Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Art of the Devil (DVD)

Art of the Devil
Thailand 2004, Regie: Tanit Jitnukul, mit Arisa Wills, Supakson Chaimongkol, Krongthong Rachatawan, Tin Settachoke u.a.

Von Thomas Harbach

Die J-Horrorwelle hat es thailändischen Filmemachern ermöglicht, mit einfachsten Mitteln unterhaltsame Filme zu produzieren und die Diskrepanz zu den technisch ambitionierten koreanischen oder Hongkong-chinesischen Werken zu verkürzen. Das dabei oft immer wieder die gleichen Ideen recycelt werden, steht auf einem anderen Blatt. Tanit Jitnukul hat in den letzten Jahren in erster Linie Actionstreifen und Historienfilme gedreht. Mit „Art of the Devil“ präsentiert er seinen ersten Beitrag zum klassischen Horrorgerne. Die Voodoothematik ist nicht unbedingt originell, aber nach einem eher klassischen Rachethrillerauftakt erinnert der Streifen sehr schnell an die Hongkong-Horrorfilme der achtziger Jahre, mit überzeugenderen Goreeffekten versehen, aber genauso nihilistisch und vor allem auf die schwarze Magie fokussiert. Wie in den oft rohen, technisch nicht unbedingt überzeugenden Filmen wie „Black Magic Woman“, die einen starken Kontrast zu den belächelten hopsenden Vampiren darstellten, findet die eigentliche Hexerei im wahrsten Sinne des Wortes im Hinterzimmer statt. Wenn der Hexer dann auch noch durch das Telefon sich über seine Erfolge oder in diesem Fall Misserfolge informiert, könnte die brüchige Grenze zur ungewollten Parodie überschritten werden. Aber Jitnukul holt den Zuschauer im nächsten Augenblick mit einer blutigen oder brutalen Szene zurück. In seinem Film sterben vor allem auch die wenigen sympathischen Charaktere, während der Regisseur einer jungen, arroganten und egozentrischen Frau in einer Hommage an die amerikanischen Slasherfilme die Möglichkeit gibt, sich durch die schreckliche Ereignisse, die ihrer Familie und ihr passieren, sich zu entwickeln und zu einer verantwortungsbewussten, gereiften jungen Frau zu werden.

Der Film beginnt – wie sich später herausstellt – kurz vor dem eigentlichen Showdown in schwarzweiß. Mit diesem optischen Trick versucht der Regisseur die unterschiedlichen Zeitebenen besser voneinander zu trennen. Das Leben in Saus und Braus der thailändischen Millionärstochter Nan wird plötzlich aus den Angeln gerissen. Die Villa ist anscheinend überfallen worden. Der kleine Bruder liegt in seinem eigenen Blut und die Mutter hockt blutüberströmt und apathisch auf dem Bett. Nan erhält einen Anruf, der sie vor der eigenen Schwägerin Boon warnt. Prompt taucht diese im Hintergrund auf, schlägt Nan nieder und fesselt sie. Dann beginnt die anscheinend wahnsinnig gewordene attraktive junge Frau Nan ihre Geschichte zu erzählen, die in einem engen Zusammenhang mit Nans inzwischen verstorbenen Vater steht. Dabei hat Nan diese verhängnisvolle Kette im Grunde selbst initiiert. Sie hat ihrer Freundin Boon ihren Vater vorgestellt. In Rückblenden erfährt der Zuschauer von der Beziehung zwischen dem jungen Mädchen und Nans Vater, ihrer Schwangerschaft, wie sie Nans Vater um eine Millionen Baht erpresst, von dessen Freunden vergewaltigt wird und schließlich mit Hilfe eines dunklen Schamanen ihren Rachefeldzug gegen Nans Vater, seine Freunde und am Ende dessen überlebende Familie beginnt. Später heiratet Boon Nans Bruder. Spätestens hier hätte der Film das Thema Schwangerschaft wieder aufnehmen müssen. Es wäre sehr unwahrscheinlich, das sich Boon ohne große Verkleidung oder kosmetische Operation als völlig andere Person in das Leben von Nans Familie schleichen kann, bzw. für diese Vorgehensweise wirkt Nan in der direkten Konfrontation zu wenig überrascht. Außerdem kennt Nan im Gegensatz zum Zuschauer große Teile von Boons Schicksal, aus diesem Blickwinkel sind die gesamte Rekapitulation und vor allem die Erzählstruktur unnötig. Das Drehbuch hätte diese Klippe eleganter umschiffen können und müssen, in dem es nur einen Teil von Boons tragischer Geschichte aus dieser übergeordneten und damit rückblickenden Perspektive erzählt oder – was einfacher gewesen wäre – auf die Freundschaft zwischen Boon und Nan verzichtet hätte.

Die eigentliche Geschichte des Films ist unabhängig von der komplexen Zeitstruktur relativ stringent und einfach. Es ist eine klassische Rachegeschichte, in welcher das anfänglich naive Opfer sich mehr und mehr zu einer Wahnsinnigen entwickelt und in ihrem Zorn über die direkt Verantwortlichen hinaus zuschlägt. Zu Beginn des Films – unabhängig vom Rahmen – manipuliert der Regisseur die Zuschauer, indem er versucht, der Schwägerin die Sympathien zuzuschanzen. Sie verliebt sich in einen reichen Mann, erliegt seinem offensichtlichen Charme, hat aber gegen dessen Familie keine Chance. Sie wird schwanger, das Verhältnis zu ihrem Liebhaber kühlt sich auf einen Schlag mächtig ab. Hier beginnt im Grunde zu früh die emotional nicht immer überzeugende Wandlung in der Figur. Sie versucht aus der Situation erst Geld zu schlagen, der Liebhaber rächt sich, indem sie nach einer Liebesnacht vergewaltigen lässt und das Geschehen mit der Videokamera aufnimmt. Ab diesem Moment sind die Fronten klar abgesteckt. Eine weitere Katastrophe schließt sich an, während die junge Frau mit Hilfe eines schwarzen Magiers ihren Rachefeldzug beginnt. Das Zehn-kleine- Negerlein-Spiel bestimmt die erste Hälfte des Films. Auch wenn die Morde blutig sind – bei den meisten braucht sie nicht einmal Hand anlegen, sondern der Voodoo-Zauber entfaltet seine Wirkung -, nutzt sich diese Formel zu schnell ab. Der Film wirkt in diesem Abschnitt statisch, wenn auch routiniert aber zumindest teilweise innovativ inszeniert. Daran ändern auch die originellen Todesarten nichts. Sie sind alle sehr blutig inszeniert und nicht selten hält die Kamera bis zum unangenehmen Ende drauf. Die Trickeffekte sind insbesondere für das thailändische Niveau adäquat. Obwohl Jitnukul mit den immer wieder die Handlung unterbrechenden in schwarzweiß gedrehten Einschüben deutliche Hinweise auf das zumindest vorläufige Ende gibt und somit die Erzählstruktur stärker zusammenhalten sucht, als es das teilweise unlogische Drehbuch hergibt, kann er nicht alle unverständlichen Patzer ausmerzen. Warum dringt insbesondere die Schwägerin in das Haus der ihren Platz streitig machenden Familie ein, während sie ansonsten alle Morde durch ihren Magier ausführen ließ? Warum kann Nans Freund – der Reporter – ohne größere Recherchen nicht nur ihre Vergangenheit enthüllen, sondern ohne Probleme den entsprechenden Magier finden? Hier hat Jitnukul allerdings eine böse Pointe in der Hinterhand, welche unterstreicht, dass der Zuschauer kein westliches Stangenfutter vor sich hat. Triumph und Tragödie liegen in diesem Streifen sehr eng zusammen. Eine weitere Frage steIlt man sich, warum Jitnukul eigentlich unnötig die vorfinale Konfrontation der beiden Frauen offenkundig gemacht hat. Mit einigen wenigen einfachen Tricks hätte er die Identität des Eindringlings tarnen und somit die Spannungskurve deutlich erhöhen können.

An einigen Stellen gelingt es dem stellenweise unnötig aufgeblasenen Drehbuch allerdings zu überraschen. Positiv ist „Art of The Devil“ insbesonders, wenn die Regie das Publikum nicht auf einzelne Schockeffekte vorbereitet, sondern sie unvermutet und dann effektiv auftreten. So ist es keine Überraschung, das insbesondere die detailliert vorbereiteten magischen Morde zwar nett anzuschauen sind, aber insbesondere durch die Distanz zu den einzelnen Figuren den Betrachter nicht berühren.

Der Film lebt von seinen beiden weiblichen Protagonisten. Dabei starten sie aus sehr unterschiedlichen Ecken. Es sind beides sehr attraktive Frauen mit entsprechendem Sex Appeal. Während Nan das Jet Set Leben und vor allem den Alkohol in vollen Zügen genießt, wirkt Boon verschlossener, fast schuldmädchenartig. Sie wird von der bestimmenden Arroganz, welche Nans Vater als erfolgreicher Immobilienmakler ausstrahlt, gefangen genommen. Jitnukul impliziert auf Seiten des Mädchens eine leicht devote Note, führt aber diese Richtung nicht weiter aus. Später wird Boon zu einer egozentrischen, exzentrischen und natürlich verrückten Massenmörderin, während Nan nicht zuletzt aus Sorge um ihre Familie zu einer verantwortungsvollen jungen Frau wird. Diese charakterlichen Veränderungen sind bezeichnend für die Teenager-Slasherfilme, das Drehbuch geht auch nicht über eine eher eindimensionale, teilweise überzeichnete Charakterisierung hinaus. Trotzdem verfolgt der Zuschauer die Konfrontation dieser beiden sehr attraktiven und insbesondere für asiatische Filme progressiven Frauen mit Interesse, aber nicht unbedingt Mitgefühl. Erst am Ende des Streifens gelingt es dem Regisseur, für seine Figuren Sympathiepunkte zu erwerben. Trotzdem benötigt er einen eher billigen und nicht nachvollziehbaren Trick, um in einem eher unnützen Epilog noch einmal an der Spannungsschraube zu drehen. Weiterhin distanziert Jitnukul die Zuschauer noch weiter von seinem Film, indem er Nan ihre Geschichte noch auf Band sprechen und suggerieren lässt, dass es wirklich dunkle Magie gibt.

Inszenatorisch überzeugt dagegen „Art of The Devil“. Jitnukul erschafft mit einer fließenden Kamerabewegung konstant eine dunkle, bedrohliche Atmosphäre. Die effektiv eingesetzten Schockmomente werden nicht immer dosiert eingesetzt. Teilweise unangenehm realistisch und blutig. An richtigen Splatterszenen gibt es wenige, aber insbesondere die erbrochenen „Aale“ in bekannter Hongkong-Tradition bleiben in Erinnerung. Der Film ist schnell geschnitten, oft sind die Szenenwechsel und die alternierenden Zeitebenen zu hektisch integriert. Im Vergleich zu anderen thailändischen Regisseuren weiß Jitnukul sehr genau, was er inzwischen überzeugend an Tricks präsentieren kann und was noch nicht. Das macht den ganzen Streifen homogener und stimmiger. Leider entspricht die Story nicht dem technischen Standard des Films.

E-M-S präsentiert den Film in einem passenden 1,85:1 Format. Das Bild ist sehr sauber und scharf. Die Farben sind auch in den Nachtszenen klar. Es werden zwei Tonspuren in Dolby Digital 5.1 angeboten. Die Synchronisation ist weitgehend ansprechend, die Originalstimmen sind teilweise zu schrill. Zu den Extras gehören ein kurzes Making Of, das allerdings mehr den üblichen Promotionberichten entspricht, ein Trailer und eine Bildergalerie.

DVD-Facts:
Bild: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, thailändisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Making of, Trailer, Bildergalerie

hinzugefügt: January 19th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: ems
Hits: 2787
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]