Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Huston, Charlie: Stadt aus Blut - Joe Pitt 1 (Buch)

Charlie Huston
Stadt aus Blut
Joe Pitt 1
(Already Dead)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Kristof Kurz
Heyne Verlag, 2007, Taschenbuch, 318 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3- 453-67527-8

Von Carsten Kuhr

Joe Pitt hat den Ruf; einer der härtesten Privatermittler Manhattans zu sein. Nach einer schweren Kindheit hat er seinen Weg auf der Straße als Schläger und Rausschmeißer gemacht. Eines Nachts, bei einem Punkkonzert, als er einem reichen Schnösel gerade seinen Schwanz geblasen hat, wird er zum Dank für seine Dienste von Diesem angegriffen und schwer verletzt. Er hat eine Menge Blut verloren, mehr als man seiner Wunde eigentlich zuschreiben dürfte. Seitdem ist er, dank des Vyrus´, Mitglied in einer exklusiven Gemeinschaft von der kein Sterblicher etwas wissen darf.
Manhattan selbst ist in Bezirke unterteilt, die streng hierarchisch geführt werden. Nur wenigen gelingt es, ein relativ unabhängiges Dasein zu fristen. Joe gehört zu diesen Wenigen. Durch seine Dienste gelingt es ihm, zwei der bedeutendsten Vampirclans der Insel gegeneinander auszuspielen und vorerst zumindest seine Freiheit zu behalten. Doch alles hat einen Preis. Als die Koalition ihn auf die Suche nach einem Überträger entsendet, der reihenweise menschenfressende Zombies schafft, ahnt er noch nicht, dass er im Verlauf seiner Ermittlungen zwischen alle Fronten geraten wird. Damit nicht genug, wird er von einer reichen, nymphomanen Mutter beauftragt, ihre verschwundene Tochter zu suchen. Die Spuren beider Aufträge führen ihn in schummrige Kneipen, zu schmierigen Produzenten von Internetpornos und in pädophile Kreise der High Society...


Charlie Huston hat mit seiner Krimi-Trilogie um den liebenswerten Verlierertypen Hank Thompson international für Furore gesorgt.
In demselben launisch-lakonischen Stil verfasst, wendet er sich vorliegend einem für ihn ungewöhnlichen Topic zu. Er präsentiert seinem Leser eine gelungene Mischung aus hard-boiled privat eye Roman und einer Vampirgesellschaft.
Mittlerweile hat er bereits einen weiteres Buch um seinen ungewöhnlichen Detektiv Joe Pitt vorgelegt, der bei Heyne für Mai 2008 unter dem Titel „Blutrausch“ in Vorbereitung ist.

Nun kann man mit Büchern um und mit den Nosferatu mittlerweile ganze Bibliotheken füllen. Das Sub-Genre des Vampirromans boomt, auch und insbesondere, weil die Werke zumeist mit sexuellen Anspielungen und Beschreibungen kokettieren.

Huston geht einen anderen Weg. Im Vordergrund des Textes steht die Aufklärung des Geheimnisses. Zum Einen ist abzuklären, wo die verschwundene Tochter aus reichem Hause abgeblieben ist, was sie überhaupt dazu gebracht hat, ihrem Leben in Luxus und Sicherheit abzuschwören, zum Anderen gilt es, das Geheimnis um den Zombiemacher zu enträtseln.

Im Verlauf seiner Ermittlungen, in denen die Besonderheiten, die Joe als Vampir auszeichnen als notweniger Bestandteil wie selbstverständlich eingefügt sind, erfahren wir immer mehr von der Welt der Vampirclans, ihrer Machtstrukturen und Konflikte. In fast schon plakativ zu nennender Weise berichtet Huston dabei ohne jegliche Beschönigung von Gewaltakten, es geht vulgär und dreckig zu hinter den Kulissen der Begüterten, und genau dies schildert Huston in einer deftigen, an Eindeutigkeit nichts zu Wünschen übrig lassenden Sprache. Es wird gefickt, gehurt, missbraucht, geschlagen - Gossenjargon, aber durchaus stimmig und passend. Er erzählt von alltäglicher Gewalt, vom Leben in der Gosse, von den Ausgegrenzten und Abgerutschten und von den Honoratioren mit ihren scheinbar weißen Westen. Hier nutzt er altbekannte Stereotype - die nymphomane, versoffene reiche Ehefrau, der pädophile Millionär, der erpresserische Detektiv, das Kind aus behütetem Hause, das sich bewusst aus Protest den Underdogs der Gesellschaft zuwendet - alles Versatzstücke, die uns schon oft begegnet sind. So darf die fast schon obligatorische Anmache der reichen Auftraggeberin an den tougher Detektiv ebenso wenig fehlen, wie der verräterische Informant.
Hier spielt der Autor gekonnt, ja virtuos mit der Erwartungshaltung seiner Leser, reichert das Ganze durch die übernatürlichen Besonderheiten an und schafft so ein ganz eigenes Lesevergnügen, das sicherlich nichts für Vampir-Lestat-Anhänger ist, das aber den Fans von Raymond Chandler und Co durchaus gefallen dürfte.

hinzugefügt: January 17th 2008
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Heyne
Hits: 2629
Sprache: german

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]