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Bessermann, Julius: Greg und die Traumfänger - Greg 1 (Buch)

Julius Bessermann
Greg und die Traumfänger
Greg 1
(Böszörményi Gyula: Gergo és az álomfógok, 2002)
Aus dem Ungarischen von P. Dietlinde Draskóczy
Titel- und Vorsatzillustrationen von István Fillenz
Innenillustrationen von Nóemi Fábián
Schenk-Verlag, 2007, Hardcover, 624 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-939337-31-

Von Christel Scheja

Durch die erdrückende Übermacht der angloamerikanischen Autoren im Bereich der Fantasy vergisst man oft, das auch die weniger bekannten Länder Europas eine reichhaltige Tradition an Mythen, Legenden und Märchen haben - und nicht zuletzt Autoren, die ihre Phantasie in ganz andere Richtungen entwickeln konnten als etwa die hiesigen Schriftsteller.
Selten jedoch wagen sich Verlage daran, Romane aus anderen Ländern zu veröffentlichen, vor allem solche, die aus Osteuropa stammen. Umso spannender ist es, wenn dann doch einmal ein solcher Roman in Deutschland erscheint.


Der zehnjährige Greg ist ein ganz normales Kind unserer Zeit. Er hockt am liebsten vor dem Computer oder Fernseher oder streitet sich mit seiner Schwester Sophie. Von Hexen, Zauberern und Magie will er nichts wissen - das hält er für albernen Kinderkram. Deshalb ist es für ihn besonders schlimm, als sich seine Träume selbstständig machen.
Immer wieder erscheint ein Wolfswelpe in ihnen, der steif und fest behauptet, dass Greg ein Schamane sei und eine wichtige Aufgabe zu erfüllen habe. Der Junge sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen, den Wolf und die anderen Kreaturen, die von nun an durch seine Träume geistern, zu akzeptieren und muss schließlich sogar in psychologische Behandlung.
Das betrübt seine Mutter, die Heilkräuterverkäuferin Margarete Blüm. Denn auch wenn sie schon lange nichts mehr mit ihnen zu tun hat, so weiß sie doch, dass es Magie und ihre Anwender gibt.
Dann erhält sie eine Einladung, die das Leben der ganzen Familie umkrempelt. Sie sollen gemeinsam in das verschwiegene Eulenbachtal kommen, um dem Treffen der Wahrsager, Magier, Spielleute und Schamanen bei zu wohnen.
Die ‚Verzückten’, wie sie sich selber nennen, haben sich den mystischen Kräften dieser Welt geöffnet und wollen auf ihrem regelmäßigen Treffen diese Gemeinsamkeit in einem fröhlichen, ausgelassenen Fest feiern, bei dem sie wieder einmal zeigen wollen, welche Künste sie weiter entwickelt haben.
Greg gefällt das gar nicht. Aber er hat keine andere Wahl, als mitzukommen. Gemeinsam bricht die Familie auf. Die Reise führt sie immer weiter in die Wildnis. Und als sei dies nicht genug, tun sich plötzlich Gefahren auf, mit denen niemand gerechnet hat. Irgendetwas oder jemand will verhindern, dass Greg das Eulenbachtal betritt.
Endlich glücklich angekommen bleibt der Junge weiterhin skeptisch und schaut sich das Treiben mit einer misstrauischen Distanz an. Doch dann wird er von immer heftigeren Visionen gequält und ganz in die Traumwelt gezogen. Nun hat er keine andere Wahl mehr, als seine Gaben und sein Schicksal zu akzeptieren.
Denn die Welt der ‚Verzückten’ steht kurz vor dem Untergang. Düstere Mächte haben sich aus Rachsucht daran gemacht, ein Unglück nach dem anderen zu beschwören und schließlich auch noch den Drachen frei zu lassen, das gefährlichste Untier, das man sich denken kann. Und nur Greg besitzt noch die Kraft, ihn wieder in seine Schranken zu weisen...


Schon auf den ersten Seiten entfaltet „Greg und die Traumfänger” eine mystische Atmosphäre, die man in einem Kinderbuch selten so intensiv beschrieben vorfindet. Traum und Wirklichkeit gleiten spielerisch ineinander und verweben sich zu einem Werk, das nicht nur Kinder in seinen Bann schlägt.
Mit Wortwitz und liebevollen Beschreibungen fängt Julius Bessermann die Leser ein und entführt sie in eine von Seite zu Seite spannender werdende Geschichte.
Dabei darf man nicht einmal besonders viele Kämpfe oder gar wilde Action erwarten; die Konflikte sind anderer Natur. Sie liegen im Geist und den Gefühlen begründet, und erst wenn der Held gelernt hat, seine selbst auferlegten Grenzen zu überwinden, kann er auch die Probleme lösen, denen er sich stellen muss.
Selbst die eigene Vergangenheit und die Geschichte der Familie spielen dabei eine wichtige Rolle. Seine Reise durch die Traumwelt ist letztendlich auch seine Initiation - denn mit jedem Schritt, den er tut, lernt er etwas mehr über seine Kräfte und seine Bestimmung. Dabei vermischt der Autor zwar verschiedene Traditionen, vermittelt dies aber so überzeugend, dass man ihm das gerne abnimmt.
Um den jungen Helden gruppieren sich sympathische Charaktere, die mal ganz normal, mal märchenhaft sind, aber vor allem durch ihre Kauzigkeit auffallen und immer wieder zum Schmunzeln verleiten. Bis auf ‚Krähe’ ist am Ende eigentlich niemand böse und kann auf den richtigen Weg zurück geleitet werden.

„Greg und die Traumfänger” besitzt das, was vielen heutigen Fantasy-Büchern fehlt: eine Seele, die die Gefühle der Leser anrührt und bindet.
Spannung entsteht vor allem durch das lebhafte Erzähltalent des Autors, der Märchenhaftes mit modernen Mythen vermischt und eine liebenswert verträumte Welt herbeizaubert, in die man sich gerne begibt. Und das nicht nur, wenn man ein Kind ist.

Der 1964 geborene und seit seiner Kindheit an den Rollstuhl gefesselte ungarische Autor Julius Bessermann veröffentlichte 1991 sein erstes Buch. Das zehnte war der 2003 erschienene Fantasy-Roman „Greg und die Traumfänger”, der in seinem Heimatland zum Bestseller wurde und wie seine Fortsetzungen mit den Abenteuern des jungen Schamanen mehrere Preise erhielt. Für seine Arbeiten wurde er im März 2007 mit dem Jozsef-Attila-Preis ausgezeichnet.

hinzugefügt: January 20th 2008
Tester: Christel Scheja
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