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Somniac (DVD)

Somniac
Spanien 2005, Regie: Isidro Ortiz, mit Goya Toledo, Óscar Jaenada, Nancho Novo u.a.

Von Thomas Harbach

Mit „Somniac“ legt das Label E-M-S einen weiteren Science Fiction/Horror-Thriller aus Spanien vor. Regie führte Isidro Ortiz, der mit seinem Erstling „Fausto 5.0“ einen modernen Horror-Streifen vorgelegt hat.

„Somniac“ beginnt mit der einzigen wirklichen Actionsequenz, die später noch einmal eine wichtige Rolle spielen wird. Ein Junge läuft durch einen dichten Wald. Die Polizei umstellt ein altes Bauernhaus, ein Auto durchbricht die Garagentür und flieht mit waghalsiger Fahrt eine enge Bergstraße hinunter, verfolgt von der Polizei und bewacht von einem tief fliegenden Hubschrauber. Junge und Auto treffen auf einer ausgebauten und in einen Tunnel führenden Straße aufeinander. Der Autofahrer weicht dem Jungen aus, der Wagen überschlägt sich, es gibt keine Überlebenden. Schnitt. Die selbstbewusste hübsche Andrea ist eine brillante Neurologin, der ein Job an ihrer früheren Universität angeboten wird. Eine ihrer früheren Professoren hat dort ein Projekt geleitet und wahrscheinlich aufgrund von Depressionen Selbstmord begangen. Auch andere Wissenschaftler – hier schließt sich zum ersten Mal der Bogen zur Auftaktverfolgungsjagd – sind ums Leben gekommen. Marias Tod bedeutet einen Rückschlag für die wichtige Forschung. Andrea könnte als einzige Neurologin kurzfristig einspringen. Im Mittelpunkt steht der Versuch, Informationen zwischen Lebewesen und Computern zu übertragen, auszutauschen und damit insbesondere Schädigungen des Gehirns zu überbrücken. Über die verschiedenen REM-Phasen während des Schlafes beim Affen versucht man diese Informationen zu übertragen. Angeblich sind diese Versuche nicht über Tierversuche hinausgegangen. In ihren Träumen wird Andrea aber auf Unterlagen Marias aufmerksam gemacht, die auf Menschenversuche schließen lassen. Es sind alle Studenten der Universität und zumindest drei der vier Teilnehmer sind an einer aggressiven Form des Alzheimers sehr jung gestorben. Der fünfte Teilnehmer ist ein behinderter kleiner Junge, dessen Vater die Universität in verantwortlicher Position leitet. Parallel zu ihren Forschungen beginnt Andrea nicht nur unter Tagträumen und Schlafstörungen zu leiden, im Mittelpunkt dieser Visionen steht ein Spinnennetz. Als sie schließlich in dem alten Bauernhaus ein verlassenes Laboratorium findet, ahnt sie, dass weitaus mehr hinter der Sache steckt und wie sehr sie auch persönlich in die Vorkommisse involviert ist.

Der Ausgangspunkt von „Somniac“ ist eine klassische Frankenstein-Geschichte, in welcher die Forschung den Menschen nicht nur heilen, sondern in einer mehr und mehr technisch orientierten Zeit verbessern möchte. Auch wenn der Klappentext etwas anderes suggeriert, steht weder die Manipulation der humanen Persönlichkeit noch deren Alpträume im Mittelpunkt des Geschehens. Diese Phänomene sind ausschließlich die Geister, die von den Experimenten gerufen worden sind. Sie beherrschen die erste Hälfte des Films mit einigen sehr eindrucksvollen Szenen, insbesondere das stilisierte Affengesicht hinter dem Vorhang erzeugt eine nicht zu leugnende Furcht beim Betrachter.
Leider kann Ortiz diesen Ansatz insbesondere gegen Ende seiner plötzlich vorhersehbaren Geschichte nicht weiter extrapolieren. Er manifestiert die Bilder, aber wie zum Beispiel auch in „Flatliners“ bleiben sie schließlich imposant und isoliert.
Selbst am Ende der Handlung verschließt sich der Plot wirklich logischen Erklärungen. Das Schlussbild ist ein Widerspruch zum bisherigen Geschehen. Wenn die Charaktere wirklich am Ende der Eröffnungssequenz sterben, warum sind sie dann in dieser endlosen Traumschleife gefangen und verharren in einer semirealistischen Umgebung? Warum werden sie überhaupt in eine lebensbedrohliche Situation gebracht, wenn die eigentliche Lösung am Ende des Traums/des Films so einfach erscheint? Wie ist es möglich, quasi zwei Forschungsstränge parallel laufen zu lassen? Einmal mit den Affen, wie Andrea vom Team erläutert wird, und dann im Geheimen mit einem ganz anderen Ziel, aber zumindest einem Teammitglied aus der offiziellen Forschungsgruppe. Natürlich lässt sich eine gewisse Unlogik auf das träumerische Element zurückführen, aber hier wirkt „Somniac“ zu simpel, zu konstruiert als das die Zweifel beim Zuschauer beseitigt werden könnten. Viele schwächere Facetten fallen dem Betrachter allerdings erst in der Rückschau auf das Gesehene auf, was für die gelungene Inszenierung durch den Regisseur Ortiz spricht. Immer wieder versuchen die Drehbuchautoren David Alonso und Chistobal Garrido ihre auf den ersten Blick sehr einfache Geschichte mit Schlüsselschockelementen zu verschleiern, aber diese Vorgehensweise ist unnötig und erweckt eine für diesen intelligent und ruhig inszenierten Thriller falsche Erwartungshaltung.

Wie für den modernen spanischen Film inzwischen gang und gäbe, gelingen Kameramann Pedrol del Rey einige sehr schöne Perspektiven und Kamerafahrten. Dabei drängen sich diese Szenen nicht unbedingt in den Vordergrund, sie entstehen aus dem Nichts heraus. Leider kann sich Ortiz nicht entschließen, diese surrealistischen Sequenzen gegen Ende seines Films verstärkt einzusetzen. Er bemüht sich, das Szenario sehr realistisch zu halten, um das Publikum nicht frühzeitig auf die Pointe des Films zu stoßen. Dabei hätten Drehbuch und Regisseur die zu Beginn sehr effektiv eingesetzten Traumsequenzen durchaus extrapolieren können, der Bruch wirkt teilweise zu abrupt und zu geplant. Anscheinend wollte man sich möglichst schnell von dem Image des Mystery-Horror Films wieder lösen und einen wissenschaftlich fundierten leicht utopischen Thriller präsentieren. Dabei nutzt das Drehbuch die inzwischen in Filmen wie „The 13th Floor“ oder „Welt am Draht“ oder dem schon erwähnten „Flatliners“ aufgestellten Gesetze. Der Streifen hat die größte Ähnlichkeit mit „Open your Eyes“, dem spanischen Original. Die Ausgangsprämisse ist zwar eine andere, aber letztendlich werden dem Zuschauer nach Ende des Films alle nennenswerten Komponenten mehr oder minder bekannt vorkommen.

Das heißt jetzt nicht unbedingt, dass „Somniac“ ein schlechter Film, ein Plagiat ist. Neben der guten Kameraführung und der schönen Optik überzeugt in erster Linie die Hauptdarstellerin Goya Toledo, welche schon in „Amores Perros“ überzeugt hat. Sie ist eine attraktive, sehr sportliche Schauspielerin mit einem ausdrucksstarken Gesicht. Sie wirkt vielleicht im Vergleich zu ihren Mitschauspielern stellenweise ein wenig zu alt – insbesondere was die Liebesgeschichte mit Marias Sohn angeht, eines der schwächsten Elemente des Streifens. Der Zuschauer glaubt ihr allerdings, dass sie eine anerkannte Neurologin ist. Zu Beginn des Streifens hat sie noch Probleme, sich als Autorität zu verkaufen und ihre Ansätze bei den ersten Versuchen wirken stellenweise ein wenig zu draufgängerisch naiv, aber im Verlaufe des Streifens gewinnt ihre Figur an Tiefe und Souveränität. Um sie herum platziert das Drehbuch die übliche Zahl von potentiellen Verdächtigen. Dabei reicht das Spektrum von den natürlich kapitalistisch verdorbenen Konzernlenkern über das Genie, das in seiner Karriere einen Fehler gemacht hat, bis zum jugendlichen Computerfreak, der nach dem Tod seiner Mutter sein eigenes, nicht immer sauberes Spiel treibt. Dem Zuschauer bleibt im Grunde nichts anderes übrig, als sich auf Andrea zu konzentrieren. Diese eingeschränkte Perspektive ist von Ortiz sehr souverän inszeniert worden. Erst rückblickend fällt auf, dass es von Beginn an nur ganz wenige, unnötige Szenen gibt, in denen Andrea nicht zugegen ist. Mit etwas mehr Konsequenz und Mut zum Risiko hätte Ortiz den ganzen Streifen ausschließlich aus ihrer eingeschränkten Perspektive erzählt. Dieses Experiment mit einer subjektiv eingesetzten Kamera hätte „Somniac“ sehr gut getan.
Sehr überzeugend ist ihr plötzliches Entsetzen vor der Dunkelheit. Im übertragenen Sinne versteckt sich im Dunkel die Lösung, das Geheimnis des Forschungsinstituts und durch dieses Dunkel muss sie schließlich auch gehen, um wieder ans Licht im realen Sinne treten zu können. Die Wahrheit wird durch diesen Schleier aus Angst umhüllt und absichtlich verhüllt, das Aufbrechen dieser Fiktion geht dann allerdings am Ende zu einfach vonstatten. Hier wäre es auch handlungstechnisch sinnvoller gewesen, ein Gegengewicht zum rasanten Auftakt zu etablieren.

„Somniac“ ist ein Streifen mit einigen Stärken, aber auch eine Vielzahl von Schwächen. Als Geschichte selbst fließend und phasenweise – insbesondere zu Beginn – sehr nuanciert und packend erzählt. Vor allem verzichtet der Film bis auf ganz wenige Exzesse auf die Schwarzweiß-Malerei der klassischen Mad Scientist-Streifen und bemüht sich, die Forschung als erstens positiv darzustellen.

Die Bildqualität des Films aus dem Jahre 2005 ist sehr gut, das Format 1.85:1 richtig gewählt. Die Ränder sind gestochen scharf, insbesondere die Farbkontraste und die Nachtszenen sind überzeugend. Die Farben sind kräftig. Der Ton liegt im spanischen Original im Stereoformat vor. Die Synchronisation ist nicht durchgehend gelungen, an einigen Stellen wirken die Dialoge im Deutschen ein wenig steif , die deutsche Tonspur ist in DD 5.1. Die Abstimmung zwischen den Dialogen und Hintergrundgeräuschen ist allerdings auf beiden Spuren gelungen. Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer für den Film, einer kleinen Bildergalerie und Trailern für andere Filme.

DVD-Facts:
Bild: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, spanisch Dolby Digital 2.0 Stereo
Untertitel: deutsch

hinzugefügt: February 16th 2008
Tester: Thomas Harbach
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