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Keene, Brian: Der lange Weg nach Hause (Buch)

Brian Keene
Der lange Weg nach Hause
(Take the Long Way Home)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Otherworld, 2008, Taschenbuch 154 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-902607-01-0

Von Carsten Kuhr

Es ist Rush Hour in Balitmore. Die Berufstätigen wollen nach getaner Arbeit heim zu ihren Lieben, die Freizeit ruft. Mitten im alltäglichen Stau erschüttert ein Trompetenstoß die Welt. Menschen verschwinden, die führerlosen Fahrzeuge kollidieren, Flugzeuge stürzen ohne ihre Piloten am Knüppel vom Himmel.
Auch Steve, Charlie und Frank sind auf dem Rückweg von der Arbeit. Zunächst begreifen die drei gar nicht, was um sie herum passiert. Überall sind Autos ineinander gefahren, liegen Verletzte und Toten auf dem Asphalt, das Handynetz ist zusammengebrochen, von den Rettungskräften oder der Polizei fehlt jede Spur.
Der Jude Steve und seine beiden Freunde, ein Schwarzer und ein Schwuler, machen sich zu Fuß auf nach Hause auf. Unterwegs begegnen sie verzweifelten Menschen, Selbstjustiz, einem Schutzengel und Mitmenschen, denen dämmert, dass sie bei der Entrückung zurückgelassen wurden. Sie begegnen Not, Elend und Gewalt, sehen, wie die dünne zivilisatorische Tünche rapide von Aggression und Hass gesprengt wird. Erst langsam begreifen die Zurückgebliebenen, dass es für sie keine Hoffnung gibt, dass Armageddon längst begonnen hat.


Brian Keenes Novelle wirft ein bezeichnendes Licht auf das, was uns Menschen ausmacht. Zum Großteil reduziert sich unser Intellekt in Krisensituationen auf Verleugnung und Aggression. Ohne die dünnen Zügel, die unsere Erziehung, die unsere Gesellschaft uns anlegt, bleibt nicht mehr übrig, als ein wildes Tier, das aus Angst und Verzweiflung, ohne Sinn und Zweck, um sich schlägt.

Ausgehend von der Überlegung, was passieren würde, wenn die Entrückung wirklich passieren würde, zeigt der Autor in aller Deutlichkeit und in Einzelheiten brutal die Reaktion der Zurückgebliebenen. Das Geschehen macht gerade deshalb betroffen, weil wir Leser uns in den Gestalten wieder finden können, weil wir alle, wenn wir ganz ehrlich sind, sehr wohl wissen, dass wir eben so oder so ähnlich handeln würden, dass das Recht des Stärkeren, des Brutaleren, regieren würde.

Insoweit zwingt uns diese Novelle einen ehrlichen Blick auf uns selbst zu werfen, macht uns ob des Bildes, das wir dabei zu Gesicht bekommen, betroffen.

hinzugefügt: March 26th 2008
Tester: Carsten Kuhr
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