einer sehr lyrischen und verklausulierten Sprache geschrieben, die den Roman noch einmal etwas schwerfälliger macht Durch seine blumigen Worte erzeugt er eine Atmosphäre, die sehr stark an die in den Büchern der Romanciers des ausgehenden 19. Jahrhunderts erinnert. Detailreich, ja, fast schwülstig taucht er die Ereignisse in ein märchenhaft distanziertes Licht und nimmt nur selten Kontakt zur Realität auf. Gerade in der zweiten Hälfte des Buches überwiegen die irrealen Szenarien und Handlungsabläufe.
Die Charaktere wirken dabei sehr unnahbar. Weil man nie weiß, ob man sie nun mögen oder hassen soll, bleibt man distanziert und baut keine lang anhaltenden Sympathien oder Abneigungen auf. Eine wirkliche Bindung an den Text findet nicht statt.


„Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Bartholomew” ist nicht gerade eine einfache Lektüre, die man zwischendurch lesen kann, sondern ist ein tiefgründiges und vielschichtiges Werk, das schon allein durch Aufbau und Stil ein Abenteuer ist. Nur wer sich darauf einlassen kann wird daher Freude an dem Roman haben.

hinzugefügt: April 8th 2008
Tester: Christel Scheja
Punkte:
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