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Bekker, Alfred: Das Reich der Elben (Buch)

Alfred Bekker
Das Reich der Elben
Egmont Lyx,2007, Paperback, 415 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3802581274

Von Christel Scheja

Obwohl die „Herr der Ringe”-Filme längst Geschichte sind, hält der Boom, den sie los getreten haben, in Deutschland immer noch an. Da die Trilogie durch verschiedene DVD-Veröffentlichungen immer noch in den Köpfen potentieller Leser präsent ist, befinden sich Verlage - gerade wenn sie neu starten - auf der sicheren Seite, wenn die Fantasy, die sie heraus geben, irgendeinen Bezug zu Mittelerde hat. Und wenn man sich dann im Design noch an die Gestaltung ähnlicher Reihen aus anderen Verlagen anlehnt, kann wohl nicht mehr viel schief gehen. Diesen Verdacht bestätigt „Das Reich der Elben”, der erste Band der „Elben”-Reihe von Alfred Bekker.


Ermüdet von einem lange währenden Krieg und Auseinandersetzungen mit den Sterblichen verlassen die letzten Überlebenden aus dem sehr langlebigen Volk der Elben ihre angestammte Heimat und machen sich auf die Suche nach einer neuen Zuflucht, um ein Aussterben ihrer Rasse zu verhindern. Zu viele haben aus Verzweiflung und Depressionen schon den Freitod gewählt, um der trostlosen Existenz im Diesseits zu entgehen.
Dabei stranden sie auf einer geheimnisvollen Insel, die ein grauenvolles Geheimnis aus der Vergangenheit birgt. Nicht die degenerierten geflügelten Affenwesen sind ihre wirklichen Feinde, sondern ein augenloser Seher, der König Keandir eine dunkle Zukunft weissagt. Er ist der Letzte einer uralten Rasse, der an diesem Ort gefangen gehalten wird und bloß Befreiung sucht.
Der Herrscher geht auf die Bitten des Greises ein, muss aber schon bald erkennen, dass er einen folgenschweren Fehler gemacht hat, da er in dessen Bann gerät. Nur durch das mutige Eingreifen einiger treuer Freunde kann der augenlose Seher schließlich besiegt und vernichtet werden.
Die Elben setzen ernüchtert ihre Reise fort und finden bald ein Land, das ihren Hoffnungen und Wünschen entspricht. Mutig und tatkräftig bauen sie sich ein neues Leben auf und erkunden das Land um sich herum.
Ein gutes Omen scheint die Geburt der Kinder der Königin zu sein, die eine Menge weiterer Schwangerschaften und Geburten nach sich zieht. Und das Glück bleibt ihnen in den kommenden Jahren weiter hold, denn sie finden in den alten Wesen, die verborgen in den Wäldern leben, und in friedlichen Menschen gute Freunde. Selbst gegen die grassierende Seuche der Lebensmüdigkeit gibt es ein heilsames Mittel.
Doch das düstere Vermächtnis des augenlosen Sehers lebt weiter fort. Ausgerechnet in Magolas, dem jüngeren seiner Zwillingssöhne, entdeckt Keandir Anzeichen des Fluchs, den er durch seinem Pakt mit dem augenlosen Seher über sich und sein Blut gebracht hat. Doch was kann er tun, um das prophezeite Schicksal jetzt noch abzuwenden? Zumal nun auch noch eine weitere Gefahr auf sein Volk zukommt, mit der er so nicht gerechnet hat.


Es mag zwar sein, dass Alfed Bekker sich in einigen Details seiner Beschreibungen und der Benennung der Elben an J. R. R. Tolkien orientiert hat, aber das sind auch schon alle Ähnlichkeiten zum „Herrn der Ringe” oder „Silmarillion”. Die Elben wirken längst nicht so durchgeistigt und erhaben, wie man sie von Mittelerde her kennt, sondern begehen fatale Fehler, haben durchweg menschliche Schwächen und zeigen auch schon einmal Unerfahrenheit, wie man sie bei einem solchen Volk sonst nicht vermutet.
Gerade die Episode auf der Insel des augenlosen Sehers bedient sich eher Motiven, wie man sie aus der klassischen Sword & Sorcery kennt. Uralte Magier, die in den Neuankömmlingen nur ein Mittel zum Zweck sehen, gab es auch schon bei „Conan“, degenerierte geflügelte Affenwesen bevölkerten bereits die Dschungel Afrikas in einigen Geschichten anderer phantastischer Autoren aus der Frühzeit des Genres.
Durch diese - zugegebenermaßen recht seltsame - Mischung gewinnt Bekker dem Thema immerhin ein paar neue Seiten ab, die man in dieser Zusammenstellung so noch nicht oft gelesen hat. Zudem schreibt er recht flüssig und routiniert, spickt die Handlung immer wieder mit handfester Action, damit sie nicht zu langweilig wird.

Das kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass das Buch keinen richtigen Höhepunkt hat.
Auch wenn am Ende eine riesige Schlacht tobt, so kommt doch keine richtige Stimmung auf. Denn der Autor verzichtet darauf, die Figuren so zu charakterisieren, dass man an ihrem Schicksal wirklich Anteil nimmt oder Sympathien entwickelt.
Diese Distanz wirkt sich negativer aus, als die stellenweise Raffung, in denen die Ereignisse von Jahren zusammengefasst werden, ohne wirklich Abenteuer zu erzählen. Dazu kommt, dass die Handlung nicht gerade komplex ist und viele Ereignisse früh absehbar sind.

„Das Reich der Elben” hinterlässt deshalb einen sehr zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite ist der Roman durchaus unterhaltsam und besitzt einen gewissen Grad an Spannung, andererseits verschenkt er durch die einfache Handlung und Charakterzeichnung viele Möglichkeiten, um den Leser an sich zu binden.

hinzugefügt: February 10th 2008
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Lyx
Hits: 2437
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