Nicholls, Stan: DIE ORKS (Buch)

Stan Nichols: Die Orks ( Bodyguard of Lightning, Legion of Thunder, Warriors of the Tempest) alle aus dem Englischen übersetzt von Christian Jentzsch, Heyne 06/9370, 800 Seiten, Euro 15,00

von Carsten Kuhr

Bereits vor Jahren kam man im Bastei-Lübbe Verlag auf die Idee eine Fantasy Trilogie in der deutschen Übersetzung in einem Sammelband vorzulegen. Barbara Hambly's „Gefährten des Lichts“ erschien in der Paperback Reihe, schien aber keinen grossen Erfolg gehabt zu haben, da das Konzept nicht weiter verfolgt wurde. Vorletztes Jahr dann veröffentliche Patrick Grieser seine Taermon Trilogie im Basilisk Verlag in einem Band, auch Monika Feltens soeben mit der Phantastik Award ausgezeichneter „Elfenfeuer“ Erstling beinhaltete drei Romane. Dass sich nun aber auch einer der grössten einschlägigen Taschenbuchverlage des Konzept bedienen hat mich überrascht. Bisher musste man eher befürchten, einen Roman auf zwei deutsche Bücher aufgeteilt offeriert zu bekommen. Nun, der umgekehrte Weg, drei Englische Bücher in einem deutschen Band zu vereinen überzeugte mich als Leser durchaus. Viel Buch fürs Geld, so könnte man den Ziegelstein umschreiben.

Nun beinhaltet jeder gute und schlechte Tolkien Nachahmer das immer gleiche Gemenge an Fremdvölkern. Rassen wie die Gnome, die Trolle, Elfen und Zwerge scheinen für fast jeden High Fantasy Roman unabdingbar. Zu diesen Völkern gehören auch die Orks, kampfwütige, nicht allzu intelligente Krieger, die sich zumeist auf Seiten der Bösen begeistert in jedes Scharmützel und Gemetzel stürzen. Doch hat meines Wissens noch nie ein Autor diese in den Mittelpunkt seiner Erzählung gesetzt. Der gebbürtige Australier Stan Nicholls tut genau dies - und nicht nur das, uns Lesern sind die Finsterlinge sogar noch sympathisch!
Das magische Land der alten Rassen wird seit einiger Zeit von den Spätankömmlingen, den Menschen infiltriert. Nicht nur, dass diese die anderen Völker als minderwertig ansehen, kaum gut genug, als ihre Sklaven für sie zu schuften und zu sterben, die Menschen entziehen Zentrasien, wie sie die Welt benannt haben auch ihre Magie. Ein Teil der verbohrten Menschen verehren den einen Gott, und verfolgen nicht nur die alten Völker mit ihrem fanatischen Hass, auch ihre eigenen Rassegenossen die sich ihrem Glauben nicht anschliessen werden gemeuchelt. In dieser Welt, die sich permanent im Kriegszustand mit sich selbst zu befinden scheint, entsendet die Zauberin Jennesta einen Ork Trupp um ihr ein magischen Kleinod zu sichern. Dumm nur, dass sich die Orks den magischen Stern wieder abluchsen lassen, droht ihnen doch nun ein gar grausamer Foltertot in Jennestas Verliesen. So beschliessen sie den Stern zurückzuerobern. Auf geht's zur munteren Jagd, gibt es doch insgesamt 5 der Instrumentalien, die zusammen das Tor zu einer besseren Welt zu öffnen vermögen. Fast schon tragisch, dass die Kleinodien jeweils zu den bestgehüteten Schätzen ihrer Besitzer gehören - tragisch für die Besitzer versteht sich, denn gegen die Vielfresser- Truppe der Orks kann auf Dauer keiner bestehen. Es ist ein munteres Hauen und Stechen, morden und meucheln. Wer Beschreibungen von Kämpfen ablehnt, wer feinsinnige Überlegungen und Pläne schätzt, der ist hier an der falschen Stelle. Es geht nicht darum, den Leser märchenhaft zu verzaubern, sondern ein munteres, gar blutdürstiges Abenteuergarn in der Tradition eines David Gemmell zu spinnen. Da bleibt die Logik so manches Mal auf der Strecke, wenn unsere Horde, selbst gegen grosse Übermacht letztlich siegreich das Schlachtfeld verlässt, aber der Unterhaltungswert, der Spass an den geschilderten Heldentaten bleibt davon unberührt. Die drei Romane sind sicherlich kein neues Meisterwerk der Fantasy, bieten stilistisch und inhaltlich nichts Herausragendes oder Neues, eigentlich Durchschnittsware, aber eben doch ein wenig anders, als die sonst vorgelegten Bücher. Als solche lesen sie sich kurzweilig und spannend, sind plain FUN, und werden ihre Leser sicherlich finden.

hinzugefügt: July 28th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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