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Curran, M. F. W.: Wächter der Schatten (Buch)

M. F. W. Curran
Wächter der Schatten
(The Secret War, 2006)
Aus dem Englischen von Michael Nagula
Titelgestaltung von Design Team München unter Verwendung einer Collage von Corbis/Jupiter Images/Brand und Corbis/National Gallery Collection
Goldmann Verlag, 2007, Taschenbuch, 544 Seiten, ISBN 978-3-442-46546-0

Von Carsten Kuhr

Der Autor entführt uns in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Die Schlacht um Trafalgar fand bereits statt, bei Waterloo unterliegt die bislang unschlagbare Armee des kleinen Korsen dem englischen Heer. Mit dabei: die Dragoner des königlich I. Regiments.

Captain William Saxon und sein Pflegebruder Lieutnant Kieran Harte gehören zu den geschniegelten, aus gutem Hause stammenden Soldaten und haben mehr als ihren Teil an Blut und Tod gesehen.
Nach der letzten Schlacht, in der Kieran verletzt wurde, ziehen sie sich in ein nahe gelegenes belgisches Dorf zurück, um ihren Sieg zu feiern und ihre Wunden zu lecken. Mitten in die Feier platzt ein Todesschrei. Ein Mörder geht um, ein riesenhafter, dunkler Schatten, der alle, die sich ihm in den Weg stellen, brutal niedermacht. Erst als einer der Dragoner dem wütenden Hünen den Kopf abschlägt geht der Amoklauf zu Ende. Vor den Augen der entsetzten Soldaten verwandelt sich der unförmige Riese in einen Menschen - dunkle Magie, Zauber, raunen die Dorfbewohner. Die Spur des Monsters führt zu einer Hexe, in deren Besitz sich eine kleine Bronzepyramide befindet.
Ins heimatliche England zurückgekehrt suchen die beiden den Rat eines Wissenschaftlers. Im Englischen Museum begegnen sie einem Forscher des Heiligen Stuhls und einem übernatürlichem Gegner. Ein Vampyr setzt sich auf ihre Spur und versucht, ihnen die Pyramide, die einem Dämon als Tor in unsere Dimension dient, abzujagen. Nur dem Eingreifen des päpstlichen Gesandten haben sie es zu verdanken, mit dem Leben davonzukommen. Sollten sie London nicht verlassen, droht ihren Familien die Rache der Dämonen und ihrer Herrscher. So fliehen sie übers Meer in die Ewige Stadt. In Rom werden sie vom Vatikan angeworben, einem geheimen Orden beizutreten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit dem Schwert das Böse zu bekämpfen. Als aus Norditalien Kunde über Angriffe der Schergen in Diensten der Vampyre nach Rom dringt, wird eine Expedition ausgesandt, das Böse zu bekämpfen. Mit dabei unsere beiden britischen Soldaten. Doch selbst in den heiligen Hallen gibt es Verräter, die das Böse unterstützen. Und so tappen unsere Helden in eine perfide Falle, aus der sie nur die Dar'uka, fünf unsterbliche Krieger im Auftrag des Guten, befreien können...


Selten habe ich ein Buch gelesen, das sich so uneinheitlich präsentierte wie vorliegendes Werk.

Der Roman beginnt mit einer in seiner Deutlichkeit nichts zu Wünschen übrig lassenden Beschreibung der Schrecken des Krieges. Statt stolzgeschwellter Heldenbrust erwarten uns uringetränkte Beinkleider, aus aufgerissenen Bäuchen quellende Eingeweide und schrecklich leidende Opfer beider verfeindeter Mächte. Das ist in seiner Ausgestaltung überzeugend realistisch ohne dabei voyeuristisch zu wirken oder die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten. In dieses Schreckensszenario passt sich das Böse in Gestalt des Dämons gut ein, der gleich ob Freund oder Feind alles angreift und niedermacht, das sich ihm in den Weg stellt.

Die Suche der beiden Heimgekehrten nach der Bedeutung der Pyramide und eine Erklärung für das Blutbad von Belgien fügen sich zunächst durchaus logisch in die Erzählung ein.

Schon auf der Reise nach Italien aber beginnt die Handlung an Überzeugungskraft abzunehmen. Mitten auf dem Meer wird ihr Segelschiff von einem Verfolger in Diensten des Bösen entdeckt, aufgebracht und geentert. Im Moment der Niederlage fährt, gleich einer himmlischen Fackel auf einem hellen Licht reitend, ein unüberwindlicher Krieger auf das Schlachtfeld hernieder, der die Piraten gleich reihenweise niedermäht.
Das ist kitschig, in einer Ausführung lachhaft und schlicht so überdreht, dass die Handlung jegliche innere Überzeugungskraft verliert.

Kaum im Vatikan angekommen geht es entsprechend weiter. Da soll, angefeindet vom Papst und dem ihm nahe stehenden Kardinälen, ein schlagbarer Orden existieren, der sich dem aktiven Kampf gegen das Böse verschrieben hat.
Mal abgesehen davon, dass der Heilige Vater, so ihm denn ein Orden wirklich ein Dorn im Auge wäre, diesen mit einem Federstrich auflösen könnte, bleibt der Autor uns auch die Begründung für die Antipathie des Papstes gegen die das Böse bekämpfenden Brüder schuldig. Was soll er denn nur dagegen haben, dass die teuflischen Vampyre bekämpft werden?

Dass unser beiden englischen Offiziere dann als Anführer zum Orden stoßen, in denen die Brüder zehn Jahr an den Waffen ausgebildet werden, ist ein weiteres Mosaiksteinchen, das nicht passt. Selbst wenn sie Naturtalente im Kampf gegen das Böse wären, warum sollen ausgerechnet sie die ausgesandte Streitmacht anführen - ein Rätsel, wie so Vieles ab dem zweiten Drittel des umfangreichen Romans.

Konfus und unglaubwürdig präsentiert sich so eine Handlung, die vielversprechend begonnen hatte.

hinzugefügt: January 30th 2008
Tester: Carsten Kuhr
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